Zunehmender Antisemitismus?

99,7 Prozent der Schweizer können dem Bundesrat einen Auftrag nur übers Parlament erteilen. Nicht so die Funktionäre der jüdischen Gemeinde (0,3%). Sie erwarten seit dem 1. Mai von Bundesrat Cotti konkrete Massnahmen der Behörden gegen den wieder zunehmenden Antisemitismus. Das Wehklagen hören wir seit geraumer Zeit. Das berühmte Institut of Policy Research in London teilt diese Meinung nicht. Die Schweizer Rassismus-Kommission wird nach ihrer schönen Plakat-Aktion diese gegenteilige Auffassung sicher zur Kenntnis nehmen.

Was Bloch und seine Paladine Antisemitismus nennen, ist in Wirklichkeit punktueller Ärger über das pausenlose Erjammern einer kollektiven Schuldanerkennung, Ärger über eine lendenlahme Behörde und bücklingssüchtige Presse. Kurz: die Faust im Sack ist der unbeholfene Ausdruck einer Reaktion.

Das erwähnte Lamentieren stützt sich auf anonyme Briefe und Anrufe. Jeder öffentlich Auftretende erhält solche Schreiben und wirft sie in den nächsten Papierkorb. Nicht so Herr Feigel; er zeigt sie genüsslich am Fernsehen und lässt sie publizieren. Es sollen deren 170 sein bezogen auf die Bevölkerung also 0,0003 Prozent. Die Klage über zunehmenden Antisemitismus ist schon deshalb nicht ernst zu nehmen, weil kein Bänkelsänger, kein Münsterpfarrer, kein obskurer Buchhändler und kein Karikaturist seit zwei Jahren jemals eine nicht-koschere Haltung eingenommen hat, ohne sofort angeklagt zu werden. Diese Anklagen sind Schläge ins Gesicht derjenigen, die für den Antirassismus-Artikel gestimmt haben in der Annahme, es ginge um Essentielles. Die Herren Bloch, Lissy und Feigel haben im übrigen nicht begriffen, dass der Vorwurf Antisemit falls er nicht belegbar ist seit Einführung von Art. 261bis StGB eine Ehrverletzung darstellt. Dies hat jedenfalls das Basler Strafgericht im November 1997 festgehalten. Natürlich haben sich die Systemmedien geweigert, darüber zu schreiben.