Holocaust
Die Demontage Wilkomirskis:
Oder was Ganzfried vergessen hat
von Jrgen Graf
Wie ein jdischer Autor in der Weltwoche den weltweit gefeierten Erlebnisbericht eines Holocaust-berlebenden als Schwindel entlarvt und damit die Glaubwrdigkeit solcher Augenzeugenberichte bis ins Mark erschttert
Vorbemerkung: Der Wilkomirski-Schwindel ist ein schweizerisches Thema; da kann die Rufsite nicht abseits stehen. Ein Holocaust-Erlebnisbericht wie der von Wilkomirski wird natrlich von den Revisionisten kritisch unter die Lupe genommen. Wertvolle Recherchierarbeit bei der Entlarvung Wilkomirskis als Mrchenerzhler hat Daniel Ganzfried geleistet. Der Fall Wilkomirski harrt noch vertiefter wissenschaftlicher Bearbeitung. Selbstverstndlich darf die Stimme von Jrgen Graf, einer der weltweit fhrenden Revisionisten, nicht fehlen. Er zieht Parallelen zwischen dem Erlebnisbericht Wilkomirskis und den Berichten anderer berhmter Fabulisten. Die von Graf aufgrund seiner Forschungsarbeit gewonnenen Feststellungen zur geschichtlichen Beweislage knnen nicht gegen geltendes Recht verstossen, weshalb auch wir mit gutem Gewissen seinen Artikel bringen, den wir der Site www.ety.com/tell verdanken. Diese musste bekanntlich auf Befehl der Schweizer Bundespolizei gesperrt werden. Wer aus der Schweiz selber in die Tellsite reinschauen mchte, klickt auf Free Surfing bei http://www.anonymizer.com und gibt die gewnschte Adresse ein.
Wer sich ernsthaft mit dem Holocaust befasst hat, weiss, dass es fr die seitens der orthodoxen Historiker behauptete Massenvernichtung von Juden in Gaskammern weder forensische noch dokumentarische Beweise gibt, sondern ausschliesslich Zeugenaussagen. Einen unfreiwilligen Beweis dafr liefert Jean-Claude Pressac, der vor einigen Jahren von den Medien als Widerleger des Revisionismus bejubelt wurde. In der Einleitung zu seinem Buch Die Krematorien von Auschwitz schreibt der franzsische Auschwitz-Spezialist, er sei nicht auf letztlich doch fehlbare Augenzeugenberichte angewiesen, sondern sttze sich auf Dokumente.1 Bei der Lektre des Werks merkt der staunende Leser dann, dass Pressac immer, wenn er von Menschenvergasungen spricht, als Quelle einen Augenzeugenbericht anfhrt! Dies ist ganz unvermeidlich, weil es Urkundenbeweise fr Menschenvergasungen in Gottes Namen nicht gibt ganz im Gegensatz zu solchen fr die Existenz von Konzentrationslagern und Krematorien, die haufenweise vorhanden sind: Allein im Sonderarchiv an der Moskauer Wiborg-Strasse liegen nicht weniger als 88000 Seiten Dokumente der Zentralbauleitung von Auschwitz, jener Organisation also, die fr den Bau der Krematorien in jenem Lager zustndig war.2
Wie brchig das einzig und allein auf Zeugenaussagen fussende offizielle Holocaust-Bild ist, hat ein antirevisionistischer Historiker, der Franzose Jacques Baynac, 1996 in einer Schweizer Zeitung unverblmt eingerumt:3
Fr den wissenschaftlichen Historiker stellt eine Zeugenaussage nicht wirklich Geschichte dar. Sie ist ein Objekt der Geschichte. Und eine Zeugenaussage wiegt nicht schwer; viele Zeugenaussagen wiegen nicht viel schwerer, wenn kein solides Dokument sie absttzt. Das Postulat der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, so knnte man ohne grosse bertreibung sagen, lautet: Kein(e) Papier(e), keine nachgewiesenen Tatsachen [...].
Entweder man gibt den Vorrang des Archivs auf, und in diesem Fall muss man die Geschichte als Wissenschaft disqualifizieren, um sie sogleich neu als Kunst einzustufen. Oder aber man behlt den Vorrang des Archivs bei, und in diesem Fall muss man zugeben, dass der Mangel an Spuren das Unvermgen nach sich zieht, die Existenz der Menschenttungsgaskammern direkt zu beweisen.
Nun mag ja nur ein verschwindend kleiner Teil der ffentlichkeit das aufschlussreiche Gestndnis des Jacques Baynac zur Kenntnis genommen haben. Sehr wohl zur Kenntnis genommen wurde aber das 1995 im Jdischen Verlag bei Suhrkamp erschienene Buch Bruchstcke. Aus einer Kindheit 1933-1948 von Binjamin Wilkomirski.
Nach Erscheinen des Werks wussten sich die Kritiker vor Entzcken nicht zu fassen. Ein einschlgig bekannter Spezialist, Herr Daniel Goldhagen, jubelte:4
Dieses fesselnde Buch belehrt auch jene, die mit der Literatur ber den Holocaust vertraut sind. Es wird jeden tief bewegen.
Seinen eigenen Aussagen zufolge wurde Wilkomirski 1939 in Riga geboren. Er habe, behauptet er, Majdanek und Auschwitz berlebt, sei 1948 aus dem kommunistischen Polen in die Schweiz gekommen und dort von einem Ehepaar Doessekker adoptiert worden, weshalb sein heutiger Name Bruno Doessekker laute. Die Schweizer Brokratie habe ihm eine falsche Biographie aufgezwungen:5
Das Dokument, das ich in den Hnden halte ein behelfsmssiger Auszug, keine Geburtsurkunde , gibt den 12. Februar 1941 als mein Geburtsdatum an. Aber dieses Datum stimmt weder mit meiner Lebensgeschichte noch mit meinen Erinnerungen berein. Ich habe rechtliche Schritte gegen diese verfgte Identitt eingeleitet.
In der Weltwoche vom 27. August 1998 (Nr. 35, S. 46/47) resmiert der Jude Daniel Ganzfried den Triumphzug des Wilkomirskischen Opus:
Dies Kind, ein Mensch aus Fleisch und Blut, geht um die Welt. bersetzungen in mehr als ein Dutzend Sprachen, bis jetzt drei Filme, ein Theaterstck, gelehrte Abhandlungen, unzhlige Features und Rezensionen nichts fehlt, um vor dem grossen Auftritt der literarischen Schweiz in Frankfurt noch einmal auf dieses seit Jahren erfolgreichsten Buch aus unserem Lande hinzuweisen.
Drei Jahre lang whrte Wilkomirskis Ruhm. Dann erfolgte jh die Demontage, und zwar ironischerweise durch eben diesen Juden Daniel Ganzfried in besagter Weltwoche-Ausgabe. Nach einem lngeren Gesprch mit Wilkomirski keimten in Ganzfried erste Zweifel auf:
Wir geben zu, dass wir einiges nicht glauben, und ziehen von dannen, denken aber, eine genauere Recherche wrde sicher auch ihm helfen, seine Geschichte zu belegen. Wir treffen Bekannte von Bruno Doessekker aus der Schulzeit. [...] Zwei Talente sind schon frh aufgefallen: Er musiziert mit Verve und erfindet hie und da absonderliche Geschichten, die sich als Legende entpuppen. [...] Im Zrcher Stadtarchiv stossen wir auf das erste Dokument, das uns stocken lsst. Bruno Doessekker wurde am 22. April 1947 an der Primarschule Zrich Fluntern in der ersten Klasse eingeschult. [...] Wir lesen sein Buch erneut: Die Begebenheiten, die er aus der Nachkriegszeit als eigenes Erlebnis in Polen schildert, lassen es schwerlich zu, dass er 1947 in der Schweiz zur Schule ging. Doch wir wollen uns nicht schon festlegen. Nur ist da noch dieser Altersunterschied von drei Jahren, den er auf alle seine Klassenkameraden gehabt htte. Niemandem fiel etwas auf, sowenig wie an seiner Sprache - Zrichdeutsch ohne Wenn und Aber.
Verblfft muss Ganzfried zur Kenntnis nehmen, dass sich Wilkomirski bald telefonisch und schriftlich drohend gegen weitere Nachforschung verwahrt. Doch forscht er weiter, und das Ergebnis seiner Recherchen sieht wie folgt aus:
Binjamin Wilkomirski wurde am 12. Februar in Biel als unehelicher Sohn der Yvonne Berthe Grosjean geboren, erhielt den Vornamen Bruno, kam ins Kinderheim, wurde 1945 zur Adoption freigegeben und von einem Ehepaar Doessekker adoptiert. Die Kindheit in Riga, Majdanek und Auschwitz war frei erfunden. Dieser Zeuge war nie in der Hlle, hlt Ganzfried kategorisch fest, und wirft die bohrende Frage auf, wie es mglich war, dass jedes ernstzunehmende Feuilleton dieses Buch gefeiert hat, als handle es sich um die Originalniederschrift des Alten Testaments, und wieso die halbe Psychoanalytikergemeinde von Zrich bis Israel sich soweit irrefhren lsst, dass sie dem Glauben verfllt, statt beharrlich nachzufragen. Er fgt hinzu:
Es mag erstaunen, wie billig sich die Rezipienten und Multiplikatoren in Film und Literatur abspeisen lassen. Dass ihnen aber vor einem Konstrukt wie Wilkomirskis Lebensgeschichte nicht nur die Freiheit zu fragen, sondern auch der Mut des eigenen Urteils abhanden kommt, muss erschrecken. Mit dieser Urteilsunfhigkeit bleibt auch der Anspruch auf Qualitt auf der Strecke was die einmtig berhhte Meinung zu Wilkomirskis und anderer schlichtweg schlechter Produkte hiesiger Literatur und Kunst belegt.
Ganzfrieds Einstufung des Wilkomirski-Elaborats als schlichtweg schlechtes Produkt ist hflich untertrieben, wovon sich jeder Leser selbst berzeugen kann. Wir begngen uns piettshalber mit zwei Passagen aus dem derzeit erfolgreichsten Schweizer Buch, die erste bezieht sich auf den erfundenen Aufenthalt des Autors in Majdanek:6
Fr immer hat sich mir das Bild jener zwei Knaben vor dem Barackentor in mein Gehirn gebrannt: Sie durften die Baracke nicht mehr betreten. Sie sollten uns eine Warnung sein. Gekrmmt, sich windend und unablssig schreiend knieten sie im Dreck. Entsetzt blickte ich auf ihre rot zertropften Hosen. Die grsseren Kinder erzhlen: Auf dem Weg zur Latrine htten sie ihr Wasser nicht mehr halten knnen. Zwei Blockowas htten sie erwischt, als sie hinter einer Baracke an die Wand gepinkelt htten. Zur Strafe habe man ihnen von vorne Stbchen in den Pimmel gesteckt, so tief es nur ging. Einige sagten, die Stbchen seien aus Glas gewesen. Dann htten die Blockowas darauf geschlagen und die Stbchen seien zerbrochen und knnten nicht mehr herausgezogen werden. Die Blockowas htten sehr gelacht und grosses Vergngen dabei gehabt. Nun schreien sie und pinkeln nur noch Blut! sagte einer. Am Abend wimmerten sie noch, und dann hat man sie weggebracht.
Nach seiner Einschulung in Zrich will unser Mrchenonkel folgendes erlebt haben:7
Welche Schweizer Heldensagen kennt ihr?, fragte die Lehrerin. [...] dann entrollt sie ein grosses, buntes Wandbild. Was ist hier zu sehen? fragt sie wieder. Der Tell! Wilhelm Tell! Der Schuss! tnt es von den Bnken. Nun? Was siehst du? Beschreibe das Bild, sagte die Lehrerin, noch immer zu mir gewandt. Ich blicke entsetzt auf das Bild, auf diesen Mann, der offenbar Tell heisst, der offenbar ein Held ist, der eine merkwrdige Waffe hlt und zielt. Er zielt auf ein Kind, und das Kind steht ahnungslos da! [...] Ich sehe ..., ich sehe einen SS-Mann..., sage ich zgernd. Und er schiesst auf Kinder, fge ich schnell hinzu. Brllendes Gelchter im Schulzimmer. Ruhe! ruft die Lehrerin .[...] Ich blicke sie an, gerade ins Gesicht. Ich sehe die blitzenden Augen, den wutverzerrten Mund. Und jetzt weiss ich es, sie ist es, sie ist die Blockowa! Da steht sie, breitbeinig, prall, die Hnde in die Hften gestemmt. Die Lehrerin ist eine Blockowa! Unsere Blockowa! Sie hat sich nur verkleidet, sie hat die Uniform abgelegt. Sie trgt jetzt einen roten Pullover, sie hat versucht, mich zu tuschen! Ihr Kinder seid nur Dreck, hat sie immer gesagt. Wieso zwingt sie mich nun, dieses schreckliche Bild zu erklren? Sie kennt es doch lngst! Sie weiss, was es bedeutet! Ich nehme einen neuen Anlauf: Es ist nicht normal, weil... weil... Ich stottere schon wieder. Weil was? schreit es mir entgegen. Weil... unsere Blockowa hat gesagt: Kugeln sind zu schade fr Kinder! und weil.. weil... eigentlich nur die Erwachsenen werden erschossen... oder sie gehen ins Gas. Die Kinder kommen ins Feuer oder werden von Hand gettet... meistens. Wie!? kreischt sie nun und scheint die Fassung zu verlieren. Wie? wiederhole ich, nun, mit den Hnden eben, am Hals... wie bei den Hhnern... Setz dich und hr auf mit deinem Gefasel! keucht sie. [...]
Geschlagen hat mich die Blockowa nicht zur Strafe, das hat sie nach der Schule der Klasse berlassen. Wie ein Schwarm sind sie auf dem Heimweg ber mich hergefallen was htte ich tun sollen, gegen so viele. Ich habe mich auf den Rand des Gehsteiges gesetzt und sie prgeln lassen. Warum machen die Kinder gemeinsame Sache mit der Blockowa? ich kann es nicht begreifen. Dies schmerzt mehr als die Prgel und macht mich traurig.
Wieso dergleichen bloss von jedem serisen Feuilleton gefeiert worden sei, fragt Ganzfried. Die Antwort kennt er natrlich selbst: Weil jeder serise Feuilletonist weiss, dass er dergleichen zu feiern hat, will er in dieser Gesellschaft Karriere machen - genau wie jeder serise Journalist, der ber den Holocaust-Revisionismus schreibt, diesen im Interesse seiner Karriere beschimpfen muss, mag er auch nie eine einzige Zeile eines einzigen revisionistischen Autors gelesen haben.
Mit seiner Wilkomirski-Entlarvung, vorgenommen im Feuilleton der serisen Zrcher Weltwoche, knnte Ganzfried Geister gerufen haben, die er nicht mehr loswerden wird. Gar mancher Leser drfte sich nmlich fragen: Wie ist es denn eigentlich um die Glaubwrdigkeit anderer, nicht minder bekannter Erlebnisberichte ber den Holocaust bestellt?
Was denkt Daniel Ganzfried beispielsweise ber Filip Mllers 1979 publiziertes Buch Sonderbehandlung, das von den Feuilletonisten weiland in noch weit hymnischeren Tnen gepriesen wurde als das Wilkomirski-Geschreibsel und das Raul Hilberg in seinem Standardwerk ber die Judenvernichtung nicht weniger als siebzehnmal als Zeugnis fr die Massenmorde in Auschwitz zitiert?8 Mllers Obsznitten lassen diejenige Wilkomirskis mhelos hinter sich; hier eine Kostprobe:9
Von Zeit zu Zeit kamen auch SS-rzte ins Krematorium, meistens Hauptsturmfhrer Kitt und Obersturmfhrer Weber. An solchen Tagen ging es wie in einem Schlachthof zu. Vor den Hinrichtungen befhlten die beiden rzte wie Viehhndler die Schenkel und Waden der noch lebenden Mnner und Frauen, um sich die besten Stcke auszusuchen. Nach der Erschiessung wurden die Opfer auf einen Tisch gelegt. Dann schnitten die rzte Stcke von noch warmem Fleisch aus den Schenkeln und Waden heraus und warfen es in bereitstehende Behlter. Die Muskeln der gerade Erschossenen bewegten sich noch und konvulsierten, rttelten in den Eimern und versetzten diese in ruckartige Bewegungen.
Das ist Filip Mller, Professor Raul Hilbergs auf dreizehn Seiten insgesamt siebzehnmal zitierter Starzeuge, dessen Werk laut Claude Lanzmann, Regisseur des neuneinhalbstndigen Films Shoa, in jeder Episode das Siegel der Wahrheit trgt!10 Mller schildert in epischer Breite, wie er und seine Kollegen vom Sonderkommando im Frhsommer 1944 die Leichen Vergaster, die in drei Schichten in einer Grube gestapelt und dort eingeschert wurden, mit siedendem Menschenfett bergiessen mussten, das den Leichen entstrmte, in Rinnen abfloss und mit Kellen aus diesen geschpft wurde, um als zustzlicher Brennstoff zu dienen11 als ob das Fett nicht das erste wre, das bei der Einscherung einer Leiche verbrennt!
Hlt Ganzfried diesen Mllerschen Unrat fr glaubwrdig? Wenn nein, wie kam es denn, dass dieser Unrat in allen serisen Feuilletons ber den grnen Klee gelobt wurde? Hlt Ganzfried Elie Wiesels La Nuit fr glaubwrdig - ein Buch, in dem der von April 1944 bis Januar 1945 in Auschwitz I und Birkenau internierte Wiesel die Gaskammern nicht mit einem einzigen Wort erwhnt, dafr aber schildert, wie die Juden lebend in Feuergrben gestossen wurden, wo sie stundenlang in den Flammen dahinvegetierten?12 (In der deutschen Wiesel-bersetzung Die Nacht zu begraben, Elischa tauchen die vom Autor vergessenen Gaskammern dann auf wundersame Weise doch auf, weil der bersetzer Curt Meyer-Clason das Wort crmatoire regelmssig mit Gaskammer wiedergibt.) Ist fr Ganzfried das erfolterte Gestndnis des ersten Auschwitz-Kommandanten Rudolf Hss13 glaubhaft, dem zufolge Hss bereits im Juni 1941 das am 23. Juli 1942 erffnete14 Lager Treblinka besuchte und der von 2,5 Millionen allein bis Ende November 1943 in Auschwitz vergasten Juden sprach,15 whrend der weltweit als fhrender Auschwitz-Experte gefeierte Pressac inzwischen bei 470000 whrend der gesamten Existenz des Lagers Vergasten angekommen ist16 wohlverstanden ohne die Vergasung auch nur eines einzigen Juden dokumentarisch belegen zu knnen?
Lassen wir Daniel Ganzfried nochmals zu Worte kommen:
Gerade vor der Faktizitt der Todesfabriken, von den Nazis so angelegt, dass niemand ihre Existenz je fr mglich halten wrde, kommt17 der Zeugenschaft und dem Vertrauen, das die Nachwelt in sie haben knnen muss, eine besondere Verantwortung zu. Es erscheint menschlich, dass man einem, der aussagt, im Inneren der Hlle gewesen zu sein, um so mehr glaubt, als er durch seine Person so plastisch bezeugt, was sich unsere Gedanken niemals anzueignen vermgen. Es nimmt uns die Aufgabe des Nachdenkens und die erschtternde Erfahrung des Versagens unseres Menschenverstandes vor dem Faktum Auschwitz ab.
Welche Todesfabriken, Herr Ganzfried? Welches Faktum Auschwitz? Das Buch des Bruno Doessekker alias Binjamin Wilkomirski liefert keine Beweise fr das Vorhandensein von Todesfabriken, darber sind wir uns einig - wer aber sind die echten, die glaubhaften Zeugen, wenn es schon anerkanntermassen keine Sach- und Dokumentenbeweise gibt? Zeugen fr die Existenz von Menschenttungsgaskammern und nicht von Entlausungskammern oder Krematorien, von Vernichtungslagern und nicht von Konzentrationslagern, fr die Realitt der systematischen Judenausrottung und nicht der Judenverfolgung oder des Hftlingselends in Majdanek, Auschwitz und anderswo.
Daniel Ganzfried sprt mit sicherem Instinkt, welche Konsequenzen er mit seiner mannhaften Wilkomirski-Demontage heraufbeschwren knnte:
Wo Winnetou heute auf einer Freilichtbhne in Bayern auftritt, weiss jedes Kind, wie der Schauspieler heisst. Bei Wilkomirski aber, der auf vielen Bhnen tanzt, verhlt es sich anders. Er hlt Vortrge, bietet seine Dienste als Experte fr Rckgewinnung von Identitt an, nimmt Gelder ffentlicher Institutionen entgegen alles unter der Voraussetzung, dass er der ist, fr den er sich ausgibt. Tritt er wieder ab, meinen zum Beispiel die Schler an einer Zrcher Kantonsschule, sie htten mit eigenen Augen einen gesehen, der leibhaftig aus der Hlle zurckgekommen ist. An die Hlle glauben sie nie. Aber nun mssen sie erfahren, dass auch der Zeuge falsch war. Bald glauben sie gar nichts mehr, und morgen schon neigen sie dazu, dem zu glauben, der ihnen erzhlen will, dass Auschwitz nur ein Arbeitslager war, wo leider auch ein paar Insassen zuviel gestorben seien.
Ein paar Insassen zuviel ist untertrieben immerhin schtzt der weltweit fhrende Revisionist Carlo Mattogno die Zahl der Auschwitz-Opfer auf 160000 bis 170000.18 Ansonsten hat unser Weltwoche-Autor aber verflucht recht: Falls den Kantonsschlern, um Ganzfried zu paraphrasieren, der Mut des eigenen Urteils noch nicht abhanden gekommen ist, werden sie nach dem Bekanntwerden der Wilkomirski-Pleite fortan tatschlich insgeheim denken, dass Auschwitz wirklich nur ein Arbeitslager war, wenn auch ein ziemlich bles.
Wer freilich gar noch den Mut hat, ein solches eigenes Urteil ffentlich bekanntzugeben, den erwarten in der heutigen Schweiz Bussen und Gefngnisstrafen. Der Verfasser dieses Aufsatzes wurde am 21. Juli 1998 vom Kantonsgericht Baden zu 15 Monaten Haft ohne Bewhrung (sowie 8000 Franken Busse) verurteilt. Der Grund dafr liegt darin, dass er den Mut des eigenen Urteils aufgebracht hat und die Geschichten eines Elie Wiesel, eines Filip Mller und all der anderen Wilkomirski-Vorgnger einfach nicht glauben will.
Fussnoten
1 Jean-Claude Pressac, Die Krematorien von Auschwitz. Technik des Massenmords, Piper 1994, S. 2.
2 Bei zwei zusammen mit Carlo Mattogno unternommenen Besuchen in Moskau (Juli/August sowie November/Dezember 1995) haben wir alle 88000 Seiten gesehen.
3 Jean Baynac, Faute de documents probants sur les chambres gaz, les historiens esquivent le dbat (Mangels beweiskrftiger Dokumente ber die Gaskammern drcken sich die Historiker vor der Debatte), in: Le Nouveau Quotidien, Lausanne, 3. September 1996.
4 Goldhagen-Zitat auf der Rckseite der Taschenbuchausgabe von Binjamin Wilkomirskis Bruchstcke. Aus einer Kindheit 1939-1945, Suhrkamp Taschenbuch 2801, erste Auflage 1998. Alle Wilkomirski-Zitate nach dieser Taschenbuchausgabe.
5 Wilkomirski (siehe Anmerkung 4), S. 143.
6 ebenda, S. 57/58.
7 ebenda, S. 119 ff.
8 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europischen Juden, Fischer Taschenbuch Verlag, 1990, 2. Band, S. 1037-1046.
9 Filip Mller, Sonderbehandlung, Steinhausen 1979, S. 74.
10 Einleitung Claude Lanzmanns zur franzsischen Ausgabe von Mllers Buch (Trois ans dans une chambre gaz, Pygmalion/Grard Watelet, 1980).
11 Filip Mller (siehe Anmerkung 9), S. 207 ff.
12 Elie Wiesel, La Nuit, Editions de Minuit, 1958, S. 57 ff.
13 Wie das Hss-Gestndnis durch Folter erzwungen wurde, schildert Rupert Butler in Legions of Death, Arrow Books Limited, 1958, S. 235 ff.
14 Zum Datum der Erffnung Treblinkas siehe Eberhard Jckel (Hg.), Enzyklopdie des Holocaust, Argon 1992, S. 1430.
15 NO-3868 PS.
16 Pressac (siehe Anmerkung 1), S. 202.
17 Im Text steht irrtmlicherweise kommen.
18 Carlo Mattogno und Franco Deana, Die Krematoriumsfen von Auschwitz-Birkenau, in: Ernst Gauss (Hg.), Grundlagen zur Zeitgeschichte, Grabert 1994, S. 307.