Holocaust-Industrie
Der Wilkomirski-Schwindel
Als Kind in Majdanek und Auschwitz Die erfundene Schreckensbiographie des Binjamin Wilkomirski alias Bruno Dssekker, geb. Bruno Grosjean:
Bruno Dssekker fhrte als Musiker und Klarinettenbauer ein unaufflliges Leben in Zrich, bis er sich als Fnfzigjhriger nach Dezennien erzwungenen Vergessens schreibend nach aussen gewandt und damit zu sich selber gefunden hatte als Holocaust-Kind (NZZ) Also entschloss er sich, unter dem Pseudonym Binjamin Wilkomirski die Welt mit einem weiteren Stck Holocaust-Literatur zu beglcken: Es heisst Bruchstcke aus einer Kindheit 1939-1948 und ist 1995 erschienen im Jdischen Verlag bei Suhrkamp. Das Buch wurde in 13 Sprachen bersetzt und gab Stoff fr 2 Dokumentarfilme. In den Zeitungen gab es reihenweise enthusiastische Rezensionen. Wer einen Verriss gewagt htte, wre seinen Job wohl losgewesen. Aufgrund der wiederholten Auflagen darf es als eine der erfolgreichsten Schweizer Publikationen der neunziger Jahre gelten, gerade rechtzeitig fr die Frankfurter Buchmesse, wo die Schweiz Gastland war, dachten sich Verlag und Autor. An der Messe suchte man das Buch allerdings vergeblich.
Der Wilkomirski Boom hielt an, bis der Schweizer Daniel Ganzfried mit fragwrdigem inquisitorischem Furor (wie die NZZ meint) in der Weltwoche (Nr. 35 und 36/98) nachwies, dass Wilkomirskis Erinnerungen alles Erfindungen, Phantasien, im besten Fall eine grausame Wunschbiographie sind. Der angebliche Auschwitz-berlebende ist weder Jude noch war er als Kind in einem Konzentrationslager. Htte ein Rechtsextremist ein solches Buch geschrieben, wrden die selbsternannten Experten, ohne stutzig zu werden, von einem blen Machwerk sprechen. Nach gelufigem Muster sprach Wilkomirski von einer antisemitischen Verschwrung. Die Aktion Kinder des Holocaust bat Ganzfried eindringlich, von weiteren Recherchen abzusehen, da Wilkomirskis ohnehin beeintrchtige Gesundheit als Auschwitz-berlebender noch weiter geschdigt wrde.
Alle sind sie Dssekker aufgesessen, als erster der renommierte Suhrkamp-Verlag. Angeblich weiss Wilkomirski nicht genau, wann er geboren ist, denn er habe keine Geburtsurkunde. Er kenne seine genaue Herkunft nicht und habe keinen einzigen Verwandten. Von der Kindheit seien einzig Bilder aus Majdanek geblieben, aus dem Waisenhaus in Krakau, aus den ersten Jahren bei schweizerischen Pflegeltern, die ihm Fragen nach seiner Vergangenheit und Herkunft verboten htten. Das Verhaltensmuster dieser Vertuschung erklre auch die Geschichtslosigkeit, die er hierzulande spre (Wilkomirski in einem seiner vielen Interviews, Tages-Anzeiger 28.6. 1996).
Ganzfrieds Bericht ist in der Weltwoche erschienen. Hier die Fakten, die Bruno Ganzfried in bester Revisionistenmanier erhoben hat. Diese lautet, traue keinen unbelegten Aussagen, bevor sie nicht anhand von Dokumenten berprft sind. Bruno Grosjean, so Wilkomirskis Geburtsname, wurde am 12.2.1941 als uneheliches Kind der Yvonne Berthe Grosjean geboren. Die Geburt wurde im Zivilstandsregister der Stadt Biel ordnungsgemss beurkundet. Die Vormundschaftsbehrde Biel fhrte ein ausfhrliches Dossier ber Bruno Grosjean. Der leibliche Vater zahlte Unterhaltsbeitrge. Nach einem Aufenthalt in einem Kinderheim in Adelboden lebte Bruno Grosjean seit 1945 bei einer Pflegefamilie, dem rzteehepaar Dssekker in Zrich an der Hochstrasse 62, welches ihn adoptierte. Am 22.4.1947 wurde er seinem Alter gemss eingeschult, wie aus den Klassenlisten des zrcherischen Stadtarchivs hervorgeht. Er machte am Freien Gymnasium in Zrich die Matur, studierte in Genf Geschichte bis zum Lizentiat, lebt heute als Musiker und Instrumentenbauer in Zrich und ist Vater von drei Kindern. Nach dem Tode seiner Mutter, die als Yvonne Berthe Rohr 1981 in Bern gestorben war, trat Bruno Dssekker alleine eine kleine Erbschaft an. 1985 starben auch seine Adoptiveltern. Seither lebt Bruno Dssekker alias Binjamin Wilkomirski in begterten Verhltnissen.
Also keine Rede von fehlender Geburtsurkunde oder Verwandten etc. Tatsache ist, dass Wilkomirski bewusst und mit Absicht lgt, wenn er behauptet, nur einen behelfsmssigen Auszug (?) und keine Geburtsurkunde zu besitzen, der den 12.2.1941 als Geburtstag angibt (Nachwort in seinem Buch), nicht adoptiert worden zu sein (Vortrag vom 23.1.1998 am Psychoanalytischen Seminar Zrich), sich um die Vormundschaftsakten bemht zu haben (Tages-Anzeiger vom 31.8.1998), nichts mit dem Kind von Yvonne Grosjean gemein zu haben (dito), ein jdisches Kind aus Riga zu sein, dass nach dem berleben der Hllen von Majdanek und Auschwitz in die Schweiz geschleust worden sei, wie sein Buch zugrundelegt (Ganzfried).
In seinem Buch und seinen hufigen Auftritten als Holocaust-berlebender bei Vortrgen und Veranstaltungen im In- und Ausland sowie in zwei Dokumentarfilmen liess Wilkomirski nie den geringsten Zweifel aufkommen, dass er das Beschriebene selbst erlebt hat. Dabei scheute er sich nicht, vor Schulklassen hinzustehen und sich sogar bei Amcha, einer Vereinigung zur psychologischen Betreuung ehemaliger Konzentrationslager-Insassen, als Experte in Sachen Rckgewinnung der Identitt anzudienen. Fr die ganze Holocaust-Industrie ist die Geschichte des Mchtegern-Juden Wilkomirski eine hochpeinliche Katastrophe, die tunlichst verschwiegen wird.
Heute stellt sich Wilkomirski schamlos auf den Standpunkt , dem Lesenden sei es immer frei gestanden, sein Buch als Literatur (sic!) oder als persnliches Dokument zu verstehen. Der Suhrkamp Verlag liess in seinem Pressematerial nie den geringsten Spielraum, es knnte sich evtl. um einen fiktionalen Text handeln. Nach Meinung von Ganzfried ist Wilkomirskis Holocaust-Geschichte ein inhaltlich, sprachlich und formal abgrundtiefes schlechtes Buch. Allein weil es um das Thema Holocaust geht, wurde das Buch unisono rund um die Welt, von der ersten bis zur letzten Besprechung als literarisches Meisterwerk der Schweizer Literatur der 90er-Jahre gefeiert, als wre es die Originalniederschrift des Alten Testaments (Ganzfried).
Der eigentliche Skandal ist nicht so sehr die von Wilkomirski erfundene Lgenbiographie, sondern die sklavisch begeisterte Aufnahme des Buches durch die Medien. Hinter vorgehaltener Hand wurden Zweifel an der Authentizitt laut, aber niemand wollte sich die Finger verbrennen und das Renommee besudeln (Ganzfried). So krank gemacht und eingeschchtert sind alle, wenn es um das Thema Holocaust geht, dass niemand zu sagen wagte, dass der Kaiser mit den neuen Kleidern nackt ist. Das unsgliche Antirassismusgesetz sorgt fr die Zensur im Kopf. So kam es, dass Verlag, Feuilleton, Fernsehen und Radio in einer verhngnisvollen Tateinheit im Fall Wilkomirski ihre Verantwortung aufs grbste verletzt und mitgeholfen haben, das Publikum zu tuschen. Ihre Schludrigkeit, die nahezu vollkommene Absenz von Zivilcourage im Kulturbetrieb unserer Tage, haben mitverursacht, dass Auschwitz einmal mehr zu einer Glaubensfrage verkommt (Ganzfried). Nur einem Juden wie Ganzfried konnte es gelingen, den Wilkomirski-Schwindel aufzudecken. Einen Rechten htte man als Holocaust-Leugner sofort verfemt und ruiniert.
Die im Buch erzhlten Greuelgeschichten sind unertrglich, peinlich, pervers und widerlich, und scheinen ein Bedrfnis nach Greuel-Pornographie zu befriedigen. Im besten Falle erreichen sie die Qualitt peinlicher Anekdoten, z.B. wo er in der Schule ein Bild mit Wilhelm Tells Apfelschussszene sieht. Dem Leidgeprften kommt sofort ein SS-Mann in den Sinn, der auf kleine Kinder zielt.
Wilkomirski erinnert sich, wie die Gerusche der Skilifte in der Schweiz ihn als Kind in Todesngste versetzt htten. Die Skilifte wurden damals von Saurermotoren betrieben. Ein berlebender aus Majdanek habe ihm erzhlt, dass vor dem Eingang der Gaskammern zwei Vergasungswagen gestanden htten, die von umgebauten Saurermotoren betrieben wurden. (Warum Gaswagen, wenn es gemss Wilkomirskis Informant Gaskammern hatte?) Saurer-LKWs galten viele Jahre als Schweizer Qualittsprodukt. 1983 wurde die Arboner Firma stillgelegt.
Der Einsatz von Lastwagen der Marke Saurer, (wahrscheinlich aus Lizenzproduktion) zur Menschenttung durch Dieselabgase drfte fr die meisten Schweizer neu sein. Die revisionistische Forschung hat sich mit den technischen Aspekten und den Quellen grndlich befasst. Eine Ttung mit Abgasen von Dieselmotoren im Leerlauf ist praktisch unmglich, wie deren toxische Zusammensetzung und ein Unfall in einem Eisenbahntunnel in den USA zeigten. Ganz im Gegensatz etwa zu den Abgasen von damals auch in der Schweiz gebruchlichen Holzvergasermotoren, deren Abgase hochgiftig und tdlich sind. Alle Quellen sprechen aber ausdrcklich von Dieselmotoren.
Weiterfhrende Information zur Diesel-Geschichte von Friedrich Paul Berg: Die Diesel-Gaskammern: Mythos im Mythos oder von Ingrid Weckert: Die Gaslastwagen Eine Wrdigung der Beweislage.
Die Sddeutsche Zeitung betreibt die Schadensbegrenzung des von ihr genannten Trauerarbeitsunfalls mit folgenden Worten:
Die Wahrheit des berlebenden, sollte man meinen, ist unhintergehbar, aber wer interessiert sich schon fr die Wahrheit? ... Aber solange dem Menschen die Wahrheit noch nicht zumutbar ist, braucht es offenbar solche unwirkliche Geschichten wie diejenigen des gepeinigten Kindes Binjamin Wilkomirski.
Dieses Geschwtz ist blanker Unsinn: Die Wahrheit ist fr niemanden unzumutbar. Jedoch wird versucht, mit drastischen Strafurteilen das kritische Hinterfragen zu verhindern.
Die nachlassende Urteilskraft und das vollstndige Fehlen von Brgercourage waren schon zur Zeit des Nationalsozialismus frh als zentrale Merkmale des historischen Prozesses erkennbar, bemerkte Ganzfried bezglich des Umgangs mit Wilkomirskis Bruchstcken (die eher ein Scherbenhaufen seien), mit dem dieser das Publikum schamlos genarrt hatte (Die Weltwoche 39/98). Er beklagt zu Recht, dass vor lauter Denkbarrieren niemand ans Nachrecherchieren dachte, nach dem Motto Tatsachen zhlen nicht, wichtig ist die Moral der Geschichte. Es sei im Zusammenhang mit Fakten und der Erinnerung an den Holocaust von der gnadenlosen Verwertung persnlicher Schicksale Abstand zu nehmen und einer reflexiven, dem wirklichen Geschehen verpflichteten Aufarbeitung Bahn zu brechen. Ganzfried ist voll und ganz zuzustimmen.
14.12.1998
Ergnzung: Der Philosoph Hans Saner unternahm in der Weltwoche 40/98 einen ebenso rhrenden wie untauglichen Rettungsversuch zugunsten der Bruchstcke indem er unter moralischen Gesichtspunkten eine existentielle Wahrheit an Stelle der blossen Tatsachenwahrheit fr Wilkomirski einfhrt: Wilkomirski mchte in seinem Leben solidarisch mit bestimmten Opfern sein und wird es auch, was einen Sinn und eine Zugehrigkeit anderer Art stiftet. Die existentielle Wahrheit nach Saner ist einerseits die subjektive Wahrheit von Wilkomirski alias Dssekker andererseits aber auch die im Laufe der Zeit vernderbare existentielle Wahrheit von uns allen. Denn, so Saner, wir leben im Rahmen von Tatsachenwahrheiten, aber aus existentiellen Wahrheiten. Andere Philosophen wrden diese prosaischer als moralischen-ideologischen berbau bezeichnen. Direkte Folgen der gegenwrtig gltigen existentiellen Wahrheit ist das sogenannte Antirassismusgesetz, das die Untersuchung der Tatsachenwahrheit verbietet und die von den Schweizer Banken erpressten Milliardenzahlungen. Trotz der mglichen neuen Interpretationen der Tatsachenwahrheiten sei das Faktische daran unvernderlich, meint Saner, und zwar als Begrenzung der existentiellen Wahrheit eines Wilkomirski. Die Revisionisten unternehmen die gefhrliche und undankbare Aufgabe, hinter die zeitgeist- und ideologisch bedingte existentielle Wahrheit zur faktischen Wahrheit vorzustossen, denn diese ist keineswegs unvernderlich und war es nie. Fr die Arbeitsweise der Revisionisten gibt Saner ein gutes Beispiel. Saner anerkennt die Hrte einer detektivischen Stringenz bei der Arbeit Ganzfrieds, bei dem er trotz gegenteiliger Behauptungen keinerlei unlautere Motive gefunden habe. Was den dokumentarischen Nachweis eines Geschehens betrifft, weist Saner zunchst auf die Banalitt hin, dass amtliche Dokumente nicht die Sachverhalte selber sind, sondern Bescheinigungen von solchen. Die Dokumente knnen unrichtig oder geflscht sein. Wo sie sich nicht durch (gesicherte) Sachverhalte selber berprfen lassen, muss man letztlich auch ihnen glauben oder vertrauen, sagt Saner. Vorbehalten bleibt eine vergleichende quellen- und textkritische Wrdigung der Dokumente, was Saner bersieht. Zu den gesicherten Sachverhalten als Prfkriterien gehren auch die Gesetze der Naturwissenschaft, wie die Revisionisten seit langem postulieren.
Wilkomirski habe im Konflikt seiner existentiellen Wahrheit mit der Tatsachenwahrheit der ersteren den Vorzug gegeben, einerseits radikal heroisch und andererseits katastrophal, nmlich gegen die Fakten. Von Heroismus kann man hier nicht sprechen, viel mehr von Tollkhnheit wider besseres Wissen. Heroisch sind hingegen die Revisionisten, die in einem zunehmend hysterischeren Umfeld und trotz zahlreicher Behinderungen Grundlagenforschung betreiben. Katastrophal ist das richtige Wort, denn Wilkomirski ist angetreten mit dem Anspruch einer Biographie. Dabei wird er behaftet. Es hilft nun nichts wenn Saner nach Ganzfrieds Aufdeckung von Wilkomirskis Schwindel treuherzig von der Hypothese ausgeht, dass es sich bei den Bruchstcken um eine literarische Fiktion handelt und nicht um ein autobiographisches Dokument.