Wer steht hinter Scientology?

Vom 11. bis 20. September 1999 durchquerten Marathonläufer für Menschenrechte anlässlich ihres 13wöchigen Laufes die Schweiz. Sie starteten am 22. Juli in Athen. Der Lauf endete nach 4500 Kilometern in Hamburg. Er wurde vom Menschenrechtsbüro der Scientology-Kirche organisiert, zum Zweck, das Bewusstsein der Bevölkerung bezüglich unserer grundlegenden Menschenrechte zu erhöhen. Aus Anlass des Ereignisses wurde ein Sonderblatt Freiheit Schweiz herausgegeben.

Abseits vom Nachrichtenfluss der Systemmedien ist immer wieder zu lesen, die internationale Organisation der Scientology-Kirche sei von dem in der Schweiz in die Schlagzeilen geratenen Milliardär Edgar Bronfman übernommen worden, nachdem vor einigen Jahren ihr Gründer L. Ron Hubbard gestorben ist. Dies wäre eine Antwort auf die Frage, von wo die zwielichtige Organisation das Geld für ihre in die Millionen Franken gehenden Unternehmungen und aufwendigen Propagandamittel herzaubert.

Der erste Beitrag auf der Titelseite des erwähnten Blattes ist von Aaron Rhodes (Executive Director International Helsinki Federation) geschrieben. Im nächsten wird als Gründer und Direktor der Freunde der Vereinten Nationen, eine Scientology-Organisation, Irving Sarnoff genannt.

Rhodes und Sarnoff ereifern sich über die Säuberungsaktionen durch die Armee des serbischen Präsidenten Milosevic. Ihr Glaubensbruder, der Oberkommandierende der NATO-Streitkräfte im Krieg gegen Serbien, Benjamin Jacob Nemerovski (alias Wesley Clark), hat mit dem befohlenen Angriff auf die russischen Truppen auf dem Flughafen von Pristina bei einem Haar den Dritten Weltkrieg ausgelöst. Generalleutnant Sir Michael Jackson wusste dies zu verhindern, indem er dem Oberkommandierenden den militärischen Gehorsam verweigerte: Ich werde nicht den Krieg für Sie beginnen, erklärte er Nemerovski (Spiegel Online Nr. 31/1999 am 2.8.99). Darüber verlieren Rhodes und Sarnoff kein Wort! Von ihrer Kritik ausgespart bleiben auch Waffenlieferanten und Profiteure der internationalen Hochfinanz. Was die kosovarischen Flüchtlingsströme betrifft, ignorieren sie, dass diese zum grössten Teil erst nach den Angriffen der NATO-Aggressions-Streitkräften einsetzten.

Das geschickt inszenierte Medienspektakel für Flüchtlinge, Menschenrechte und Religionsfreiheit vermag den mit den Methoden der Bewusstseinskontrolle gesteuerten Massenmenschen zu tosendem Applaus (Scientology) hinzureissen. Bei Spendenaktionen wie z.B. für die Glückskette des FS DRS kommen innert kürzester Zeit Millionen zusammen. Spendenaufrufe, die der eigenen Bevölkerung zugute kommen, erwecken kein Aufsehen und decken oft kaum noch die Unkosten.

In der Scientology-Zeitschrift wird die Verletzung der Religions- und der Meinungsfreiheit der Scientologen beklagt, obgleich das Problem viel weiter reicht. Längst sind im Gleichschritt mit dem neuen Weltsystem der Globalisierung Bestrebungen im Gange, die grossen Weltreligionen zu verschmelzen. Der Religionsunterricht für in der Schweiz anerkannte Landeskirchen ist in den Volksschulen abgeschafft worden. Die Abschaffung des Religionsunterrichts geht einher mit der Einführung der Holocaust-Religion in den Schulbüchern, als Geschichtskunde getarnt, was gegen die verfassungsmässig garantierte Glaubensfreiheit verstösst. Gegen die Verdrängung unserer Landesreligionen an den Schulen und die Verletzung der Meinungs- und Forschungsfreiheit in der Schweiz (siehe Religionsunterricht auf S. 8 und Prozess gegen Jürgen Graf auf S. 5) hat die Scientology-Kirche ihre Stimme nicht erhoben. Auch in Frankreich und Deutschland, durch die ihr Marathonlauf führte, ist es übel bestellt um die Meinungsfreiheit. Davor schliessen Scientologen die Augen .

In ihrer Zeitschrift ereifern sie sich gegen eine religiöse Diskriminierung in Frankreich, Deutschland, Belgien und Österreich. Es geht den Scientologen aber nicht wirklich um religiöse Lehren wie etwa Islam, Buddhismus, Shintoismus oder Katholizismus, sondern allein um die Religion der Scientology-Kirche. Unserem Religionsverständnis nach ist sie nichts weiter als eine okkulte Sekte, deren Mitglieder für fremde Interessen missbraucht werden. Wäre dem nicht so, würden diese Verteidiger der Menschenrechte längst die immer aggressivere Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäusserung von Andersdenkenden medienwirksam anprangern. Die finanziellen und technischen Mittel dazu hätten sie. Doch sie haben noch nicht begriffen, worum es eigentlich geht.

Deutschland wurde in den letzten zwei Jahren wegen strafrechtlicher Untersuchungen der Scientology-Kirche durch die Staatsanwaltschaften, ausgerechnet von jüdischen Stimmen aus Amerika immer wieder zurückgepfiffen. Jetzt ist auch in Frankreich die Scientology unter Beschuss geraten: In Marseille sind tonnenweise Akten eines laufenden Prozesses gegen sieben Scientology-Miglieder vernichtet worden aus Versehen, wie der Staatsanwalt hoch und heilig beteuert. (TA, 10.9.99). Gemäss TA hatte ein ehemaliges Mitglied die Sekte wegen Betruges und vorsätzlicher Gewaltanwendung eingeklagt. Die Klägerpartei wittert hinter der Asservatenvernichtung* den Versuch, den Prozess zu sabotieren. Schon ein Jahr zuvor waren in einem Pariser Scientology-Fall ebenfalls Akten auf mysteriöse Weise verschwunden (ebenda). Es handelt sich dabei allerdings um keinen Einzelfall. Wie franzsische Medien berichteten, sind auch Akten in Scientology-Prozessen in Paris, Verdun und Caen aus unerfindlichen Grnden verschwunden. (TA, 11.9.99). Die französische Justizministerin Elisabeth Guigou erwägt ein Verbot von Scientology.

Das Wesen der Scientology wird am besten verständlich, wenn man ihren Wurzeln nachspürt: L. Ron Hubbard erlangte als Marineoffizier Kenntnisse über geheime Forschungen der Marine. Er weigerte sich aber, sich den Kontrollpsychiatern anzuschliessen. Stattdessen schrieb er sein Buch Dianetics, in dem er sich mit den Methoden der Bewusstseinskontrolle beschäftigt. Hubbard erreichte durch die von ihm in den USA gegründete Scientology Church grossen Einfluss, worauf die CIA, die sich selbst mit den Techniken der Gedankenkontrollmechanismen beschäftigte, eine Verleumdungskampagne gegen Hubbard startete. Einige der Verfahren, die Hubbard zum Erreichen geistiger Freiheit angeboten hatte, wurden von der Regierung heimlich benutzt, um die Versklavung der Menschheit anzustreben. Andere der von Hubbard beschriebenen Techniken waren in der Tat Gegenmittel zu den Methoden der Bewusstseinskontrolle. (Jan van Helsing, Geheimgesellschaften, 1993, S. 226). John Symonds belegt in seiner Crowley-Biographie, dass Ron Hubbard [] seine magische Lehrzeit in Crowleys Kirche Thelema in Kalifornien absolviert hatte (E. R. Carmin, Guru Hitler, 1985, S. 218). Aleister Crowley galt in den 20er Jahren in einschlägigen esoterischen Kreisen als einer der bedeutendsten aktiven Magier des Jahrhunderts. Das britische Aussenministerium nannte ihn den ekelhaftesten und verruchtesten Menschen von ganz England, für viele galt er als der Antichrist par excellence, der schlechteste Mensch auf Erden überhaupt. (ebenda, S. 35). Hubbard wollte den Menschen möglicherweise nur einen Weg zur gesteigerten geistigen Freiheit zeigen. Die von ihm gegründete Scientology-Kirche wurde aber spätestens nach seinem Tod unterwandert und wird seither für ein anderes Ziel missbraucht. Von ehemaligen Mitgliedern der Scientology-Kirche wird erzählt, dass sie in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht wurden. Techniken der Bewusstseinskontrolle wandte auch der Sektenführer Bhagwan Shree Rajnees in Poona an. Das heute am häufigsten für die Bewusstseinskontrolle benutzte Mittel ist zweifellos die Television. Die religiösen Techniken, die von den Sekten benutzt werden, führen zur totalen Unterordnung des eigenen Willens und zur totalen Enteignung des persönlichen Ichs. Mehr als eine dieser okkulten Sekten dient als politisches Werkzeug oder hat sich selbst politische Ziele gesetzt, vermutlich in dem Sinne, dass deren Mitglieder selbst nicht wissen, dass sie als Werkzeug benutzt werden.


Fussnoten

* Die zitierten Zeitungsberichte sind falsch, wenn irrtümlich von Akten berichtet wird, wo es Asservate (beschlagnahmte Beweismittel) heissen müsste.