Gefahrenzone Mittlerer Osten?
Die Wahl von Ariel Sharon drfte den religisen und nationalistischen Ultras den Rcken strken. Ein Friedensabkommen mit den Palstinensern rckt wieder in Ferne. Von einem Staat Palstina redet niemand mehr und ber einen solchen wird Sharon mit Yassir Arafat auch nicht reden. Die Reaktion der seit 55 Jahren entrechteten und gedemtigten Palstinenser wird in neuen Gewaltttigkeiten ausarten. Fr diesen Fall schliesst Sharon jede weitere Verhandlung aus, was Arafat Gelegenheit gibt, internationale Schutztruppen fr die palstinensischen Gebiete zu fordern. Auf jeden Fall wrden sich dann Drittstaaten, allen voran europische, aktiver um den Konflikt kmmern (Quelle: Basler Zeitung, 8.2.2001, S. 2). Wie Israel auf ein solches Szenario reagieren wrde, wissen wir nicht. Eine Eskalation zwischen den Kontrahenten, besonders, wenn das in die NATO eingebundene Deutschland daran beteiligt ist, knnte zu weitreichenden Konsequenzen fhren. Israel ist eine Nuklearmacht. Aus geheimen Tagebchern Moshe Sharetts, die an die ffentlichkeit gekommen sind, geht hervor, dass an deren Einsatz schon gedacht wurde. Sharett schrieb:
Man muss entschieden verstehen, dass die Israeli sich mit dem Rcken an die Wand stellen und kmpfen werden mit allen in Betracht zu ziehenden verfgbaren Mitteln falls sie eine fr ihre Sicherheit unakzeptierbare Bedrohung feststellen. Im besten der Flle werden die radioaktiven Trmmer im Libanon, in Syrien oder in beiden Lndern verbleiben.1
Sharetts Tagebcher erschienen original auf Hebrisch und wurden dann als englische bersetzung Anfang der 80er Jahre publiziert von der Association of Arab-American University Graduates in Israels Sacred Terrorism.2 Moshe Sharett war einer der wichtigsten Anfhrer der zionistischen Bewegung der 50er und 60er Jahre. In der UNO-Resolution 3379 wurde Zionismus bis vor kurzem als eine Form von Rassismus und Rassendiskriminierung bezeichnet. Abgestimmt wurde mit 75 Ja- gegen 35 Neinstimmen bei 32 Enthaltungen. Dieser Beschluss wurde unter Druck der Juden der USA auf Prsident Bush 1991 aufgehoben. Vor der Tatsache, dass uns die Systempresse wesentliche Informationen vorenthlt oder falsch informiert, ist fr die nchste Zukunft dem Gerede von Frieden in Israel jedenfalls nicht mehr zu trauen. Das falsche Bild, das in vielen Kpfen ber die bsen Palstinenser herumgeistert, mag uns der folgende Bericht des israelischen Geheimdienstoffiziers Ostrovsky3 erhellen:
Am 16. Mai 1990 wurde Israel in einem tausendseitigen Report, der vom schwedischen Zweig des Save The Children Fund untersttzt und von der Ford Foundation finanziert worden war, ernsthafter, wahlloser und wiederholter Gewaltanwendung gegenber palstinensischen Kindern beschuldigt. In diesem Bericht wurde geschtzt, dass zwischen 50000 und 63000 Kinder wegen Verletzungen behandelt worden sind, darunter mindestens 6500 Kinder, die durch Gewehrschsse verwundet worden waren. In diesem Report wurde festgehalten, dass die meisten Kinder sich nicht am Steinewerfen beteiligt hatten, als sie erschossen wurden, und in einem Fnftel der Flle, die man untersucht hatte, zeigte sich, dass die Opfer entweder zu Hause oder nicht mehr als zehn Meter von ihrem Heim entfernt erschossen worden waren.
Nicht auszudenken, wenn der israelisch-palstinensische Konflikt zu bewaffneten Auslandeinstzen von Schweizer Soldaten unter NATO-Kommando fhren wrde. Am 10. Juni werden wir ber das neue Militrgesetz, das bewaffnete Auslandeinstze ermglichen wrde, abstimmen. Zu solchen Kriegsabenteuern sagen wir Nein.
Fussnoten
1 Norberto Ceresole, La Conquista del Imperio Americano, 1998, S. 113, bersetzt: die Redaktion.
2 ebenda, S. 77.
3 Victor Ostrovsky, Der Mossad, Knaur, 1992, S. 373.