Wie ein Polizist Historiker werden wollte
Ein Polizist erstattete Strafanzeige, weil in der Nacht vom 16./17. August Unbekannte an der Eisenbahnbrcke in Solothurn ein rassistisches Transparent aufgehngt haben. Das Spruchband machte auf den 14. Todestag von Rudolf Hess aufmerksam und bezeichnete den Stellvertreter von Adolf Hitler als Mrtyrer von Europa (BaZ 18./19.8.01). Die Polizei entfernte das Band und reichte Anzeige wegen Verstoss gegen das Antirassismusgesetz ein. Das ist Amtsanmassung, denn Art. 261bis verbietet nicht, Hess als Mrtyrer zu bezeichnen. Auf unsere Anfrage bei der Kantonspolizei Solothurn, was die Erwhnung Rudolf Hess mit Rassendiskriminierung zu tun habe, hiess es, Hess habe den Vlkermord der Nazis toleriert. Wenn man ihn daher als Mrtyrer bezeichne, verharmlose man den Vlkermord. Zustndig fr die Anzeige ist Feldwebel Rolf Schmid m.b.A. Das Krzel m.b.A. bedeutet: mit besonderen Aufgaben. Schmid betrachtet es offenbar als seine besondere Aufgabe, aus dem hohlen Bauch heraus Anzeigen zu erstatten: 1) Es ist bekannt, dass die Konferenz am grossen Wannsee am 20. Januar 1942 stattgefunden hat. 2) Gemss dem Auschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Hss fiel der Fhrerentscheid im Juni 1941. 3) Hess flog aber schon am 14. Mai 1941 nach Schottland (Glasgau). Hess hatte also Deutschland vorher verlassen und hatte mit allem nichts zu tun. Schmids Behauptung, Hess sei einverstanden gewesen, entbehrt jeder Grundlage.
Hess flog, wie inzwischen allgemein bekannt ist*, tatschlich in einer Friedensmission fr das Deutsche Reich nach England. Hess wurde vom Nrnberger Militrtribunal daher nicht zum Tode verurteilt, wie andere. Die lebenslange Haft und das Verbot, mit Besuchern ber den Krieg zu sprechen, wurden verhngt, damit niemals der Grund seines Englandfluges auskommen sollte.
Rudolf Hess war jahrelang der einzige Gefangene des Gefngnisses in Berlin-Spandau. Er wurde am 17. August 1987 im Alter von 93 Jahren, nach 46 Jahren Isolationshaft, erhngt in seiner Zelle aufgefunden. Es spricht viel dafr, dass der Greis von alliierten Geheimdiensten ermordet worden ist, weil Michail Gorbatschow Hess freilassen wollte. Die westlichen Alliierten hatten eine auf private Initiative geforderte Freilassung immer mit der Ausrede verneint: Russland ist dagegen! Jetzt rckte die Gefahr in die Nhe, dass Hess ffentlich reden konnte. Das musste verhindert werden.
Fussnote
* www.rudolf-hess.org