Monetarismus

Schweizerische Post: masslos geldgierig!

Milton Friedmann und andere Wirtschaftskonomen des 20. Jh. haben die Unternehmensstrategie, bei welcher die Qualitt von Produkten oder Dienstleistungen abgebaut werden, um die Preise bei steigendem Profit halten zu knnen, Monetarismus genannt. Man halte sich die Schliessung von Postfilialen vor Augen oder vergleiche etwa unsere einstigen Postwertzeichen hchster Qualitt mit dem heutigen Mll, um zu verstehen, was gemeint ist.

Die Schweizerische Post ist zur Arbeitsvernichtungs- und Geldvermehrungsmaschine verkommen. Seit Juni 2004 verrechnet sie ihren Kunden einmal pro Monat sechs Franken fr Kontoauszge. Wer fr jeden Tag, an dem eine Gutschrift oder Belastung auf seinem Postkonto gebucht wird, einen Tagesauszug bentigt, muss fr tgliches Papier zahlen, selbst dann, wenn nur einmal im Monat eine Bewegung gebucht wird. Dem wehrlosen Postkunden werden auch dann sechs Franken abgebucht, wenn keine einzige Bewegung ber sein Postkonto gelaufen ist. In diesem Fall erhlt er ein Kontoauszug genanntes Blatt Papier zugestellt, das die Post rund 3 Rappen kostet, dem Kunden aber zum exorbitanten Preis von 6 Franken verrechnet wird. Der Gipfel der Frechheit! Diese Belastung zu Gunsten der geldgierigen Post wird somit zur einzigen Kontobewegung des laufenden Monats. Bei rund 2,5 Mio. Postkunden, von denen 50% tgliche Kontoauszge beziehen, resultiert ein theoretischer Gewinn von 90 Mio. Franken jhrlich. Bei nur 10 % immer noch 18 Mio. Franken. Meyer Lansky, in den 1920er Jahren Pate der organisierten Kriminalitt und einer der berchtigtsten und skrupellosesten Mafia-Gangster in den USA, wrde sich vor Neid im Grab umdrehen, wenn er davon wsste.

Nebst Papierkosten kommen 3 Franken Kontofhrungsgebhr dazu, die im Jahresabschluss belastet werden, es sei denn, das durchschnittliche Guthaben betrage mehr als 5000 Franken (fr die Post weitere Millionen jhrlich). Allein schon dies ist eine Dreistigkeit, denn wie anders kann das Kundengeld verwaltet werden, wenn nicht auf einem persnlichen Konto. Doch wohl sicher nicht in einem Schttelbecher. Das frhere Papierkonto ist heute nur noch ein elektronischer, unlimitiert wiederbeschreibbarer Speicherplatz im Computer. Wenn man von Grosskunden wie etwa Telecom, Steuerverwaltungen, Elektrizittswerken oder Banken absieht, tendieren die Kosten heutiger Grossraumspeicher pro einzelnem Postkunden gegen null. Weiter erwirtschaftet die Post aus dem Vermgen der Postkunden zirka 5% Zins p. a., speist ihre Geschftskunden aber spttisch mit 0,125% ab, wie die masslos geldgierigen Banken. Der wehrlose Kunde stellt sich zu Recht die Frage, ob verbotene Zinsabsprachen mit den Banken existieren. Oder wie hat man sich die bereinstimmung zu erklren? Privatkunden erhalten 0,25%, limitiert auf die ersten 10000 Franken. Darber hinaus null Prozent.

Sind der zustndige Bundesrat Moritz Leuenberger und unsere Parlamentarier eigentlich vollkommen blind angesichts dieser Volksausplnderung und dem Leistungsabbau durch die Post? Da wenigstens einige von ihnen selbst davon betroffen sind oder davon wissen mssen, fragen wir uns, was hier gespielt wird. Besonders die Sozialistische Partei der Schweiz und die Gewerkschaften sind hier gefordert. 1999 wurde mit Annahme der neuen Bundesverfassung nmlich das vormalige Streikverbot aus der Verfassung gestrichen. Wer gemeint hat, die Arbeitnehmer htten damit ein zustzliches Stck Freiheit gewonnen, wurde getuscht. Denn schon kurze Zeit spter hat die Schweizerische Post in alle Arbeitsvertrge das Streikverbot hineingeschrieben! Tausende von Postangestellten, die sich die tglichen Reklamationen der Kunden anhren mssen, sind heute mit den Vernderungen ihres Postbetriebes und der internen Diktatur ihrer Obersten so unzufrieden, dass sie sofort auf die Strasse gehen und die Uhr zum Rckwrtslaufen bringen wrden, wenn man sie nur liesse.

Mit der Gebhr fr tgliches Papier bereichert sich die Schweizerische Post doppelt. Erstens durch die Selbstbedienung von 6 Franken fr Kontoauszge, die fr die Mehrheit unverzichtbar sind. Zweitens durch den damit verbundenen Abbau des Personals zufolge der Verkleinerung der administrativen Betriebe, was mit Arbeitsplatzzerstrung gleichzusetzen ist. Zur Rechtfertigung dieser blen Machenschaften erklrt die Post, die Kunden knnten ihren Zahlungsverkehr elektronisch abwickeln, womit ihnen diese Schrpfung erspart bliebe. Oder indem sie Monatsauszge akzeptierten und auf tgliches Papier verzichteten. Bentigt ein solcher Kunde fr was auch immer innerhalb eines Monats aber einen Kontoauszug, wird die nie um Ausreden verlegenen Post sofort zu einer weiteren Blutabnahme schreiten.

Stillschweigend wird den Postkunden zugemutet, sich fr die Anschaffung von PCs und Programmen in Kosten zu strzen, um der Post die Profitmaximierung zu erleichtern. Soweit der PC-Einsatz in mittleren bis grsseren Betrieben oder Lehrsttten erfolgt, wre dagegen nichts einzuwenden, weil hier die Infrastruktur fast immer schon vorhanden ist. Wenn es aber Privatpersonen betrifft wie Rentner, Chauffeure, Verkuferinnen, einfache Handwerker usw., alle zusammen Hunderttausende, die noch nie einen PC bedient haben und es auch nie tun werden, gleicht der auf diesen Personenkreis ausgebte Druck einer Ntigung. Die Verantwortlichen, welche vor einiger Zeit fr Rentner geworben haben, indem sie diesen die elektronische Kontofhrung als kinderleicht vorgegaukelt haben, sollten wegen Irrefhrung vor Gericht gestellt werden. Die Bedienung von PC und Programmen ist nmlich nur so lange unproblematisch, solange keine besonderen Vorkommnisse auftreten. Doch schon der erste Ausnahme- oder Strfall stellt den Anwender zumeist vor unlsbare Probleme und damit vor Folgekosten.

Die Achillesferse bei der PC-Anwendung ist die Telekommunikationsverbindung ber das Weltnetz (engl. Internet), im Normalfall eine Voraussetzung fr die elektronische Kontofhrung. Schon der erste Virusbefall oder Angriff, wie krzlich durch den sogenannten Sasser, lsst diesen PC-Benutzern keine Chance, ihr System wieder zum fehlerfreien Funktionieren zu bringen. Teure Spezialisten (und oft genug solche, die sich dafr halten) mssen hinzugezogen und bezahlt werden. Damit noch nicht genug: auch professionelle Anwender der elektronischen Kontofhrung setzen sich der Gefahr aus, elektronisch ausspioniert zu werden. Schon 1999 erklrte John Pike von der Fderation amerikanischer Wissenschafter:

hnlich ussert sich der eidgenssische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thr: Anlsslich seiner Jahrespressekonferenz in Bern vertrat er zur berwachung der Weltnetzgesellschaft die Meinung, es sollte jedermann ber die Nutzung seiner Daten wachen. Der glserne Mensch sei eine mgliche Perspektive fr die sehr nahe Zukunft (Basler Zeitung 6.7.2004).

Die Schweizerische Post rechtfertigt ihren Griff ins Portemonnaie ihrer Kunden mit den hheren Kosten der Papierbezger gegenber Kunden mit elektronischer Kontofhrung. Die letzteren drften anteilsmssig eher die Ausnahme bleiben, wenigstens so lange noch, wie es bei einer Gebhr von 6 Franken bleibt. Damit ist aller Erfahrung nach aber nicht zu rechnen. Auch die Gebhr fr eine Adressmeldung war anfnglich 30 Rappen, stieg dann auf 150 Rappen und 18 Monate spter schon auf zwei Franken (gemss eines der Redaktion vorliegenden Briefes, reicht dies immer noch nicht!). Die Adressnderungsanzeige, frher unentgeltlich, kostete pltzlich 10 und wenig spter schon 20 Franken. Auch andere Postgebhren werden laufend erhht und Gewichtsgrenzen nach unten manipuliert. Die Zerstrung des einst perfekten Postbetriebes fhrt dazu, dass die Taxberechnung heute oft so kompliziert ist, dass selbst Postangestellte Mhe haben. Briefpost ins Ausland kostet einiges mehr, als derselbe Brief aus dem Ausland in die Schweiz. Diese Taxen sind so abgegrenzt, dass der bentigte Wert von 130, 180 oder 250 Rappen aus den normalerweise verfgbaren Briefmarken fast nie zusammengesetzt werden kann. Wer dahinter mehr als einen Zufall vermutet, liegt vermutlich richtig. Viele kleben deswegen 5 oder 10 Rappen zuviel auf die Briefhlle. Fr die Post allemal ein Zusatzgewinn, wie es die 6 Franken fr das tgliche Papier sind.

Wenn es nmlich bloss darum ginge, Postkunden fr die elektronische Kontofhrung zu gewinnen, ohne diese gegenber Papierbezgern zu benachteiligen, wrde man ihnen monatlich 6 Franken auf dem Konto gutschreiben. Die Post whlt aber den Weg der Gewinnmaximierung (Postchef Dr. Ulrich Gygi). Unsittliche Bereicherung war einst den Wegelagerern und Strauchdieben vorbehalten.


Fussnote

* Quellenangabe zitiert nach Pro fide catholica, Nr. 14 19, August 2000, Verlag Anton A. Schmid, Postf. 22, D87467 Durach.