Trkei: Ein Beitritt, der fr Europa fatal wre
In einer multikulturellen Welt versuchen deren ideologische Vertreter, das Bild einer aufgeschlossenen Gesellschaft zu vermitteln, einer Gesellschaft wo Einwanderer aller Schattierungen, vor allem Muslime, friedlich integriert sind.
Diese edlen, aber utopischen Gedanken gedeihen bei unserer orientierungslosen, von den Medien einseitig bersttigten Bevlkerung. Wie fremd sie in der nach Europa drngenden Trkei sind, beweist die folgende Begebenheit: Die meistverbreitete trkische Zeitung Hrriyet wusste vor einiger Zeit zu berichten, dass in der St. Petrus-und-Paulus Kirche von Adryaman (Sd-Trkei) dem Mnch Melki-rek, der Syrisch-Orthodoxen Kirche angehrend, von einer islamischen Gruppierung um Osama Bin Laden nahegelegt wurde, den Ort innerhalb dreier Tage zu verlassen, da ansonst er und seine Kirche in die Luft gesprengt wrden. Nach seiner Weigerung, dem keine Folge zu leisten, wurde ihm die Drohung zuerst telefonisch, dann schriftlich und zuletzt persnlich wiederholt. Daraufhin ersuchte Melki-rek um polizeilichen Schutz und meldete gleichzeitig den Fall den zustndigen Gerichtsbehrden, die eine Anklage gegen Unbekannt erffneten.
Anlsslich der darauffolgenden Gerichtsverhandlung wurde der Klger von seinen Verfolgern mit Schimpfworten schwerstens beleidigt und schliesslich ttlich angegriffen. Der Pflichtverteidiger, der seinen Klienten schtzen wollte, wurde ebenfalls angegriffen, und zwar weil er einen Gottlosen (gavur), wie die Nichtmuslime genannt werden, verteidigte. Alles geschah unter den Augen der gleichgltigen Gerichtsangestellten.
Aus Klugheit gab der syrisch-orthodoxe Mnch der Presse keinen Kommentar zu den stattgefundenen Ereignissen. Die Anwaltvereinigung hingegen deponierte eine Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft wegen gewaltsamer Behinderung der Ausbung des Anwaltsberufes. Am 15. Dezember 2003, so schreibt Hrriyet weiter, war ein Schreiben mit folgendem Inhalt ans Kirchentor geheftet: Wir warnen Dich, als christlicher Missionar und Bibelvertreter, hast Du das Land so schnell als mglich zu verlassen.
Da diese Angelegenheit die trkischen Behrden in Verlegenheit versetzt hat, bleiben die Gerichtsverhandlungen vorderhand in der Schwebe. Es gibt keinen Zweifel, dass die Regierung Erdogan Ziehkind der vor einigen Jahren gestrzten islamischen Regierung Erbakan um ihr Image aufzupolieren und ihre Aussichten als knftiges EU-Mitglied zu verbessern, vieles unternommen hat, auf dem Papier wenigstens. Der grsste Teil der programmierten Reformen, wie die Beachtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit, bleibt aber, das oben erwhnte Beispiel zeigt es deutlich Makulatur.
Unter diesen Umstnden wre ein Beitritt der Trkei in die EU fr Europa fatal. Was sie nicht durch Boden- und Seeschlachten in den vorangegangenen Jahrhunderten erreicht hat, wrde sie versuchen auf friedliche Weise als Mitglied der Europischen Union zu erlangen.
Cl. Schlatter