Leserbriefe
Fragwrdige Hilfeleistungen
Eine beispiellose Hilfsaktion von allen Lndern weltweit ist angerollt. Hohe Politiker brechen die Ferien ab, starten Sammelaktionen und halten Trauerreden. Die gesamten Medien sensibilisieren die Menschen pausenlos zum Spenden und zur Anteilnahme. Hohe Staatsmnner zeigen Herz und spenden um die Wette die Kriegskassen aber bleiben tabu.
Fr viele Politiker das Ereignis, um unter einem humanitren Deckmntelchen fremdes Geld zu verteilen, um Einfluss im betreffenden Land zu erlangen. Die Katastrophe artet in einen Spendenwettstreit aus. Spender der Industrien versuchen wirtschaftliche Dominanz zu erlangen. Prominente erhoffen sich Publizitt oder veranstalten Wallfahrten, um sich vor Ort zu ergtzen. Staatsorgane benutzen die Katastrophe als Plattform fr die nchsten Wahlen.
Ich habe den leisen Verdacht, dass bei dieser Gelegenheit eine Grosszahl der sogenannten Gutmenschen ihr Gewissen reinwaschen mchte. Es sind nmlich noch andere Katastrophen im Gang, ohne jegliche Sensibilisierung der ffentlichkeit: In Afghanistan, im Irak und in Palstina werden Hunderttausende durch Menschenhand umgebracht, mit Higtech-Gerten auf Knopfdruck. Stadtteile und Drfer werden niedergewalzt, hnlich wie jene der Flutkatastrophe. Ein dreistelliger Millionenbetrag wird tglich verpulvert fr absichtlich herbeigefhrte Katastrophen. Im Gegensatz zur Flutkatastrophe werden hier die Opferzahlen nach unten korrigiert und zynisch Kollateralschaden genannt. Es folgt kein Aufschrei und keine grosszgige Hilfe. Die Gutmenschen sehen zu, als seien diese Katastrophen von Gott gewollt.
Doch diese Art von Katastrophen knnten verhindert werden, wenn die Weltgemeinschaft zusammenstehen wrde wie nach der Flutkatastrophe. Warum ignoriert sie dieses Elend? Ist es aus Dummheit, aus Feigheit, aus Angst vor dem grossen Satan oder erhoffen sich viele fette Auftrge in den Krisengebieten? Oder ist es gar Rassismus, weil es ja kaum die Gutmenschen trifft? Ich schme mich fr diese feigen Heuchler unserer hochzivilisierten Gesellschaft.
R. S., Hittnau
Aus der Schweiz nicht erwartet
Ihr Blatt hat fr mich ein berraschend journalistisches und intellektuelles Niveau, abgesehen davon, dass auch noch die politische Richtung stimmt. Ihr mutiges Auftreten gegen den globalisierten Raubtierkapitalismus (Helmut Schmidt) htte ich aus der Schweiz nicht erwartet. Auch Ihre sehr kritische Solidaritt mit Christoph Blocher und seiner SVP war fr mich sehr interessant und informativ.
R. B., Berlin
Tsunami-Warnung vorenthalten unfassbares Verhalten der USA
Nach dem Weserkurier vom 8. Januar haben sich die USA schwerste Schuld aufgeladen, weil sie bei rechtzeitiger Warnung Zehntausende von Menschenleben deutsche Urlauber inbegriffen an den Ksten des Indischen Ozeans htten retten knnen. Statt dessen sahen sie dem Massensterben tatenlos zu.
Tatschlich hatten die staatliche Wetterbehrde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und auch andere militrische und zivile Dienste der USA das grosse Seebeben und die dadurch entstehende Flutwelle in Echtzeit zur Kenntnis genommen. Da teilweise mehrere Stunden vergingen, bis die Flutwelle mit vernichtender Wucht verschiedene Ksten traf, war gengend Zeit fr Eilwarnungen vorhanden.
Die NOAA hatte die eintreffende Datenflut sofort richtig gedeutet und tatschlich eine Alarmmeldung abgesandt, allerdings nur an das Oberkommando der Pazifikflotte der USA auf Hawaii.
Entspringt dieses menschenverachtende Verhalten der Vereinigten Staaten kalter Berechnung?
Die Rechner der Dienste konnten die Folgen der berflutungen unter Satelliten-Direktbeobachtung ohne Schwierigkeiten vorausberechnen. Es bot sich die einmalige Gelegenheit, sich anschliessend unter dem Vorwand der Katastrophenhilfe militrisch in Schlsselstellungen des Indischen Ozeans z.B. in Aceh, der Nordkste von Sumatra festzusetzen, um solchermassen China auch von Sden einzukreisen und einen Riegel zwischen Indien und China zu schieben.
Sich dann, nachdem in den ersten Tagen von den Vereinigten Staaten nichts zu hren und zu sehen war, die Fhrungsrolle unter den helfenden Nationen anzumassen, ist blanker Hohn.
Wenn dann lt. Medienberichten Viagra-Opas die Folgen der Flutwelle nutzten, um sich an minderjhrigen Flutopfern zu vergreifen, whrend in Deutschland bedrftige Mtterchen ihre letzten Groschen spenden, dann ist auch dies unfassbar, doch nur die Randerscheinung des Grossverbrechens.
D. R., Verden
In die Geschichte des 20. Jh. vertieft
Besten Dank fr die aktuelle Nummer und auch die Vorangegangenen, in welchen Sie Sachverhalte aufdeckten, die mir bisher weniger klar gewesen sind. Ich komme aus dem Staunen kaum mehr heraus, seit ich mich mit der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts und der Gegenwrtigen etwas vertiefter beschftige.
W. H., Zrich
Statt Demokratie
Die berhmte bernische Bedchtigkeit scheint leider im Ablaufen zu sein. Geht doch mit Windeseile die Botschaft durch die Medien in die ffentlichkeit, dass gemss reprsentativer Umfrage 72% der Bevlkerung sich fr die Bilateralen II ausgesprochen htten. Fragt sich nur: wer sind diese Reprsentativen? Heisst es doch gemss ebenso berhmter Aussage: Bevor Du handelst, berlege nmlich, was mit den Bilateralen II auf uns zukommt in Wirklichkeit. Anstelle der direkten Demokratie ein Diktat aus Brssel.
M. S., Sufers
Moloch Liberalisierung
Die Wut der Postbentzer ber den Abbau von Dienstleistungen nimmt kein Ende. Sogenannte Volksvertreter smtlicher Couleurs kauern um das Flickwerk der Postgewaltigen wie das Kaninchen vor der Schlange. Auch aus dem Bundeshaus hrte man den Slogan: Mit Leistungsabbau soll die Post fit gemacht werden. Die Paketsortieranlage in der Grsse von vier Fussballfeldern, in die man Millionen investiert hat, wurde zur Farce: mehrfache Verteuerung, Qualitts- und Leistungsabbau usw. Die Versandhuser kmpfen ums berleben. Ihnen wurde vor Jahren vorgeschrieben, die Pakete mssten verschnrt werden. Jetzt ist dies pass. Die modernste Anlage hat Probleme diese ehemalige Vorschrift der Post einzuhalten. In der Industrie begrndet man Rationalisierung und Personalabbau mit dem Zwang zur Kosteneinsparung. Bei der Post baut man zwar Riesenanlagen, man entlsst Personal, aber die Endkosten steigen trotz allem.
Vor einem Jahr meldete das ZDF, dass die Deutsche Post ihren Reingewinn deutlich erhht habe. ber 50% des Reingewinns stamme aus der Briefpost. Und ausgerechnet unsere Briefpost soll ins zweite Glied versetzt werden. Wie sicher die Deutsche Post wurde, erlebte der Schreibende mit einer wichtigen Einschreibesendung nach Mnchen. Rettungslos verloren! Ein Brief nach Waldshut wurde zurckgeschickt, weil die Adressatin umgezogen ist. Die Rcksendung lief aber ber Budweis in die Tschechei bevor sie wieder beim Absender landete. So erleben wir tglich, wie wir die sogeanannte Herausforderung fr die Zukunft interpretieren mssen.
Ausgerechnet ein britischer Historiker, Cyril Northcote Parkinson, geb. 1909, machte die prophetische Aussage: Die Post ist eine Institution zur verteuerten Verlangsamung der Briefzustellung mit dem Ziel der Selbstabholung gegen zehnfache Gebhr.
Vorerst bezahlen wir Autobus- oder Parkgebhr, um dann, endlich bei der Post angelangt, auch noch anstehen zu drfen.
Nachdem der Bund sich mit drei Milliarden bei der Swiss eingekauft hatte, versuchte er seine Rechte zu wahren und die Fhrung, d.h. dann auch die finanzielle, der Flugpltze zu bernehmen. Zwecks Sanierung, wie ich denke. Ich erinnere an die damalige bernahme der Centralbahnen durch den Bund nach deren Pleite. Nachdem Bahn, Post, Swissair mit Bundesgeldern saniert wurden, wird dann die Rckfhrung in die Privatwirtschaft mit Liberalisierung begrndet. Das gleiche versucht man wiederum mit der Stromliberalisierung, obwohl das Volk bereits Nein gesagt hat. Ade Restwassermengen. Alles nur Vorstufe zur Anpassung an die EU. Damit Brssel uns sagen kann, wieviel Wasser (Strom) wir zu welchem Preis zu liefern haben.
H. W., Luzern