Argumentationsnotstand beim St. Galler Tagblatt
Mama, warum hat Papa keine Arbeit mehr?, fragt auf einem Abstimmungsinserat ein Kind, das verzweifelt die Hnde vor die Augen hlt (Seite 26 dieser Ausgabe). Die Antwort gibt dann allerdings nicht Mama, sondern ein Presseclub Schweiz mit einer Basler Postfachadresse. Diese entpuppt sich nach kurzer Recherche als rechtsextremes Minigrppchen, das die ble Zeitschrift Recht und Freiheit herausgibt.
Das Strickmuster des Pamphlets gegen die Personenfreizgigkeits-Vorlage unterscheidet sich kaum vom Argumentarium, das etwas weniger weit rechts verwendet wird: Man winkt mit gegenwrtigen echten oder vermeintlichen Missstnden wie der Arbeitslosigkeit und gibt die Schuld daran politischen Entscheiden, die noch nicht einmal gefasst sind, geschweige denn sich heute schon auswirken knnen.
Wenn unser Kind nicht auf den Kopf gefallen ist, kann es also nur antworten: Mama, glaubst du eigentlich, ich sei bld?
Chefredaktor: G. F. Hpli
Bro:
Privat:
Basel, 31. August 2005
An die Verlagsdirektion
Sehr geehrte Herren
Im St. Galler Tagblatt vom 27. August 2005 erschien auf Seite 26 unsere Anzeige Leben und arbeiten in der Schweiz, ein kritischer Bericht zur kommenden Volksabstimmung ber die Personenfreizgigkeit.
In derselben Ausgabe Ihrer Zeitung fllt ein Journalist mit den Kennzeichen G. F. H. mit an Ehrverletzung grenzenden Attacken ber unseren Anzeigentext her. Der eklatante Kontrast zwischen seiner blen Beschimpfung und unserem Inserat ist nicht zu bersehen.
Aus Sichtweise Ihres G. F. H. ist Arbeitslosigkeit bloss ein vermeintlicher Missstand und an den 268 Tausend Arbeitslosen der Schweiz und den 19,8 Millionen der EU-Staaten sind nicht etwa politische Fehlentscheide, sondern dann halt eben die Arbeitslosen selbst schuld. Wie die erweiterte Personenfreizgigkeit unsere heute schon von Personalabbau immer fter bedrohten Arbeitspltze in der Schweiz zu sichern vermgen, vermag der Redaktor nicht zu erklren. Seine persnliche Meinung sei ihm unbenommen, doch hat er seine schroff kundenfeindliche Einstellung nicht in die ffentlichkeit zu tragen. Offensichtlich liegt ihm weniger an serisem Journalismus denn an Verleumdung.
Die Anzeige in Ihrer Zeitung hat uns excl. MWSt. 8566 Franken gekostet, die wir zum voraus beglichen haben. Es wrde uns daher interessieren, ob Sie es zulassen, dass ein Mitarbeiter Ihrer Redaktion mit der von ihm an den Tag gelegten Niedertracht die Kundschaft Ihrer Zeitung beschimpfen darf oder mit welchen Konsequenzen dieser von Inserateneinnahmen bezahlte Mitarbeiter zu rechnen hat?
Gerne erwarten wir Ihre umgehende Benachrichtigung.
Mit freundlichen Grssen
Presseclub Schweiz
Ernst Indlekofer