Ein commis voyageur
Von Theo Husermann, Basel
Im vollen Ratsaal des Basler Rathauses, worin fr einmal am 23. August diskussionsbereite Basler Brger anstelle der regulren Grossrte sassen, wurde, von der Regierung organisiert, eine geradezu lcherliche und unwrdige, scharadenhafte Farce unter Anwesenheit von vier Regierungsrten samt zugehrigem Stadtschreiber abgezogen, als deren Hauptakteur Bundesrat Deiss seine einseitigen und schnfrberischen Darlegungen zum Personenfreizgigkeitsgesetz einer verdutzten Zuhrerschaft mit markiger Stimme feilbot. Seine peinlichen berraschungsknste, die er als fleissiger commis voyageur seit einiger Zeit in nicht weniger als 37 Vorstellungen zum Besten gab, wurden immer wieder von zwei verpflichteten Sangesknstlern mit passenden Klngen aus Osteuropa und mit die Schweiz lcherlich machenden gesungenen und klampfengezupften Einlagen umrahmt, untermalt und bereichert. Es war geradezu peinlich. Auch die anwesenden Regierungsrte schienen eher geniert zu sein. Aber, was tut man nicht alles, um seine parteigebundene Meinung zur Geltung zu bringen. Die gesetzliche (!) Regel heisst aber unseres Wissens doch: Exekutivorgane haben sich vor einer einseitigen Meinungsbeeinflussung, dazu noch auf Kosten der beeinflussten Zuhrer, zurckzuhalten, und das gilt sowohl fr die sieben im Bundeshaus wie auch fr die sieben der Basler Regierung. Deiss und Company haften fr die Folgen, falls ein Ja obsiegt. Der Clou im ganzen Spiel: anstatt einer von Mnniglich gewnschten Diskussion, wurden die Zuhrer wie Kinder von den Veranstaltern der Farce, die eine Diskussion offensichtlich frchteten, zu Cpli, Gutzi, Gugelhopf und Orangensaft eingeladen was wohl die Meinungsbildung ersetzen sollte. Ein unwrdiges Kasperltheater mit peinlicher Regie.