Spiegel-Interview mit Historiker Wehler
Nach der Verurteilung David Irvings in Wien hatte Spiegel Online mit dem Historiker Hans-Ulrich Wehler, Jg. 31, ein Interview. Hier ein paar Auszge. Spiegel: Halten Sie es fr richtig, dass David Irving in sterreich fr drei Jahre ins Gefngnis muss? Wehler: Ob Irving nun in sterreich fr drei oder fr zehn Jahre ins Gefngnis muss, ist mir vollkommen egal. Ich halte jede Art von Mitleid mit diesem Mann fr verfehlt. Zur Frage nach dem Umgang mit Holocaust-Leugnern sagt Wehler: Die Bundesrepublik hatte lange keine rechtlichen Mittel, um gegen die Auschwitz-Leugner vorzugehen. Die juristische Przisierung kam erst spter. Spiegel: Warum war das ntig? Wehler: Beim Holocaust geht es um einen industriellen Massenmord an sechs Millionen Menschen, und den schlechterdings zu leugnen, wie die iranische Regierung, das ist in Deutschland eine unertrgliche Situation.
Das Interview ist unehrlich: Der leitende Spiegel-Redakteur Fritjof Meyer reduzierte aufgrund neuer Archivfunde die Zahl der Auschwitz-Opfer um 90 Prozent. Eine Strafanzeige gegen ihn wurde als unbegrndet eingestellt. Hans-Ulrich Wehler ist mit Meyer und 19 weiteren Spiegel-Redakteuren zusammen Mitautor des Buches Die Flucht: ber die Vertreibung von 14 Mio. Deutschen aus jahrhundertealtem Siedlungsgebiet im Osten (DVA 2002). Kein Zweifel, dass Wehler und die Spiegel-Interviewerin Anna Reimann von Meyers neuer Sicht von Auschwitz Kenntnis haben. Doch im Interview herrscht ber Meyers neue Erkenntnisse, die David Irvings Aussagen nahe kommen, beidseitig beklemmende Stille. Pressefreiheit des 21. Jh.!