Personenfreizgigkeit
Die Migros im Wandel der Zeit

 

Die einseitige Migros-Kche

Zrich, 6. Januar 2009

Sehr geehrte Redaktion,
Herr Hans Schneeberger,

Sie haben es geschafft, wie bei Spin docters blich, uns Leser massiv ber eine bevorstehende Abstimmung einseitig zu beeinflussen, fast sogar uns zu berschnurren nach dem Willen der gndigen Herren und Damen zu Bern, abzustimmen. Vom Bundesrat incl. Frau Eveline Widmer-Schlumpf ist ja nichts anderes zu erwarten. Alle, von links bis rechtsfordern wieder Wachstum. Als ob es ein unendliches Wachstum berhaupt geben knnte. Es sind rein egoistische und eigenntzige Zge, die diese von Ihnen gezeigten 9 Personen auf Seite 14 und 15, auszeichnen. Und Frau Eveline Widmer-Schlumpf muss noch das Titelbild des Migros Magazins zieren! Ganze sieben Seiten auf einen Streich, wie es im Mrchen heisst, wurden aus der Migros-Kche fr eine Einseitigkeit gekocht.

Wann geben Sie den Gegnern Gelegenheit, ihre Ansichten und Argumente ber die Frage der Personenfreizgigkeit zu ussern? Es gibt mittlerweile sogar Gewerkschafter, die sich skeptisch ber die Folgen einer Annahme der Abstimmung am 8. Februar 2009 ussern. Wohin die masslose Habsucht und Gier im Finanzsektor gefhrt hat, sollte auch Ihnen als Redaktor bekannt geworden sein. Allgemein ist doch der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen. Nur noch Wirtschaft, konomie und Gewinn scheint fr die von Ihnen gezeigten Personen die Triebfeder zu sein und scheinbar gut fr das Seelenheil unseres Landes. Dabei wre eine Zurckbesinnung notwendig, um wieder menschlichere Zustnde (die wir in grauer Vorzeit einmal hatten) zu erreichen.

Zurckbuchstabieren hiesse auch Lesen, das uns allen gut tun wrde. Schon vor 18 Jahren habe ich bei einem Radio-Interview ber das Thema Fremd im eigenen Land, genau dies bemerkt. Ich bemerke mit Genugtuung, dass sich dieselbe Frage auch heute wieder stellt. Jene Sendung vom 12. Juni 1990 bekam damals den Radiopreis fr die beste gesprochene Sendung im Jahr 1990, dotiert mit SFr. 10000. fr den Autor. Die Hrerreaktionen waren berwltigend! Das Credo: nun drfen besorgte Schweizerinnen und Schweizer ihre Befrchtungen artikulieren, ohne dass sie als Fremdenhasser, Faschisten oder Neonazis apostrophiert werden. Persnlich bekam ich vier Telefonanrufe, alle zustimmend fr meinen Beitrag. Der damalige Redaktor der Radiozeitung Dr. Kurt Weibel sprach die Laudatio zur Preisverleihung bei der er sagte, dass Entscheidendes in den Hnden der Politiker liegen wrde. Fr sie wre in der Radiosendung Fremd im eigenen Land eine Flle von Anregungen zu finden, sowohl was die Ziele anginge, die auf dem aussenpolitischen Parkett zu erreichen sind, wie die Informationen und Argumente, mit denen nach innen zu wirken sei. Ich meine sogar, dass ein schweizerischer Bundesratsprsident hier einen tauglichen Stoff fr seine Neujahrsansprache 2009 htte finden knnen.

Wie gesagt, wrde ich von Ihnen ein Gegenrecht in Ihren Spalten des MM Magazins erwarten. Das Argument, die EU wrde uns alle bilateralen Vertrge kndigen, glauben Sie wohl selber nicht. Dann knnte die EU ihre Gter wieder ber den Brenner und ber Frankreich karren, whrend dann wieder einmal etwas ruhigere Zeiten am Gotthard, St.Bernardino und Ltschberg Einzug halten knnten.

Mit freundlichen Grssen
Walter Guler

 

Die Antwort der Migros

15. Januar 2009

Sehr geehrter Herr Guler

Unsere Sekretrin Frau Correnti hat mir gesagt, dass Sie sich gergert htten, weil Sie von uns nie eine Antwort auf Ihr Mail erhalten haben. Dafr mchte ich mich entschuldigen. Aus dem Text des Mails ging nicht hervor, dass Sie explizit eine persnliche Antwort erwarten, sonst htte ich dies natrlich getan. Wir erhalten brigens pro Woche bis zu 200 Zuschriften und es wrde unsere Kapazitten schlicht bersteigen, auf alle inhaltlich einzugehen.

Sie schreiben, dass Sie von uns Gegenrecht fordern fr die Gegner der Personenfreizgigkeit mit Rumnien und Bulgarien. Dies werden wir jedoch nicht tun. Die Migros ist sehr auf die bilateralen Vertrge mit der EU angewiesen und hat sich deshalb entschlossen, die Befrworter der Vorlage zu untersttzen. Und sie tut dies auch in ihrem eigenen Kundenmagazin. Das Migros Magazin ist keine Forumszeitung wie ein Tagesanzeiger oder eine NZZ und sie hat keinen publizistischen Auftrag wie unser Staatsfernsehen. Deshalb darf sie auch die eigenen unternehmerischen Interessen vertreten.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Die vereinigte Linke hat eine Initiative zur Abschaffung des Bankgeheimnisses durchgebracht. Wrde das Bulletin, das Kundenmagazin der Credit Suisse, einen ausgewogenen Artikel publizieren, in dem sie den Gegnern des Bankgeheimnisses und den Befrwortern gleich viel Platz einrumt? Wohl eher nicht. Sie wrde fr das fr sie lebenswichtige Bankgeheimnis kmpfen. Ich denke, es ist legitim, dass die Migros sich fr ihre eigenen unternehmerischen Interessen einsetzt.

Mit freundlichen Grssen
Hans Schneeberger

 

Gottlieb Duttweiler appellierte fr Volksgemeinschaft

liegt der obige Briefwechsel mit der Migros vor. Unser Schriftleiter ist der Meinung, dass die Antwort der Migros an Herrn Guler nicht unerwidert bleiben darf. Ernst Indlekofer schrieb daher Herrn Schneeberger folgenden Brief:

Basel, 28. Januar 2009

Sehr geehrter Herr Schneeberger!

Haben Sie vergessen, dass die Migros eine Genossenschaft mit Abertausenden von Mitgliedern ist? Deren Meinungen zur parlamentarischen List, mittels des Mogelpakets ein Ja fr die Ausdehnung der Personenfreizgigkeit auf Bulgarien und Rumnien zu erzwingen, indem das gesetzliche Gebot Einheit der Materie umgangen wird, wre Grund genug gewesen, diesen im Migros Magazin grosszgig Platz einzurumen, damit sich der freie, weil unmanipulierte Volkswille htte Geltung verschaffen knnen. Die Auflage des Migros Magazins ist gross genug, um Wirkung zu entfalten. Doch was tut Ihre Geschftsleitung? Sie schliesst ihre Genossenschafter von der Diskussionsteilnahme aus und macht aus Eigennutz gemeinsame Sache mit einer unehrenhaften Regierung.

Sollten Sie die 200 Zuschriften pro Woche als strend empfinden und diese nicht beantworten knnen, rate ich Ihnen dringend, mehr Personal einzustellen. Oder sehen Sie noch immer zu wenig Arbeitslose in der Schweiz? Sollten Sie die Zuschriften aber nicht beantworten wollen, dann liegt dies wohl daran, dass diese Ihre verdrehten Moral- und Gesellschaftsbegriffe nicht widerspiegeln. Ich spreche Ihnen das Recht nicht ab, im Migros Magazin die persnliche Meinung Ihrer Geschftsleitung zu vertreten. Woher aber nimmt sich Ihre Geschftsleitung das Recht heraus, ihre Kundschaft und Genossenschafter mit Falschinformationen und/oder Verschweigen der negativen Konsequenzen fr unser Land hinters Licht zu fhren und diese darber hinaus massiv anzulgen?

Es ist gut, dass Sie den Vergleich mit einer Bank gemacht haben, denn einen besseren htten Sie nicht finden knnen. Die Migros, die Sie meinen, ist nmlich innerhalb ihres Betriebes heute dasselbe wie es bei den Geldmonopolisten die geldgierigen Banker sind.

Von Gottlieb Duttweiler*, der sich fr den Genossenschaftsgedanken eingesetzt hat, sind Sie jedenfalls weit entfernt. Er sprach von den Verwaltern und Aufsichtsbehrde-Mitgliedern und ihrem inneren Verstndnis fr den tieferen Sinn der Genossenschaft als wirtschaftliche Volksgemeinschaft in weitestem Sinn, nicht als Lebensmittelladen, so wie er Ihren geistig verkommenen Kollegen offenbar vorschwebt. Und er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass vielleicht von unten herauf eine Wiedergeburt des genossenschaftlichen Wirkens innerhalb der schweizerischen Gesamtwirtschaft entsteht. (Zeitung in der Zeitung, 8. Januar 1938.) Seine Liebe galt der Volksgemeinschaft, nicht aber dem berfluten unseres Landes mit nicht integrationsfhigen Auslndern, die Ihrem angefaulten Lebensmittelladen zur Ausbeutung als Mitkonsumenten und billige Arbeitssklaven ntzlich sind.

Duttweilers Moral scheint jedenfalls hoch ber jener Ihrer Betriebsrte und Direktoren gestanden zu haben. Es bleibt daher zu hoffen, dass im kommenden europischen Brgerkrieg der in den Aussenquartieren der Grossstdte bereits begonnen hat jene die dem Ideal der Volksgemeinschaft zuwiderhandeln bzw. diese verhindern, als erste dran glauben mssen. Nmlich durch die Hnde eingewanderter Diebe und Verbrecher, wie sie gerade auch von Ihrer Geschftsfhrung nicht verhindert werden. Erst dann wird sich von unten herauf das ehrwrdige Ziel Duttweilers verwirklichen lassen.

Mit freundlichem Gruss
Presseclub Schweiz
Ernst Indlekofer


* Gottlieb Duttweiler, 15. August 1988 8. Juni 1962, Grnder der Migros. Die vormalige Aktiengesellschaft wurde 1941 in eine Genossenschaft umgewandelt.