Ahmadinedschad und Herzls Judenstaat
Die Israel Lobby
von John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt
Kommentiert von Ernst Indlekofer
John J. Mearsheimer ist Professor fr Politikwissenschaften und Stephen M. Walt ist Professor fr Internationale Beziehungen. Wir lesen in ihrem Buch:
Der Iran arbeitet daran, den kompletten nuklearen Brennstoffkreislauf zu beherrschen, was es ihm mglich machen wrde, Kernwaffen zu bauen. Ja, der Iran ist selbstbewusster als die Schweiz, die gegenber USA/Deutschland bei jeder Gelegenheit zu Kreuze kriecht. (Nachrichtenlose Vermgen, Bankgeheimnis, 10 Mia. $ fr den IWF).
Ahmadinedschads Forderung, Israel msse vom Blatt der Zeit verschwinden (oder von der Seite der Geschichte getilgt werden), wird oft als Aufruf zur physischen Vernichtung Israels (im Sinne von Israel von der Landkarte verschwinden lassen) falsch bersetzt (S. 389). Eine genauere bersetzung von Ahmadinedschads Aussage ist: Die Besatzer Jerusalems sollen von der Seite der Zeit verschwinden (oder anders: ... sollen aus dem Buch der Geschichte gelscht werden). Ahmadinedschad forderte nicht die physische Zerstrung Israels, sondern verlangte, die israelische Kontrolle ber Jerusalem und Palstina als einen vorbergehenden Zustand zu betrachten, der rckgngig gemacht werden msse wie die sowjetische Kontrolle ber Osteuropa oder das Schah-Regime im Iran (S. 143). Quellen: Wie weit gingen jene Worte gegen Israel?, New York Times, 11.6.2006; bersetzt: verschwunden sein, Guardian, 14.6. 2006 (Fn. 88).
Die niedertrchtigen Behauptungen, die unseren Interessen schaden, indem sie den marxistischen, rassistischen Zionismus1 untersttzen, sind durch das oben gesagte als Hirngespinste blossgestellt.
Die vom Iran organisierte Holocaustkonferenz im Dezember 2006 verstrkte die weltweite Besorgnis ber die Absichten des Irans (S. 389), so Mearsheimer und Walt. Hier wird vergessen, dass die Holocaustkonferenz eine Folge der Verleumdung der islamischen Religion mittels beleidigender Karikaturen in Dnemark war. Wo blieb damals die Emprung bei den Wirrkpfen in der Schweiz? Der Iran antwortete mit einem Karikaturenwettbewerb, der kurz darauf zur Holocaustkonferenz fhrte. An dieser nahmen etwa 12 antizionistische Rabbiner teil. Deren Meinung zum Holocaust blieb jedoch ein von den Massenmedien gut behtetes Geheimnis.
Die Grndung Israels geht auf den Zionisten Theodor Herzl zurck (nachzulesen in seinem Buch Der Judenstaat, Leipzig 1896). Palstina wurde zuerst mit falschen Versprechen und Irrefhrungen bedacht (Sykes-Picot-Abkommen 1916, Balfour-Erklrung 1918) und, als die Araber bei der Landaufteilung keinen Widerstand mehr leisten konnten, von den Zionisten mit Gewalt und Terror in Besitz genommen. Ungeachtet ihrer Bindung an die Heimatlnder wurden antizionistische Juden von Zionisten unter Druck gesetzt, um nach Palstina auszuwandern. Wie rcksichtsvoll sie dabei umgingen, um einen Staat zu grnden, der so jdisch wie das Deutsche Reich arisch sein sollte, zeigt folgender Vorfall: In Palstina sprengte eine der paramilitrischen Organisationen, Irgun oder Haganah, ein Schiff im Hafen von Haifa, weil die Juden in diesem Schiff nach Mauritius gebracht werden sollten. 240 Juden starben durch die Hand ihrer eigenen Volksgenossen. (J. Schechtmann, The Jabotinsky-story, Fighter and Prophet, New York 1961, S. 483484.2)
Die prominentesten Neokonservativen und Entscheidungstrger in den USA wie Abrams, Adelman, Bennett, Bolton, Feith, die verstorbene Jeane Kirkpatrick, Perle, Wolfowitz, Woosley, David Wurmser; Journalisten wie Krauthammer, Kristol, Podhoretz; Akademiker wie Cohen, Friedberg, Lewis; Berater wie Frum, Gerecht, Kagan, Ledeen, Muravchik, Pipes, Pletka, Rubin und Meyrav Wurmser (S. 185) sollten sich, auch wenn sie Israel als ihre zweite Heimat betrachten, als letzte ber eine Bedrohung durch den Iran beklagen, waren doch gerade sie diejenigen, die an vorderster Stelle zum Krieg gegen den Irak angetrieben hatten. Der Iran bt seither viel mehr Macht in der Region aus als zu Zeiten Saddam Husseins, als sich beide Staaten noch in der Waage hielten, so die Autoren sinngemss.
Auf jeder Seite des Buches zeigt sich, wie das Netz der Israel-Lobby mit seinen Verbindungen zum American Enterprise Institute (AEI), zum Center for Security Policy (CSP), zum Hudson Institute, zur Foundation for Defense of Democracies (FDD), zum Project for the New American Century (PNAC) (S. 185) usw., die amerikanische Politik zu vereinnahmen sucht. Besonders erwhnt seien noch das einflussreiche American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) und das Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA). Hochstehende Regierungsbeamte bis zum Prsidenten sehen sich oftmals gentigt, sich der Israel-Lobby wie Esel vor die Fsse zu werfen, da sie andernfalls befrchten mssen, nicht (mehr) gewhlt zu werden. Beispiel:
Bush wollte Scharon dazu veranlassen, in den besetzten Gebieten Zurckhaltung zu ben Bush erklrte [spter], dass er einen palstinensischen Staat befrworte Anfang Oktober [2001] beschuldigte Scharon Bush offen, er versuche die Araber auf unsere Kosten zu besnftigen. die israelischen Streitkrfte drangen in einer gross angelegten Aktion in palstinensische Gebiete im Westjordanland vor. Bush verlangte einen schnellen Rckzug (S. 287). In der Folge machte Scharon fhrenden Vertretern der amerikanischen Juden deutlich, dass Bush gegen Israel Hrte zeige, um Araber gegen den Terrorismus zu gewinnen (S. 288). Zehn Neokonservative intervenierten bei Bush und forderten Untersttzung fr Israel, die Untersttzung fr jede palstinensische Autonomie aber einzustellen. Die Israel-Lobby wurde auch im amerikanischen Kongress aktiv. 89 Senatoren forderten Bush in einem Brief auf, dass die USA Israel nicht an Vergeltungsaktionen gegen Palstinenser behindern sollten. Die AIPAC sei besonders aktiv fr diesen Brief gewesen, so die New York Times (S. 290). Bush forderte am 4. April 2002 erneut, Scharon solle die Aktionen stoppen und mit dem Rckzug beginnen. Aussenminister Powell sagte spter, seine Reise in den Nahen Osten seien 10 Tage gewesen, wie man sie sich nicht schlimmer vorstellen kann. Bush wurde gedemtigt: Laut Ari Fleischer war der Prsident der Meinung, dass Scharon ein Mann des Friedens sei. Bush sah sich gentigt, diese Aussage ffentlich zu wiederholen. Und der Prsident sagte den Reportern auch, dass Scharon auf seine Bitte um vollstndigen und sofortigen Rckzug zu seiner Zufriedenheit reagiert habe. Scharon hatte nichts dergleichen getan (S. 293). John Hagee, Vorsitzender von Christians United for Israel hatte 2006 der Jerusalem Post gegenber erklrt: Ich wnschte, die Vereinigten Staaten wrden sich Israel bei einem militrischen Prventivschlag gegen den Iran anschliessen. Darauf wurde Hagee an eine Konferenz eingeladen. Er enttuschte deren Teilnehmer nicht: Wir schreiben das Jahr 1938; der Iran ist Deutschland und Ahmadinedschad ist der neue Hitler (S. 415). Hitler und der Nationalsozialismus sind stets ntzlich, wenn es um die Verfolgung ideologischer Zwecke geht.
Vielleicht wird Juden in Israel und den USA auch klar, dass [auch] der christliche Zionismus ein zweifelhafter Verbndeter ist vor allem, wenn sie sich die wenig attraktive Rolle vergegenwrtigen, die ihnen in der Endzeit zugedacht wird. Die christlichen Evangelikalen sollte man wiederum dazu bewegen, ber die menschliche Tragdie nachzudenken, die Israel den Palstinensern fortwhrend zufgt, und sich zu berlegen, ob ihr Engagement fr ein Grossisrael tatschlich mit der christlichen Botschaft der Liebe und Brderlichkeit vereinbar ist (S. 484).
Wer stoppt diesen Wahnsinn, wenn nicht Ahmadinedschad? Die heutigen Europer sind in ihrer Mehrheit dafr zu feige.
Fussnoten
1 Jack Bernstein, Das Leben eines amerikanischen Juden im rassistischen, marxistischen Israel, Lhe-Verlag, Steinkirchen (BRD) 1985. Bernstein wanderte 1967 nach Israel aus. Nachdem er ber sechs Jahre dort lebte, hat er Israel fr immer verlassen. Nach seinen Worten ist Israel ein Land des Terrorismus und der Gewaltttigkeit. (Israel will EU-Mitglied werden!)
2 Zitiert nach Abdallah Frangi in PLO und Palstina, R. G. Fischer Verlag, Frankfurt 1982