Es braucht Medien,
die es wagen, unpopulr zu sein

Der Mainstream vermittelt Gemeinschaft, aber keine Ideen, sagt Konfliktforscher Allan Guggenbhl in der Weltwoche 26/2009. Mainstream-Diskussionen sind nur mglich, wenn vertraute Bilder, akzeptierte Beobachtungen und althergebrachte Argumente eingesetzt werden. [] Wer im eigenen Stand Erfolg haben will, muss den Themen des ffentlichen Diskurses Reverenz erweisen. [] Der ffentliche Diskurs droht unseren Horizont einzuengen. Wir drfen nur sagen, was bereits vorgespurt wurde. Neue Entwicklungen und Gefahren zu erkennen, widerspricht der Grundfunktion des ffentlichen Diskurses. [] Der Mainstream denkt in Normen und will vertraute Paradigmen besttigen, das Aussergewhnliche ist nicht seine Domne. [] Sich vom ffentlichen Diskurs und von kollektiven Werten abzusetzen, fllt uns schwer, da wir nicht als komisch, verschroben oder reaktionr gelten wollen. [] Wenn wir uns vom ffentlichen Diskurs vereinnahmen lassen und dazugehren wollen, bersehen wir offensichtliche Zusammenhnge und vergessen, unangenehme Fragen zu stellen. [Die grosse Mehrheit fragt nicht, sondern plappert unbekmmert nach, was sie von den Mainstream-Medien vernimmt: Waldsterben, Ozonloch, Klimaerwrmung, Vogelseuche, Osama bin Laden und der 11. September, Irak und die Massenvernichtungswaffen, Heilsbringer Barack Obama.]* Nicht der Mainstream produziert neue Erkenntnisse, sondern die Randgruppen der Gesellschaft. Es braucht darum Medien und Politiker, die wagen, unpopulr zu sein und Aussagen zu machen, bei denen alle den Kopf schtteln. [Unpopulre Politiker sind verstummt. Man spricht seither von wahlgesteuerter Negativauslese. Diese stellt sicher, dass niemand in die Regierung kommt, der das herrschende System in Gefahr bringen knnte.] Es braucht jedoch auch Wissenschaftler, die nicht nur nach Akzeptanz in ihrem Stand streben, sondern politisch inkorrekte Debatten und kontrre Haltungen zulassen. [Was so lange gut geht, bis sie von einer mchtigen Lobby von ihrem Lehrstuhl entfernt werden.] Unerwartete oder quere Aussagen sind nur mglich, wenn man sich innerlich von Vorgaben des ffentlichen Diskurses und Zwngen des Mainstreams lst. Nur dank Rebellen, Stnkerern und Provokateuren verfallen wir nicht der verfhrerischen Macht des ffentlichen Diskurses. [Dass sich die Weltwoche vom Mainstream lst, darf bezweifelt werden; sie schwimmt in ihm und verdient mit ihm ihr Geld.]


Fussnote

* Kommentare in eckigen Klammern von hinzugefgt.