Weltfinanzordnung

Richtigstellung von Illusionen

Von Gerhoch Reisegger

Was uns immer wieder auffllt, ist die unerhrte Blauugigkeit vieler nationaler Wirtschafts-Gurus, die auf die Ideologie der Gesellschen Geld-Theorie hereinfallen. Auch da sie im Grunde den Kapitalismus und seine inneren Antriebskrfte berhaupt nicht verstanden haben.

Wir halten die Gesellschen Thesen fr fundamental falsch, auch wenn manche Einzelheit anscheinend mit unseren Ansichten bereinstimmt. Aber auf Details kommt es nicht an. Die Fundamente sind entscheidend.

Gesell war brigens ein Hasser alles Nationalen, und wir sind uns nicht sicher aus welchen tiefen Quellen dies stammt1. Aber die betonte Mondialitt und das verwendete Vokabular (Menschheit, Menschengeschlecht, z. B.) kommt offenbar aus dem ideologischen Fundus masonischer Logen.

Aber zum Thema selbst.

Wenn heute Geld/Whrung als eine handelbare Ware aufgefat wird (Gesell meint ja: Waren, insbesondere verderbliche, stnden unter Angebotszwang, Geld aber nicht und htte, weil man es horten knne, einen Vorteil. Daher msse man den Umlauf mit einer Gebhr erzwingen.)

Hier ist die Auffassung was Geld ist bereits falsch, auch wenn die Leichtglubigen diese Mr glauben. Dr. Friedrich Romig, Dozent fr Volkswirtschaftslehre an der Universitt Wien, drckte es kurz und bndig aus: Der Staat ist das Geld! bzw. vice versa Das Geld ist der Staat! Damit ist vieles gesagt, nmlich, da Geld nur in einem geordneten Staatswesen, einem Rechts- und souvernen Staat berhaupt existiert. Ordnung, Recht und Souvernitt sind also die wahren Voraussetzungen fr Geld oder Whrung. Damit ist auch klar, wer die Definitionsmacht haben soll, was Geld ist und was nicht. Und wer letztlich fr dessen Herausgabe verantwortlich und allein zustndig sein sollte.

Wenn wir also im Hegelschen sittlichen Staat leben (wollen), ist es die zugrundeliegende Gesellschaftsphilosophie, das Staatsziel bzw. der Staatszweck, von dem abgeleitet werden mu, wie Geld beschaffen ist, was damit zu geschehen hat. Da der Staat zumindest nach unserer Auffassungder uere Rahmen fr die in diesem Staat lebende (Volks-)Gemeinschaft ist, die ja als Begriff nur ein Ganzes sein kann und nicht partikulren (= privaten2) Interessen dienen darf, verbietet sich bezglich des Geldes schon von selbst dessen Herausgabe und Manipulation durch private Banken, die, wie heute auch dem Dmmsten klar geworden ist, zum Prototyp der Organisierten Kriminalitt wurden.

Nun hat Geld ein paar ntzliche Eigenschaften: es erlaubt Tauschvorgnge zeitlich, rtlich und in ihrer Grenordnung zu entkoppeln und ermglicht damit Handel und Wandel in einer modernen Volkswirtschaft. Und es dient als Wertbezeichner, womit ganz unterschiedliche Waren oder auch abstrakte Dienstleistungen verglichen werden knnen. Und es ist natrlich auch ein praktisches Wert-Aufbewahrungsmittel.

Aber es arbeitet nicht, sondern Menschen arbeiten. Wenn die oben genannten Eigenschaften des Geldes die natrliche Auffassung jener wren, die den Staat lenken, knnten sie das Rechtssystem so gestalten, da dies und nur dies vom Geld geleistet wird.

Gesell hlt den Zins fr den Preis fr Konsumverzicht. Und er findet kein Wort der Kritik am Wesen und Wirken der Banken, die nur noch Organisierte Kriminalitt ist. Das Dumme an der Sache mit dem Zins ist nur, da egal wie hoch der Zinssatz ist dieser exponentielles Wachstum bedingt. Also unbegrenztes. Das funktioniert in einer endlichen Welt nicht. Wie sollte auch eine Wirtschaft nur ewig wachsen knnen? Drum ist der Zins das grte bel, das abzuschaffen ist, und kein Preis fr irgendein Verhalten.3

Wie? Indem man dem als Kreditgeld in seine Existenz tretenden Geld den Rechtsschutz entzieht. Nicht der Pflicht seine Schuld zu tilgen, sondern dem Zinswucher. Es wre dies hnlich wie beim Glcksspiel: Spielschulden sind nicht einklagbar, darum auch deren Etikettierung als Ehrenschulden, mit der Folge, da man sie hchstens mit mafiosen Methoden eintreiben knnte.

Die zweite, heilsame Methode dem bel zu begegnen: die Herausgabe des Geldes den privaten Banken zu entziehen. Sie schaffen in Wahrheit das fiat money: mit jedem Kredit den sie gewhren, ohne selbst ber das dafr ntige Geld zu verfgen. Sie verleihen also, was sie gar nicht besitzen und kassieren horrende Zinsen.

Wenn schlielich Geld nicht mehr arbeitet, also keine Zinsen bringt, kann es nur noch als Investitionskapital einen Gewinn (oder aber auch Verlust4) abwerfen, wenn es der realen Wirtschaft fr ntige Investitionen zur Verfgung gestellt wird. Anlagen in Finanz-Investitionen wren sinnlos, weil es eben keine Zinsertrge mehr gbe. Wer sein Geld horten wrde, bestrafte sich damit selbst, indem er darauf verzichtet, am Gewinn einer ertragreichen Unternehmung teilzuhaben. Dem Horten knnte auch eine staatliche Bank, wie die Kreditanstalt fr Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, dadurch entgegentreten, indem sie die notwendigen Investitionen zinsfrei finanziert.

Da im heutigen Geldsystem sich Geld exponentiell vermehren mu, ehernes Dogma: Kapital mu verzinst werden , die Realwirtschaft aber im selben Ma gar nicht wachsen kann, ist es evident, da die Werthaltigkeit des Geldes nicht mehr gegeben ist und daher zur Inflation fhrt. Sie ist die staatlich sanktionierte Plnderung jener, die sparen und jener, die zeitlebens fr ihre Pension gezahlt haben, die bereits bei Antritt rapide an Wert verloren hat und weiter verliert.

Dieselbe Wirkung hat nebenbei gesagt die Gesellsche Umlaufsicherung, weil es gleichgltig ist, ob Geld durch Zins oder eine als Umlaufsicherung bezeichnete Gebhr im Wert gemindert wird.

Was die Zeit der Entstehung der Gesellschen Theorie betrifft, mag das mit dem Horten eventuell noch so gewesen sein. Aber auch vor allem deshalb, weil das Geld privatisiert, nmlich in Hnden von reichen Geldwechslern war, die schon Jesus mit Brachialgewalt aus dem Tempel vertrieben hatte brigens ist dies seine einzige berlieferte Gewalttat, mit der er, wohl ob dieser Geschftsstrung, sein Todesurteil durch den Sanhedrin erwirkte.

Was ist nun heute das gravierendste Problem? Es sind dies die betrgerischen Spekulationen und Derivat-Geschfte, die von gekauften Abgeordneten als legale Geschftsmodelle auch noch gesetzlich sanktioniert wurden. Der Umfang, von heute geschtzten 500 (europischen) Billionen Dollar aus Schwindelgeschften (der jhrliche Ertrag der Weltwirtschaft soll zwischen 50 bis 60 Billionen Dollar betragen) ist die wirkliche Ursache der Probleme.

Krzlich lasen wir, da in der kurzen Zeitspanne, in der US-Prsident Obama regiert, er den US-Staatsschuldenstand um ber drei US-Trillionen Dollar erhht habe. Wir knnen hier nicht erkennen, da ein Horten von Geld dafr die Ursache wre.

Es ist schlicht und einfach Betrug, legalisierte Schwindelgeschfte, die die fiancial industries kennzeichnen und die Privatisierung aller wesentlichen Funktionen ums Geld herum. Erst mit diesen Grundvoraussetzungen wurde es mglich, pseudo-legale Gesetze zu verabschieden, mit virtuellem fiat money Reichtum vorzutuschen und reale Vermgen Fertigungsanlagen, Grund und Boden, Rohstoffe, etc. zu kaufen, was ohnedies ein Euphemismus ist, weil bedrucktes Papier ja offenbar keine tatschliche Gegenleistung darstellt, es also ein bloer Raubzug war.

Der Staat ist das Geld! Und damit ist implizit gesagt, da Geld ein Rechtstitel auf noch zu erhaltende Leistungen ist, ein Schuldschein also. Und da nur der Rechtsstaat Recht und Gerechtigkeit und equity, Billigkeit, gewhrleisten kann, ist Geld eben keine Ware, die einen Preis hat. Billigkeit bedeutet, da der Leistung nicht die redliche Gegenleistung vorenthalten werden darf. Wenn Geld diese fundamentale Bedingung fr sein Funktionieren erfllt, haben wir es mit einer segensreichen Erfindung zu tun, wo dies nicht der Fall ist, ist es wie heute Mittel zur Versklavung der Vlker und zum Untergang jeglichen Gemeinwesens/Staates.

Die Diskussion solcher grundlegenden Fragen auf der Basis einer sektenhaften Theorie bers Geld, wie sie Gesell und seine Anhnger vertreten, ist ein Scharmtzel auf dem unbedeutendsten Nebenkriegsschauplatz und lcherlich.


Fussnoten

1 Das Vlkische , soweit es in Politik ausgeartet ist, mu bis aufs Messer bekmpft werden. Jeder Herabwrdigung anderer Rassen ist mit Kraft entgegenzutreten, so da alles, was wir sagen und schreiben, ohne weiteres in alle Lnder der Welt, unter alle Vlker des Menschengeschlechtes getragen werden kann. Das Kosmische, das Allmenschliche der Freiwirtschaft mu den Geist unseres Kampfes tragen. Die Liebe zum Menschengeschlecht, zu dem von allen Gttern verlassenen Menschengeschlecht, mu das Arsenal liefern, wo wir unsere Waffen herholen im Kampf mit nationalistischen Anschauungen und Vorurteilen. Silvio Gesell, Ges. Werk, Bd. 15, S. 109.

2 privat kommt von lat. privare, d. h. rauben, stehlen, womit etymologisch bereits ausgedrckt ist, worum es dabei geht!

3 Wie sollte das auch ein Preis sein, der ja blicherweise die Gegenleistung fr den Eigentumsbertrag an einer Sache ist. Das geliehene Geld wechselt aber um keinen Preis den Eigentmer; im Gegenteil es ist nur geliehen und mu zurckerstattet werden. Letzteres findet heute aber nicht immer statt, sondern der Kredit bleibt als Schuld bestehen, fr die nun permanent Zins zu zahlen ist. Man ist ber die Konstruktion des zinsbehafteten Geldes in Schuldknechtschaft gekommen, aus der man sich oft nicht mehr befreien kann.

4 Wie alles im Leben sind auch wirtschaftliche Unternehmungen von Erfolg und Misserfolg gekrnt, tragen also Risiken. Es ist in der Natur das Sache, da dies auch fr Geld/Kapital gilt. Man kann auch einmal bei einer Investition Geld verlieren. Die unerhrte Besonderheit, ja das Privileg des Geldes ist heutzutage, da es als Kapital angelegt immer und garantiert einen Zinsertrag erwirtschaftet (erwirtschaften mu), unabhngig davon, wie sich die allgemeine wirtschaftliche Lage entwickelt oder welchen Erfolg/Mierfolg ein konkretes Projekt hat. Wo steht eigentlich dieses in Erz gegossene Dogma?