Fr und wider die Atomwirtschaft
Ernst Indlekofer, Basel
Atomkraftwerke sind hnlich wie das russische Roulette mit nur einer Patrone in der Revolvertrommel. Mit dem Unterschied, dass die Trommel statt sechs viele Hundert Patronenkammern hat. Mit Tausend Patronenkammern ist die Wahrscheinlichkeit, dass beim nchsten Abdrcken ein Schuss losgeht 1:1000. Mit immer mehr Kammern wird das Risiko des tdlichen Schusses des Super GAUs immer kleiner. Aber ganz verschwindet das Risiko nie. Absolute Gefahrlosigkeit gibt es nur fr Tote.
Sitzen nicht jhrlich Millionen von Menschen in ein Flugzeug, obwohl ein tdlicher Absturz nicht auszuschliessen ist? Verglichen mit einem AKW-Super-GAU hlt sich der Schaden aber in engen Grenzen, sowohl die Anzahl der Toten und der Materialschaden. Ein solch eher seltener Schadenfall kann zudem vollumfnglich versichert werden. Keine Versicherung ist aber bereit, die mglichen Schden eines AKW-Unfalls zu versichern. Die Folgen sind unabschtzbar. Es sei hier auf Tschernobyl verwiesen, dessen Unfallfolgen heruntergespielt werden.
Ob weiterhin Atomkraftwerke betrieben und neue gebaut werden sollen, ist mit Intelligenz allein nicht zu beantworten. Die Entscheidung ist auch eine Frage der Vernunft, die sich in unserer Gesellschaft bis auf Restspuren verflchtigt hat.
Die Vernunft gebietet anbetrachts einer Halbwertszeit des radioaktiven Plutoniums (239Pu) von 24000 Jahren, eine Zerstrahlung, die nach einem auch nur teilweisen Zerbersten des Containments eintreten knnte, das Ende der Atomwirtschaft fr militrische und friedliche Anwendungen.
Doch die Vernunft gebietet uns auch, den Energieverbrauch nicht nach den Bedrfnissen des vom Finanzkapital erzwungenen unendlichen Wirtschaftswachstums auszurichten, sondern nach den menschlichen Grundbedrfnissen fr ein Leben ohne Not und Existenzangst. Davon ist bei den Befrwortern von Atomkraftwerken nicht die Rede. Die Wirtschaft soll, wenn es nach diesen geht, bis in den Himmel wachsen. Die innere Eigenschaft des unendlich wachsenden Zinskapitals lsst nichts anderes zu.
Aber auch der allgemeine Fortschritt in den verschiedenen Kulturen unserer Welt ist zu beachten. Technologisch noch schlecht entwickelte Staaten haben einen enormen Nachholbedarf. Zentralafrika, Indien oder Bangladesch sind nicht mit Westeuropa zu vergleichen. Auch das Riesenreich Russland denkt an den Bau von 28 neuen Reaktoren bis 2030. Etwa gleich viele sollen fr den Export in Schwellenlnder gebaut werden.
Dass unsere vier Frauen im siebenkpfigen Bundesrat das Ende von Atomkraftwerken angekndigt haben, scheint uns kein Entscheid der Vernunft zu sein, sondern politisches Kalkl. Sie mchten fr die kommenden Parlamentswahlen im Hebst mglichst viele Stimmen gewinnen um das grsser werden der Schweizerischen Volkspartei, die strkste Partei der Schweiz, zu stoppen. Zwei von ihnen sind Mitglieder der starken SP, eine der schwchlichen CVP und eine der Splittergruppe BDP, geboren aus SVP-lern gegen Alt BR Blocher.
Der sogenannte technische Fortschritt ist das Merkmal des profitorientierten Finanzkapitals. Ein in vielen Bereichen fragwrdiger Fortschritt mit dem wir uns umgekehrt auch gesellschaftliche und sonstige schwerwiegende Nachteile einhandeln. Dazu zhlen wachsende Bevlkerungsdichte in den westlichen Industriestaaten, Einwanderung aus kapitalschwachen oder vom Kapitalismus in Not getriebenen Lndern. Vlkerwanderung aus schwach besiedelten in dicht besiedelte Regionen, womit die Bewohner der letzteren die Basis ihrer Lebensgrundlage verlieren und in immer grssere Abhngigkeit ihnen wohlgesinnter Lnder geraten.
Verbauung von Ackerflchen und Weideland, Zersiedelung, Verstdterung, in die Masslosigkeit getriebene Mobilitt mit immer schlimmeren Verkehrsstaus. Fr den Durchschnittsbrger nicht mehr erschwinglicher Immobilienerwerb, steigende Mietkosten; ausufernde Gesetze, Gebote und Vorschriftenwildwuchs mit denen unsere Freiheit vergewaltigt wird; sprunghaft angestiegenes Verbrechertum und Kriminalitt, Rezession und schliesslich Inflation. Die Verarmung der Bevlkerung ist voraussehbar, weil niemand da ist, der hrbar nach Einhalt und Umkehr gebietet.
Zur Vernunft zhlt aber auch, sich zu fragen, wie es energiepolitisch weitergehen soll. Davon ist bis heute jenseits aller Pro und Kontra fr die Atomwirtschaft leider wenig, besonders wenig Brauchbares, und wenn schon, regelmssig ohne nachprfbare wissenschaftliche Effizienzberechnung zu hren. Das meiste davon sind eher unrealistische Wunschtrume. Wir wollen diese Fehler hier nicht wiederholen und fordern alle zum Mitdenken auf.
Befrworter und Gegner der AKW beleuchten fast immer nur die eine Seite. Die einen tendieren dazu, die Gefahren zu verharmlosen oder ganz abzustreiten. Am 30. Juni hat der renommierte Guardian ausgebracht, dass englische Regierungsvertreter die Katastrophe von Fukushima heruntergespielt haben, um Auswirkungen auf multinationale Atomkraftwerksbauer wie Westinghouse zu vermeiden. Die anderen schren in der Bevlkerung ngste mit der Halbwertszeit von 24000 Jahren des Plutoniums 239. (Die Halbwertszeit ist die Zeit in welcher die Hlfte der Radionuklide zerfallen ist. Die andere Hlfte ist weiterhin radioaktiv. Nach nochmals 24000 Jahren ist noch ein Viertel radioaktiv, usw.)
Aus dieser Angstpsychose entwickeln die Grnen unrealistische Vorstellungen einer sogenannten erneuerbaren Energie. Ein Wort, das vom Nachdenken ablenken soll. Nach physikalischen Gesetzmssigkeiten kann Energie nur von der einen in die andere Form umgewandelt werden. Am nchsten kommt der erneuerbaren Energie die Wasserkraft, aus welcher mit Flusskraftwerken und Stauseen Elektrizitt gewonnen wird. Dieser natrliche Kreislauf des Wassers erfordert zur Umwandlung in elektrischen Strom, ein an der Effizienz gemessen, geringen Materialkostenaufwand. Das heisst, es kommt mehr Energie heraus, als zur Produktion in die Kraftwerke investiert werden musste. Erneuerbare Energie ist jedoch ohne staatliche Subventionen nicht zu haben. Die Grnen drngen jetzt darauf, aus Steuergeldern ihre Honigtpfe gefllt zu bekommen.
Die absoluten Renner der sogenannten erneuerbaren Energie sind zur Zeit Sonnenkollektoren (Photovoltaik) und Windrder. Deren Produktion erfordert jedoch kostenintensiven Materialeinsatz und ist zumindest bei den Windrdern von nicht sehr langer Lebensdauer, bis sie ersetzt werden mssen. Hinzu kommt, dass Sonne und Wind fast immer in zu geringer Menge und hchst ungleichmssig anfallen, wovon mglichst nicht geredet wird. Bei bewlktem Himmel sind die Sonnenzellen ausgeschaltet und liefern fast keinen Strom. Und der starke Wind in der Nacht geht wirkungslos verloren, weil die ganz grosse Mehrheit der Stromverbraucher abgeschaltet ist. Die erneuerbare Energie deren Befrworter verschweigen es ist um einiges teurer als Energie aus Atomkraftwerken.
Wenige Tage nach Fukushima sagte der ukrainische Ministerprsident Asarow: Tchernobyl war ja die Nationalkatastrophe der Ukraine, und die Frage suggerierte, dass das Land nach Fukushima sicher alle Kraftwerke abschalten wrde. Asarow sagte aber nein weil die Ukraine kein reiches Land ist. Das ist sehr einfach: Der Preis fr Atomstrom in der Ukraine ist zwei amerikanische Cent je Kilowattstunde. Strom aus Kohlekraftwerken dagegen kostet sechs Cent und aus erneuerbarer Energie elf. Wenn die Ukraine alle Atomkraftwerke ausschalten wollte, wre das das Ende der ukrainischen Wirtschaft.
Erneuerbare Energie ist also teurer. Da wird sich noch mancher berlegen, ob er den Ausstieg aus der Kernenergie mittragen will. Windrder sind zudem eine Gefahr fr die hilflosen Vgel und Fledermuse, die ihnen zu Tausenden zum Opfer fallen, wenn sie mit den 280 Stundenkilometer schnell rotierenden Rotorblttern kollidieren. Diese Tiere erwarten in der Hhe, in der sich die Rotorbltter drehen (100 bis 150 m), keine Hindernisse. Von den Befrwortern der Windrder hrt man ber dieses stumme Sterben nichts. Allein fr Brandenburg mit etwa 3200 Windrdern wird mit 9500 bis 25000 Fledermusen (geschtzte Sugetiere!) gerechnet, die jhrlich zu Tode kommen. (Zeit-Fragen Nr. 26,27. Juni 2011, S. 8).
Dass diese Windparks die schne Landschaft verschandeln, scheint die Grnen nicht zu stren. Sie wandern lieber in asphaltierten und immer mehr zubetonierten Grossagglomerationen. Fr die Schweiz gengte bis Ende der 50er Jahre die Stromproduktion aus Stauseen und Flusskraftwerken. Erst die vom Finanzkapital und den Schweizer Verratsparteien gezielt betriebene Einwanderung (Bevlkerungszunahme drei Millionen!) machte den Bau von Atomkraftwerken ntig.
Die erneuerbaren Energien haben zudem den Nachteil, dass die erzeugte aber nicht sofort gebrauchte Elektrizitt nicht gespeichert werden kann. Die Lsung dazu bietet wegen seiner hohen Prozesswrme der Thoriumhochtemperaturreaktor, der aus Thorium 232 das zur Energiegewinnung erforderliche Uran 233 erbrtet. Als Speicher fr erneuerbare Energie kommt Wasserstoff in Frage, der durch Wasserzersetzung (Elektrolyse von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff) gewonnen werden kann. Aus Wasserstoff kann Methanol erzeugt werden, indem man ihn mit Kohlendioxid reagieren lsst. Mittels geeigneter Brennstoffzellen wird ein Elektromotor fr Autos. Den Europern ist es offenbar lieber, wenn sich die Chinesen dieser Technik annehmen.