Ahmadinedschad, Holocaust-Leugner und gefhrlichster Mann der Welt

Teil 2

ZDF-Interview von Claus Kleber mit Ahmadinedschad
am 19. Mrz 2012 in Teheran.

Ein Kommentar

 

(ei.) Um den Lesefluss zu verbessern, haben wir an einigen Stellen die etwas holprige Simultanbersetzung geebnet. In eckige Klammern gesetzte Worte wurden von uns eingefgt. Das vom Videofilm mitgeschriebene Interview (Teil 1) haben wir ansonst vollstndig und unverndert wiedergegeben. Der Videofilm ist unter der in der Fussnote angegebenen Adresse abrufbar.1

Der ZDF-Mann Claus Kleber stellte Ahmadinedschad immer wieder dieselben Fragen zum Atomprogramm und zur Gewhrung des freien Zutritts in die Atomanlagen durch die IAEO, selbst nachdem Ahmadinedschad die Fragen schon lngst beantwortet hatte. Er berhrte die Antworten geflissentlich. Nicht einmal die Auskunft ber den Geheimnisverrat und die Ermordung iranischer Atomwissenschaftler, von Ahmadinedschad diplomatisch Terrorismus genannt, veranlassten Kleber sich nher zu informieren und Fragen zu stellen. Das Interview glich auf Klebers Seite einer Tragikomdie.

Man darf sich fragen, in wessen Auftrag und zu welchem Zweck Kleber das Interview arrangiert hat. Suchte man eine Gelegenheit, um Ahmadinedschad dem breiten Fernsehpublikum als Holocaust-Leugner zu prsentieren? So, dass wieder einmal mit erhobenem Zeigefinger wie Lehrer Lmpel in Wilhelm Buschs Geschichte von Max und Moritz erneut gedroht werden kann, sich dieses Themas anzunehmen? Oder sollte die Gefhrlichkeit eines iranischen Staatsprsidenten, dem die Vernichtung Israels mittels Atombomben zuzutrauen ist, vorgetuscht werden? Sollte dadurch in den europischen Lndern die Hemmschwelle fr einen mglichen Krieg gegen Iran herabgesetzt werden? Die einseitig berichtenden Massenmedien lassen jedenfalls nichts verlautbaren, was diesen Eindruck vermeiden liesse. Bundeskanzlerin Merkel habe die Existenz Israels sogar zur deutschen Staatsrson erklrt! (FAZ 20.3.12) Was kriegerische Absichten von Seiten des Irans angeht, drfte eine von den Medien hochgespielte Erwartungshaltung durch die przisen Ausknfte Ahmadinedschads jedenfalls grndlich ausgerumt sein.

Somit bleibt hier noch zu untersuchen, ob Ahmadinedschad tatschlich den Holocaust geleugnet hat. Dass er den Holocaust privatim bestreitet, nehmen wir fr einmal an, weil das Gegenteil nicht beweisbar ist. Hier stellt sich daher nur noch die Frage, ob er den Holocaust auch whrend des Interviews bestritten hat, wie uns von der Qualittspresse vorgelogen wird. Das Wort Holocaust kommt im ganzen Videofilm genau zweimal vor. Das Wort Lge je einmal im Singular und Plural. Schauen wir uns diese Stellen noch einmal genau an:

Zuerst das offenkundig ergebnisloseste Zitat. Ahmadinedschad fragt: Werden die Menschenrechte in Europa respektiert und eingehalten? Warum darf man in Europa nicht frei ber den Holocaust forschen? Wie viele franzsische Wissenschaftler sind jetzt im Gefngnis?

Ein Leugnen kann daraus nicht abgeleitet werden. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Ein anderes Mal, wo beide Worte vorkommen, fragt Ahmadinedschad, warum die europischen Staaten blind die Zionisten untersttzen. Warum muss das Kapital und das Geld der europischen Vlker fr die Zionisten ausgegeben werden? Und auch dafr, dass Iran bedroht wird? und endet mit der Feststellung, Iran hat eine 10-tausend Jahre alte Geschichte. Iran ist ein souvernes Land. Auf Klebers Frage: Aber ist denn Israel ein knstliches Land? antwortet Ahmadinedschad: [07:06] Die Grndung Israels war eine kolonialistische Planung, das weiss jeder. Entstanden durch eine Lge. Die sind niemals Herrscher dieses Landes gewesen; die haben Geschichte mit dem Namen Holocaust gemacht und die Schden, die Kosten mssen die Palstinenser bezahlen. Wir sagen, dass Besatzung, Lgen, Angriffe, verhindert werden mssen.

Kleber hat an dieser Stelle versumt nachzufragen, warum Ahmadinedschad von Lgen und von Holocaust spricht. Ahmadinedschad htte ihm vermutlich folgende Antwort gegeben:

Wie allgemein bekannt, ist die Grndung des Staates Israel auf den Zionistenfhrer Theodor Herzl zurckzufhren, der seine Vision erstmals in seinem Buch Der Judenstaat (Leipzig, 1896) festgehalten hat. Als das Osmanische Reich nach dem Ersten Weltkrieg auseinanderfiel (es umfasste grosse Gebiete der heutigen Trkei, Babyloniens, Mesopotamiens, ganz Syrien, Libanon und Palstina, Teile der Westkste Saudi-Arabiens, gyptens und der Kstengebiete Nordafrikas) wurden die noch verbliebenen Gebiete (Arabien, Palstina, Libanon, Syrien) gemss dem nach Sykes und Picot benannten Abkommen neu aufgeteilt. Dabei wurden die Araber mit schnen Worten, Versprechen und mit Lgen getuscht (um sie in den Krieg gegen die Achsenmchte um Deutschland eintreten zu veranlassen)2 bis sie sich der vollendeten Tatsachen bewusst waren und Arabien, Palstina, Libanon und Syrien unter britischer Mandatsregierung standen.

In jener Zeit war Arthur James Balfour britischer Aussenminister im Kabinett von Lloyd Georg, der spter zu einem Bewunderer des Deutschen Reiches unter Hitler wurde.3 Balfour war zugleich ein guter Bekannter des britischen Bankiers Lionel Walter Rothschild, ein rigoroser Vorkmpfer des Zionismus. Dritter im Bunde war der zionistische Aktivist Chaim Weizmann (1949 1952 der erste Prsident Israels). Sie diskutierten zusammen ber die Grndung eines von Herzl inspirierten Judenstaates.

Im Mrz 1916 schrieb Balfour an Rothschild: es solle nichts geschehen, was die brgerlichen und religisen Rechte der bisherigen nicht-jdischen Gemeinschaften in Palstina [] in Frage stellen knnte. Ich wre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklrung zur Kenntnis der zionistischen Weltorganisation bringen wrden. Ihr ergebener Arthur Balfour.

Man reibt sich heute verwundert die Augen und fragt sich, wo die Rechte der Palstinenser geblieben sind. Bald darauf kam es dann zu einer schriftlichen Vereinbarung Grossbritanniens mit der zionistischen Weltorganisation ber die Grndung einer jdischen Heimsttte in Palstina, spter als Balfour-Deklaration bekannt geworden. Kurz darauf begann in Palstina die illegale jdische Einwanderung, rund 20 Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg. Palstinenser wurden aus ihren Stammesgebieten vertrieben, viele von ihnen wurden ermordet. In den 30er und 40er Jahren kam es zu arabischen Aufstnden und die Einwanderung wurde zunehmend erschwert. Die britische Mandatsregierung reagierte auf die illegale Immigration mit Blockaden und Verfolgung der illegalen Einwanderer. Die Verhafteten kamen in Internierungslager. Als diese berfllt waren auch in Lager ausserhalb Palstinas. Die Grndung des Staates Israel 1948 im britischen Mandatsgebiet war eine indirekte Folge der Balfour-Deklaration.

Geschichte mit dem Namen Holocaust gemacht zu haben, kann in diesem Zusammenhang nichts anderes heissen, als dass der Staat Israel erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Holocaust ins Bewusstsein der Welt gekommen ist und Israels Anspruch auf Palstina auf Lgen beruht. Wollte man anderes unterstellen, htte es am Interviewer Kleber gelegen, durch eine Rckfrage die Sache von Ahmadinedschad klarstellen zu lassen. Aber auch die von den Massenmedien erhobenen Vorwrfe an die Adresse Claus Klebers mssen relativiert werden:

Unter der im freiesten Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg herrschenden Meinungsdiktatur wird jedes verdchtige Wort durch die Presse und den Zentralrat der Juden in Deutschland sofort als inakzeptabel verschrien, wie wir weiter unten noch zeigen werden.

Kommen wir jetzt noch zum letzten Zitat, das Anstoss erweckte. Gleich nachdem Ahmadinedschad von Israel sagt Das ist eine kolonialistische Planung gewesen, entstanden durch eine Lge. Die sind niemals Herrscher dieses Landes gewesen, fragt Claus Kleber: Ist das der Grund dafr, dass Sie einmal gesagt haben, dieses Land wird von der Landkarte verschwinden?

Diese Frage Klebers war dreist. Es ist bekannt, und Kleber als leitender Moderator des ZDF-Heute Journals muss wissen, dass Ahmadinedschad das in seiner Rede im Oktober 2005 nicht so gesagt hat, wie es von den Massenmedien bis heute verbreitet wird. Ahmadinedschad forderte nicht die physische Zerstrung Israels und seiner Einwohner, sondern forderte Israel solle von den Seiten der Zeit verschwinden. Gemeint ist, die israelische Kontrolle ber Jerusalem und Palstina als einen vorbergehenden Zustand zu betrachten, der rckgngig gemacht werden msse wie die sowjetische Kontrolle ber Osteuropa oder das Schah-Regime im Iran. (Mitgeteilt von der New York Times am 11. Juni 2006 und vom Guardian am 14. Juni 2006.4)

Das Hamburger Abendblatt konnte sich auf seiner Online-Ausgabe vom 25.3.2012 auch nicht zurckhalten, Ahmadinedschad Leugnen des Holocaust zu unterstellen:

Hauptpunkt: Ahmadinedschad hatte den Holocaust geleugnet, Kleber liess die Aussage unkommentiert stehen. Ich bin sehr enttuscht, dass ein angesehener deutscher Journalist und obendrein in einem ffentlich-rechtlichen Sender derart dreiste Bemerkungen einfach unwidersprochen lsst und so dem notorischen Holocaust-Leugner Ahmadinedschad bereitwillig die Plattform gibt, um sein bles Gift zu verbreiten, sagte der Prsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, der Bild am Sonntag.

Danke Herr Graumann, jetzt wissen wir, wer nur seine eigene Meinung gelten lsst und Lgen erfindet, wo keine sind, Andersdenkende aber von willfhrigen Staatsanwlten wegen antisemitischer Volksverhetzung verfolgen lsst.

Warum durfte im Sommer 2001 auf dem Pariser Platz in Berlin das Riesenplakat Der Holocaust ist eine Lge drei Wochen lang unangefochten der Welt zur Schau dargeboten werden? Bis dann zehn Brger dummerweise gegen die Frderkreis-Vorsitzende Lea Rosh Anzeige wegen Volksverhetzung erstatteten? Wurde das Werbeplakat wegen dem klein gedruckten Zusatztext Es gibt immer noch viele, die das behaupten, in 20 Jahren knnten es noch mehr sein, spenden Sie deshalb fr das Denkmal fr die ermordeten Juden Europas, wochenlang vom Abhngen verschont? Der Zentralrat der Juden in Deutschland sollte sich Ahmadinedschads Worte zu eigen machen: Wir lieben alle!

An dieser Stelle fragt sich der gut informierte Brger: Warum verschweigen uns die Massenmedien die vom UNO-Menschenrechtskomitee fr unrechtmssig erklrten Gesetze gegen Holocaust-Leugner? Das Komitee hat anlsslich seiner 102. Tagung vom 11. 29. Juli 2011 in Genf in seiner Erluterung Nr. 34 entschieden, dass die strafrechtliche Verfolgung von Menschen, die den Holocaust in Zweifel ziehen, unstatthaft ist und der Menschenrechtskonvention widerspricht.

In seinem franzsischsprachigen Bulletin Pacte international relatif aux droits civils et politiques wird im Absatz 49 mit Hinweis auf Fussnote 116 auf den Strafgerichtsfall Faurisson gegen den franzsischen Staat hingewiesen. Robert Faurisson ist einer der bekanntesten Geschichts-Revisionisten, der schon mehrmals ffentlich den Holocaust bezweifelt hat. Er war auch Teilnehmer an der Holocaust-Konferenz im Dezember 2006 in Teheran.


Fussnoten

1

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1598064/Ahmadinedschad-Atomwaffen-unmoralisch#/beitrag/video/1598064/Ahmadinedschad-Atomwaffen-unmoralisch

 

2

F. William Engdahl, Mit der lwaffe zur Weltmacht, Steinherz, Wiesbaden, 2003, S. 8.

 

3

Siehe das Zitat von Lloyd George in Nov. 2007 Hexenjagd auf Tagesschau-Sprecherin Eva Herman.

 

4

John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt in Die Israel Lobby Wie die amerikanische Aussenpolitik beeinflusst wird, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2007, S. 143, Fussnote 88.