Eine Propagada-Waffe
Der polnische Bischof Tadeusz Pieronek* hat kurz vor dem Auschwitz-Gedenktag am 27. Januar 2010 mit judengegnerischen Aussagen fr Aufsehen gesorgt. Der Holocaust werde als Propagandawaffe benutzt, um Vorteile herauszuschlagen, die oft ungerechtfertigt sind, sagte der prominente Bischof in einem Interview.1
Rom Der polnische Bischof Tadeusz Pieronek hat dem jdischen Volk vorgeworfen, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten vor siebzig Jahren als Propagandawaffe zu missbrauchen.
Den zunchst verffentlichte Satz: Der Holocaust an sich ist eine jdische Erfindung zog Pieronek am Montag (25. Januar 2010) zurck. Seine Aussagen seien missverstanden worden. Er habe die Verffentlichung dieses Satzes nicht autorisiert, sagte der ehemalige Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz im Warschauer Fernsehen. Die von Pieronek ausdrcklich zurckgezogene Aussage (Der Holocaust an sich ist eine jdische Erfindung) stand jedoch am 25. Januar 2010 abends noch immer auf der konservativ-katholischen Weltnetzseite des Vatikan: www.pontifex.roma.
In seinem Interview sagte Pieronek: Es ist nicht richtig, diese Tragdie fr Propagandazwecke auszunutzen. Gedenktage wie der zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Mittwoch (27. Januar) msse es fr die Opfer des Kommunismus, fr Katholiken, fr verfolgte Christen und alle Opfergruppen geben. Aber die Juden erhalten eine gute Presse, weil mchtige Finanzmittel hinter ihnen stecken, eine riesige Macht und die bedingungslose Rckendeckung der Vereinigten Staaten, und das frdert eine bestimmte Arroganz, die ich unertrglich finde, sagte der Katholik der Weltnetzseite zufolge. Auf die Frage, ob der Holocaust ausgenutzt werde, antwortete er: Sicherlich wird er das. Er wurde als Propagandawaffe benutzt, um Vorteile herauszuschlagen, die oft ungerechtfertigt sind.
An den Gedenkfeiern im polnischen Auschwitz nehmen am Mittwoch unter anderem der israelische Ministerprsident Benjamin Netanjahu und Polens Prsident Lech Kaczynskyi teil. In Berlin spricht (am 27. Januar 2010) Israels Prsident Schimon Peres aus Anlass des 65. Jahrestages vor dem Bundestag. (Hervorhebungen, d. Red.)
hen/Reuters
* Tadeusz Pieronek war von 1993 bis 1998 Generalsekretr der polnischen Bischofskonferenz und damit nach Jozef Kardinal Glemp hchster kirchlicher Wrdentrger Polens. Der in Radziechowy geborene Pieronek studierte kanonisches Recht an der katholischen Universitt Lublin und Zivilrecht in Rom. Der Bischof gilt im konservativen polnischen Klerus als offen und reformfreundlich. Bekannt wurde er als entschiedener Abtreibungsgegner.
Fussnote
1 Reuter Agentur-Meldung vom 26. Jan. 2010. Quelle: Spiegel online