Die europische Kultur ist christlich
von Ernst Indlekofer
Vor Weihnachten 2013 erschien in der Basler Zeitung ein Bericht ber das Buch des amerikanischen Muslims Reza Aslan Jesus, der mutige Revoluzzer. Ebenso im Migros Magazin Nr. 52 mit dem Zusatz Weihnachten ist ein heidnischer Brauch, den die Christen bernommen haben. Im laufenden Text erweitert zu: und zur Geburt von Jesus umgedeutet haben. Wenn wir Weihnachten feiern, begehen wir also gar keinen christlichen Festtag? Fr Aslan sei klar: Religion wird von Menschen gemacht und kann untersucht werden.
Vor Ostern kam am 17. April 2014 die Weltwoche mit der Frage Woran glauben Sie? Nachfolgend Bekenntnisse von zumeist bekannten Personen auch von den alt Bundesrten Hans-Rudolf Merz und Pascal Couchepin ber ihren Glauben an Gott. Fragen zum christlichen Glauben sind publikumswirksam. Schon Immanuel Kant bescheinigte dem Christentum grsstmgliche Nhe zur theoretischen Vernunftreligion. Das Christentum ist die europische Religion, obwohl sie sich am Anfang nicht in Europa gebildet hat. Wir haben in dieser Epoche keine bessere Religion, wir sollten sie aber auf das Neue Testament beschrnken. Das Alte Testament besteht aus religis verbrmter fremder Machtpolitik. Auch die weissen Amerikaner gehren in diesem Sinne zu Europa. Den Calvinismus und seine heuchlerischen englisch-amerikanischen Abkmmlinge sollte man aber davon ausnehmen.
Nachfolgend kurze Auszge aus den Bekenntnissen in der Weltwoche: Hans-Rudolf Merz. Ich brauche mir kein Bild von Gott zu machen. Er offenbart sich mir im tglichen Leben von selbst. Pascal Couchepin. Kurz bevor ich Erwachsen wurde, bin ich die gutberlegte und vernnftige Herausforderung eingegangen, zu glauben. Politische, ideologische und religise Dogmatiker machen mich ungehalten. Markus Ritter, Nationalrat und Bauernverbandsprsident: Viele Buerinnen und Bauern sind gottesfrchtige Menschen. Ich gehre auch dazu. Der Glaube an Gott gibt meinem Leben Halt und Orientierung. Thierry Carrel, Herzchirurg: Fr mich als Christ gehren Glaube, Hoffnung und Liebe ganz fest zusammen. Auf die Frage, wie Gott aussieht, gibt uns Augustinus eine passende Antwort: Si comprehendis, non est Deus wenn du ihn verstehst, dann ist er nicht Gott. Mario Fehr, Regierungsrat Kanton Zrich: Ich glaube an einen guten, gtigen Gott. Und ich hoffe selbstverstndlich auf ein Leben nach dem Tod. Susanne Hochuli, Regierungsrtin im Kanton Aargau. Ich bin konfessionslos, aber nicht unglubig. Fr mich besteht das Bekenntnishafte im Spirituellen. Und dies hat etwas mit der Natur und Schpfung zu tun. Mit meiner Sehnsucht nach dem Bewahren des Guten, des Schnen und des Wahren.
Nicht alle der Befragten gaben gottesglubige Bekenntnisse ab. Hugo Stamm, Sektenexperte: Es gibt keine plausible Erklrung fr das Phnomen Gott. Und die theologischen Konzepte sind derart widersprchlich, dass sie kaum weiterhelfen. Beda M. Stadler, Immunologe: Ich bin dem Universum unendlich dankbar, dass es mich von fast allen Wahnvorstellungen, insbesondere von Religion geheilt hat. Chris von Rohr, Musiker: Mit organisierten Religionen tue ich mich extrem schwer. Sie richten in dieser Welt bis heute mehr Unheil als Gutes an. Die fr mich dringliche Frage in dieser entnervenden, oberflchlichen Konsum- und Stresswelt: Gibt es ein Leben vor dem Tode? Konrad Hummler, Publizist: Ob es den Gott gibt, dem allein die Ehre gelten soll, ist allerdings nicht sicher, und man kann es deshalb nicht wissen sonst msste man nicht glauben. Julia Onken, Psychologin: Gibt es einen Gott? Nein, ich glaube es nicht, ich weiss es. Georg Kohler, Philosoph: Wer, was, wie Gott ist, weiss ich nicht; es gibt auch kein Glaubensdogma, das diese Lcke fllen kann.
Glaubensbekenntnisse werden oft mit dem Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode verbunden. Wenige Menschen halten der Trostlosigkeit stand, die sich ohne einen religisen Bezug angesichts des Sterbens einstellt. Dieses Empfinden ist einfhlsam. Am Ende des Lebens fragt sich mancher, aber zu spt, was er richtig und was er falsch gemacht hat. Die Trostlosigkeit entsteht aus der Frage, fr was habe ich gelebt?, aus dem Gefhl das Leben verpasst, seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben.
Es gibt die Meinung, der Rationalismus habe den Unglauben hervorgerufen. Womit aber nicht das Gegensatzpaar Rationalismus Irrationalismus gemeint sei, also nicht das vernnftige Denken verurteilt werde, sondern jene Geistesstrmung, die jede Offenbarung ablehnt, um einzig dem zu vertrauen, was rational erschlossen werden kann. So sei der Unglaube des Rationalismus kein Zufall, sondern die Folge des Umstandes, dass die sogenannten letzten Dinge mit der Gabe des Denkens allein nicht geklrt werden knnen, dass sie ber das Jenseits keine positive Aussage mglich machen.
Mit einer solchen Darlegung wird Offenbarung mit vernnftigem Denken gleichgesetzt und dem rational denkenden Menschen vorgeworfen, nicht glauben zu wollen was nicht bewiesen werden kann. Wir werden aber nur richtig nachdenken knnen, indem dies rational vor sich geht. Denn das Nachdenken kann nur auf Grundlage von schon Bekanntem geschehen, das auf neue Pfade weist. Was man noch nicht weiss, kann nicht in das Nachdenken einbezogen werden. ber Unbekanntes kann logischerweise nicht rational nachgedacht werden und das Denken bleibt in der Fantasie verfangen. Die Fantasie gleicht der Traumwelt. Dem Menschen ist die Fhigkeit gegeben, Gedanken zusammen zu verknpfen, was sehr hilfreich sein kann, aber auch zu Trugschlssen fhrt, wenn Trume zur Tagtrumerei werden.
Herr Stadler wird in der Weltwoche mit dem Satz zitiert: Da seit kurzem die Physik gute Evidenz [Offenkundigkeit] hat, dass aus dem Nichts zwangsweise ein Universum entstehen muss, haben die Gtter ausgedient. Hier irrt Herr Stadler, denn aus Nichts kann nichts werden. Das Aus dem Nichts wird von den bekanntesten Astrophysikern als die Theorie des Urknalls bezeichnet. Theoretische Annahmen sind immer Ausgangspunkt fr die Wahrheitsfindung. Der Glaube an Gott ist ein geistiges Surrogat zum Verstehen des Universums. Fr den Wissenschafter, zumindest solche der Astronomie oder Astrophysik, ist es das Beharrungsvermgen ihrer geistigen Unfreiheit.
Das grsste Hindernis, das uns am Verstehen des Universums hindert, ist der falsche Zeitbegriff. Nmlich eine Zeit, die berall gleich schnell abluft. Hier ist aber nicht die relativistische Zeit gemeint, sondern eine Zeit mit umgekehrt proportionalem Verhltnis des Newtonschen Gravitationsgesetzes. Der Physik-Nobelpreistrger Robert B. Laughlin (geb. 1950) sieht im Vakuum des Raums ein zwingender Beweis dafr, dass Licht und Schwerkraft verknpft und mglicherweise beide kollektiver Natur sind. (Abschied von der Weltformel, Mnchen 2007). Damit nhert er sich der gravitationsabhngigen Zeit an. Mehr darber in meiner Beschreibung Das Universum.
Vieles von dem, was im Alten Testament geschrieben steht, wurde von den Bibelautoren mit einer Frechheit samt und sonders erlogen. So hat es beispielsweise nie einen Auszug der Kinder Israel aus dem Diensthause gypten gegeben, was nicht nur vom Europer Erich Bromme ( 1986), sondern auch von den Geologen Israel Finkelstein und Asher Silberman in ihrem Buch Keine Posaunen vor Jericho (Verlag C. H. Beck, Mnchen) mit den Worten keine gyptische Gefangenschaft der Israeli besttigt und 1946 durch das Auffinden von Schriftrollen in Qumran nachgewiesen wurde. Glaubt man den Angaben des AT, nach denen Salomon zu Beginn des 1. Jahrtausends v. d. Zw. (vor der Zeitenwende) z.B. von 971 bis 929 regiert haben soll, so kann es berhaupt keinen Salomonischen Tempel gegeben haben. Das sprach auch Palstinenserfhrer Jasir Arafat ( 2004) aus. Aber nicht nur er. Auch moderne amerikanische und jdische Archologen sagen das gleiche, so die Jdin Margreet Steiner: Aus dem Jahre 1000 v. d. Zw. sind keine berreste einer Stadt, geschweige denn Hauptstadt gefunden worden, keine Spur einer Umfassungsmauer, kein Tor, keine Huser, nicht ein einziges Architekturteil. Einfach nichts!, berichtet diese Spezialistin ber Jerusalem. Auch in den Werken Kunst der Welt, Band Mesopotamien und Vorderasien (Die Kunst des mittleren Ostens), finden sich keine Spuren jdischer Bauttigkeiten. (Schweizer Druck- und Verlagshaus AG Zrich, Lizenzausgabe fr die Neue Schweizer Bibliothek, 1961).
Wie glubige Christen bedrngt werden, offenbart folgende Frechheit von 60 niedertrchtigen Theologen, die sich in Europa erdreisten, die Bibel in eine gerechtere, feministische Sprache umzuschreiben, um die Bevlkerung umzuerziehen. In den Worten Gott der Herr soll Herr wegfallen. Gott wie ein Vater soll ersetzt werden durch Gott ist wie Vater und Mutter. Knftig soll es heissen Und Gott sah alles, was sie gemacht hatte (nachzulesen im Monatsheft Nation Europa, Ausgabe 6/2004).
Das grosse Drama der Jenseitsglubigen ist fr uns alle , dass die geistige Entwicklung nach hherem Bewusstsein, bildlich gesprochen der Himmel auf Erden, nachhaltig verzgert, wenn nicht gar verunmglicht wird. Wer mit festen Fssen auf der Erde steht, weiss, dass der Tod das ihm innewohnende Sein beendet. Dies sollte ihm Ansporn sein, sich whrend seines Lebens fr das Gute, das Wahre und Schne einzusetzen. Das Leben der Menschen findet seine Fortsetzung nur in ihren Kindern und Kindeskindern. Ewig ist nur das Universum in seiner Ganzheit.
Dass sich das menschliche Leben nicht wiederholt und nicht ewig sein kann, zeigt sich in der physikalischen Natur. Sterne verglhen zu Atomen und Atome zerfallen in Protonen, Neutronen und Elektronen. Ihre Einzelteile finden im Universum nie wieder zusammen. Wir Menschen knnen uns die Ausdehnung des Universums unmglich vorstellen. Eine kleine Ahnung seiner Weite gibt uns das in etwa 4,5 Milliarden Jahren stattfindende Verschmelzen der Andromedagalaxie mit unserem eigenen Milchstrassensystem. Beide rasen mit einer Geschwindigkeit von rund 400000 Kilometern pro Stunde aufeinander zu. Die Andromedagalaxie hat etwa eine Billion Sterne, unsere Milchstrasse etwa 300 Milliarden. Doch beim Ineinanderschieben der beiden bleiben die meisten ihrer Sterne unversehrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Sterne frontal zusammentreffen, ist 1 zu 100 Milliarden. Doch die ganz grosse Mehrheit der Menschen interessiert sich nicht dafr, sie hat mit ihrem Broterwerb und mit dem Fernsehkonsumismus anderes zu tun.