Todeskampf der europischen Identitten
von Manfred Kleine-Hartlage, Berlin
Der Autor ist Jahrgang 1966, gebrtig in Mnchen. Im Jahr 2012 verffentlichte er das Buch: Warum ich kein Linker mehr bin. Letztes Jahr erschien von ihm Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. ber den Selbstmord eines Systems. Kleine-Hartlage hielt nachfolgende Rede am 3. Oktober 2013, dem Nationalfeiertag, dem Tag der Wiedervereinigung Deutschlands mit der DDR. Der Vortrag findet in der Schweiz nicht seinesgleichen und die politischen Parallelen sind nicht zu bersehen.
Den heutigen Nationalfeiertag als Tag der Patrioten zu begehen, ist in der real existierenden BRD des Jahres 2013 eine erstrangige Provokation, und genau das soll es auch sein. Ihn als Tag der Patrioten zu begehen, heisst nmlich: einen Kontrapunkt setzen, heisst dagegen protestieren, dass die politische Klasse diesen Tag dazu missbraucht, sich selbst in Szene zu setzen und in schwlstiger Floskelsprache eine Ideologie zu verbreiten, die sich gerade gegen die deutsche Nation und deren Fortbestand richtet. Der Nationalfeiertag gehrt dem Volk. Er gehrt nicht den Herrschenden. Er gehrt der Nation, nicht denen, die an ihrem Verderben arbeiten.
Einen Kontrapunkt zu deren Selbstbeweihrucherung zu setzen heisst, die Lage der Nation und die Lage der Republik in der klaren Sprache zu beschreiben, die die Herrschenden wohlweislich nicht sprechen, weil sie wissen, wie schlecht sie dann aussehen wrden. Eine solche Beschreibung ist leider wenig erbaulich, aber wir sind es uns und vor allem unseren Kindern und Enkeln schuldig, uns ihr zu stellen.
Als am 3. Oktober 1990 die DDR dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beitrat, glaubten wir alle, Deutschland sei angekommen, im Frieden mit sich und im Frieden mit seinen Nachbarn. Die Nation, der man versucht hatte, zwei einander entgegengesetzte knstliche, ideologisch konstruierte Identitten aufzuschwatzen, schien endlich wieder zu sich selbst gekommen zu sein. Und sptestens nach dem Regierungsumzug, wenn man abends am Reichstag vorbeikam und an den von innen beleuchteten Fenstern ablesen konnte, dass hier tatschlich ein gewhltes gesamtdeutsches Parlament arbeitete, glaubten wir allen Grund zu haben, politisch glcklich zu sein und zu denken: Wir sind wirklich und wahrhaftig wieder da! Es gibt uns wieder als Nation!
Am 3. Oktober 1990 ahnten wir nicht, welche Rechnung uns fr die Wiedervereinigung prsentiert werden wrde, und dass wir diese Wiedervereinigung teurer bezahlen wrden als nur mit dem Verlust der Whrungshoheit (was schlimm genug gewesen wre).
Wir ahnten nicht, dass die scheinbare Wiederauferstehung der deutschen Nation nur die politischen Voraussetzungen dafr schaffen sollte, diese Nation genau wie die brigen Vlker Europas aus der Weltgeschichte verschwinden zu lassen.
Wir ahnten nicht, dass wir die Wiedervereinigung mit dem Verlust unserer demokratischen Rechte bezahlen sollten, und dass unsere Politiker uns die gerade erst gewonnene nationale Souvernitt sogleich wieder abgaunern wrden.
Als die DDR zusammenbrach, glaubten wir alle, nun sei es in Deutschland endlich, endlich vorbei mit Gesinnungsschnffelei, Gesinnungsjustiz und Gesinnungsterror. Wir glaubten, es sei endlich vorbei mit einer politisch gelenkten, allgegenwrtigen drhnenden Propaganda aus gestanzten stereotypen Phrasen, die die menschliche Intelligenz beleidigen. Wir glaubten, es sei endlich vorbei mit flchendeckender geheimdienstlicher berwachung. Wir glaubten, mit der DDR sei auch das Spitzel- und Denunziantenunwesen verschwunden.
Wir glaubten, es werde in Deutschland nie wieder mglich sein, dass Menschen gezwungen sind, aus Angst vor Repressalien ihre Meinung fr sich zu behalten, wir glaubten, nie wieder werde in Deutschland irgendjemand gezwungen sein, sich selbst zu erniedrigen, indem er seine ffentliche Sprache den Sprachregelungen einer herrschenden Klasse anpasst und deren leere Phraseologie nachplappern muss. Wir glaubten, nie wieder wrden Bonzen sich anmassen knnen, sich selbst zu Erziehern ihrer Mitbrger aufzuschwingen, und nie wieder werde es einen Umerziehungs- und Bevormundungsstaat geben.
Wir glaubten, nie wieder wrden Machthaber uns daran hindern knnen, mit unserer eigenen Stimme und in unserer eigenen Sprache das auszusprechen, was wir mit unserem eigenen Kopf denken. Und wir glaubten, es werde in Deutschland nie wieder mglich sein, dass Eltern sich berlegen mssen, was sie am Mittagstisch zu ihren Kindern sagen, weil die Kleinen es sonst in der Schule ausplaudern knnten.
Wir htten mit anderen Worten das, was heute Wirklichkeit ist und sich zu einem immer beklemmenderen realen Alptraum auswchst, niemals fr mglich gehalten!
Wir hatten Vertrauen zu Politikern, die schliesslich allesamt einen Eid geleistet hatten, ihre Kraft dem Wohl des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm zu wenden und das Grundgesetz zu wahren und zu verteidigen.
Daher wussten wir nicht, dass wir die Rechte, die wir als Volk, als der Demos der Demokratie der Politik gegenber hatten, Schritt fr Schritt an die Europische Union verlieren sollten, und nicht nur an diese. Wir wussten nicht, dass die Politik der Masseneinwanderung dazu bestimmt war, niemals zu enden, deren ungehemmter Fortgang uns zu Fremden im eigenen Land machen wird. Wir wussten nicht, dass Opposition zu diesem Kurs kriminalisiert werden wrde, und dass der Staat, wo er bei der Verfolgung solcher Opposition an die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit stsst, linksradikalen Abschaum einspannen wrde, damit der die Drecksarbeit verrichtet, die dem Staat selber verboten ist.
Die BRD ist ein Staat, der die ideologische Apartheid gegen die Sachwalter der Interessen des eigenen Volkes zur Grundregel der Politik erhoben hat. Sie ist ein Staat, in dem die Parteignger die Interessen von Kinderschndern definieren, was ffentliche Moral zu sein hat; in dem Anhnger ausgerechnet der Scharia, und zwar unter dem Beifall der politischen Klasse einschliesslich der Medien, uns darber belehren drfen, was unter Toleranz zu verstehen sei; in dem ein Chor von Machthabern und deren Schranzen und ideologischen Claqueuren diejenigen ihrer Untertanen zu ihrer Zivilcourage beglckwnscht, die sich dazu hergeben, die berufliche Existenz eines Andersdenkenden zu vernichten; ein Staat, in dem die gleichen und zum Teil sogar dieselben Leute, die in den siebziger und achtziger Jahren mit urliberalen Argumenten dafr gekmpft haben, dass Kommunisten Lehrer werden knnen, sich heute fr engagierte Demokraten halten, wenn sie wieder einmal mit dem Segen der Obrigkeit verhindert haben, dass etwa ein NPD-Mann Schornsteinfeger wird.
Wir leben in einem Staat, zu dessen politischer Kultur es gehrt, dass infantile Persnlichkeiten als ffentliche Autoritten und moralische Instanzen mit dem Anspruch auftreten, ihre Mitbrger zu zensieren und umzuerziehen, diesmal aber nicht auf der Basis marxistischer Ideologie, sondern einer zur Ideologie erhobenen gewollten Infantilitt und einer dazu passenden ssslichen, klebrigen, verlogen-gefhligen Sprache (all diese Sprche ber Buntheit und Willkommenskultur und verletzte Gefhle) aber mit demselben knallharten totalitren Machtanspruch wie die SED.
Und so kommt es, dass zur politischen Kultur dieses Staates eben auch die ffentliche Heuchelei gehrt, die allgegenwrtige ffentliche Lge: In der Sprache der BRD heisst Intoleranz Toleranz, heisst Konformismus Nonkonformismus, heisst das Herumtrampeln auf oppositionellen Minderheiten Zivilcourage, und heisst die bornierte, um nicht zu sagen betonierte Ignoranz gegenber den Eigenarten fremder Kulturen Weltoffenheit.
Wir haben es mit einer Orwellschen Sprache zu tun, die, genau wie die Sprache der DDR, von schablonenhaften Sprachregelungen, von Floskeln und von Phrasen lebt, weil die in ihr formulierte Ideologie die Konfrontation mit der Wirklichkeit keine Sekunde berleben knnte, und zwar deshalb nicht, weil sie in sich nicht das kleinste Krnchen Wahrheit trgt.
Zu einer solchen Kultur der organisierten ffentlichen Lge und der zur Staatsbrgertugend erhobenen geistigen Retardierung passt es, dass Schwachkpfe, denen die elementaren Grundlagen logischen Denkens fremd sind, ffentlich als Intellektuelle posieren und als solche ernstgenommen werden; dass linke Verfassungsfeinde sich als Verteidiger der Demokratie auffhren; dass Agitpropksebltter, mit denen man sich nicht einmal den Hintern abwischen knnte, ohne dessen Intelligenz zu beleidigen, sich als Qualittszeitungen verkaufen; dass Presse und Fernsehen, dass also die Vierte Gewalt in den Hnden von Leuten liegt, die von ihr in demselben Geiste Gebrauch machen wie Roland Freisler von der Dritten; und dass noch der charakterloseste Opportunismus, der schbigste Konformismus, die vulgrste Karrieregeilheit als demokratisches Engagement, als Mut, als Zivilcourage daherkommen. Die politische Kultur dieses Staates ist geprgt von einem Kartell von alten Huren, die sich gegenseitig ihre Jungfrulichkeit bescheinigen, ohne dass einer lacht.
In einer solchen politischen Kultur findet es auch niemand merkwrdig, dass massgebliche Reprsentanten des Staates ungergt und ungestraft zum Rechtsbruch gegen Andersdenkende aufrufen knnen, und dass niemand zu merken scheint, was sie damit dokumentieren: nmlich dass die BRD in ihrer Eigenschaft als demokratischer Rechtsstaat langsam, aber sicher von innen verrottet.
Diese Degeneration, diese Zersetzung der demokratischen Substanz, findet nicht etwa von alleine statt: Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Es werden ja nicht irgendwelche Phrasen gedroschen, nicht irgendwelche Lgen verbreitet, nicht irgendwelche Interessen kriminalisiert und nicht irgendwelche Oppositionellen verfolgt.
Die Ideologie, von der die ffentliche Sprache der BRD durchsetzt ist, ist genausowenig interessenneutral wie irgendeine andere Ideologie, und sie ist es umso weniger, als sie sich als Verkrperung des schlechthin Guten ausgibt. Wer das nmlich tut, der sagt damit zugleich, dass er der Meinung ist, ihm sei alles erlaubt, auch jedes Verbrechen.
Welchen Zielen diese Ideologie dient, erkennt man daran, wen sie als Feind markiert: Ihr Feind ist Jeder, der mchte, das unser Volk das Land, das von unseren Vorfahren und von sonst niemandem! aufgebaut worden ist, als sein eigenes behlt; ihr Feind ist Jeder, der nicht ein Fremder im eigenen Land sein mchte; Jeder, der das Interesse des eigenen Volkes an seinem Fortbestand artikuliert; Jeder, der an der traditionellen Auffassung von Ehe und Familie festhlt, von denen dieser Fortbestand abhngt; Jeder, der die offensichtliche Tatsache ausspricht, dass Freiheit und Demokratie nur auf dem Boden einer einzigen Kultur entstanden und gediehen sind, nmlich unserer eigenen; und Jeder, der demgemss glaubt, dass die mutwillige Implantation fremder Kulturen, auch solcher, in denen nicht einmal die Sklaverei als verwerflich gilt, die kulturelle Grundlage zerstrt, auf denen die Errungenschaften der liberalen Moderne beruhen.
Eine Ideologie, die solche Einstellungen als feindlich und bse markiert, sagt damit zugleich, welchen Zielen sie selbst dient: Die Vlker Europas denn es geht hier nicht nur um Deutschland sollen nicht mehr Herren im eigenen Haus sein, sie sollen zu Minderheiten und zwar zu benachteiligten Minderheiten in ihren eigenen Lndern werden, ihre Kultur soll zerstrt werden, und die freiheitlichen Errungenschaften gleich mit. Was die politische Klasse des Westens den Vlkern Europas zugedacht hat, ist nicht weniger als der Volkstod.
Die auf allen Kanlen unentrinnbar verbreitete verquaste Ideologie der herrschenden Klasse, die auf den ersten Blick so inkonsistent zu sein scheint, weil ihre einzelnen Bestandteile nicht zusammenzupassen scheinen, wird vllig verstehbar und dann auch widerspruchsfrei, wenn wir sie nicht als Versuch auffassen, die Wirklichkeit zu beschreiben, sondern als ideologische Verbrmung und Rechtfertigung eines bestimmten Programms: Dieses Programm ist der an den Vlkern Europas vollzogene Kalte Genozid.
Dieser Genozid ist nicht etwa Selbstzweck, obwohl unter den massgeblichen Akteuren etliche sind, die tatschlich vom Hass auf die Vlker Europas, gegebenenfalls auch das eigene, getrieben sind. Andere sind einfach korrupt und gewissenlos und machen die Art von Politik, die von ihnen erwartet wird, weil sie dadurch Karriere machen. Dieser Typus drfte bei unseren Politikern, vor allem denen aus dem brgerlichen Spektrum am hufigsten vertreten sein. Vor allem bei den Linken findet sich darberhinaus hufig der Typ des ideologischen berzeugungstters, der allen Ernstes glaubt, man knne das Paradies auf Erden dadurch herbeizwingen, dass man die vorhandene Gesellschaft zerstrt: dass man Grenzen niederreisst, Staaten in supranationalen Molochen wie der EU auflst, Vlkerwanderungen herbeifhrt, die Familie zerstrt und die christliche Religion bestenfalls zu einem satirischen Zerrbild ihrer selbst erniedrigt.
Mit den Staaten, den Vlkern, der Familie und der Religion werden aber genau die Strukturen zerstrt, die menschliche Solidaritt ermglichen. Die zerschmetterte, die atomisierte Gesellschaft ist der Boden, auf dem der Totalitarismus blht, und er ist zugleich der Boden, auf dem ein entfesselter Globalkapitalismus hemmungslos wten kann.
Und diejenigen vergleichsweise winzigen Gruppen, die von beidem profitieren, sind die einzigen, die ein wirkliches eigenes Interesse an dieser Politik haben, und die dazu weder gekauft noch ideologisch indoktriniert werden mssen.
Die anderen die Linken, die Moslems, die Schwulenlobby, die Genderweiber, die Ideologieproduzenten an den Universitten, die lgenden Journalisten, die opportunistischen Bischfe, die Nutzniesser der Sozialindustrie und vor allem: die korrupten und verrterischen Funktionstrger der etablierten Politik, sind kaum mehr als Mitesser, Trittbrettfahrer und ntzliche Idioten. Deshalb sind sie aber noch lange nicht ungefhrlich, ganz im Gegenteil: Die Politik der Vernichtung der europischen Zivilisation wrde ohne diese Leute nicht funktionieren.
Die Herren des globalen Grosskapitals werden wir von hier aus nicht bekmpfen knnen; das kann, wenn berhaupt jemand, dann hchstens das amerikanische Volk, nicht das deutsche. Wir knnen aber sehr wohl dafr sorgen, dass unser Land ihnen nicht als Kolonie und als Spielwiese fr ihre machtbesoffenen Plne [in der Schweiz die Abschaffung der Golddeckung unserer Whrung, d. Red.] zur Verfgung steht, und zwar, indem wir ihren Helfershelfern und Statthaltern im eigenen Land das Handwerk legen!
Die Hoffnungen, mit der wir am 3. Oktober 1990 in die Zukunft gesehen haben, die Hoffnung, ein freies Volk in einem freien Land zu sein, ist auch heute, und heute mehr denn je, nicht mehr als eine Hoffnung.
Sie ist aber auch nicht weniger als eine Hoffnung, sie ist kein Hirngespinst. Es lohnt sich, darum zu kmpfen, dass wir eines Tages an einem 3. Oktober sagen knnen: Ja, wir sind ein freies Volk.
Diesen Kampf zu fhren heisst nicht, sich Illusionen hinzugeben oder sich die Dinge schnzureden. Unsere Chancen, diesen Kampf zu gewinnen das wissen wir alle stehen nicht gut. Und dennoch werden wir diesen Kampf fhren! Wir werden dieses Deutschland, das uns anvertraut ist, das wir von unseren Vorfahren geerbt und von unseren Enkeln nur geliehen haben wir werden dieses Land um nichts auf der Welt preisgeben! Und wir wrden diesen Kampf sogar dann fhren, und wrden ihn sogar dann nicht fr sinnlos halten, wenn wir positiv wssten, dass wir ihn verlieren. Denn selbst wenn er keinen anderen Sinn htte: Er htte zumindest den Sinn, dass wir an dem Tag, wo unsere Enkelkinder uns fragen Habt ihr auch zu denen gehrt, die unser Land verschleudert und unsere Zukunft zerstrt haben?, dass wir ihnen dann guten Gewissens in die Augen sehen und sagen knnen: NEIN! WIR WAREN ES NICHT!
Quelle: Zukunftswerkstatt, Wieland Krner, Postf. 330404, D-28334 Bremen |
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