Antwort auf die Leserzuschrift
eines EDU-Mitglieds

Sehr geehrter, lieber Herr Christ*

Da mssen wir uns durch zwei Seiten Belehrungen hindurchmhen, die allgemein bekannt und teilweise sogar widerlegt sind, um am Ende des Briefes das Folgende zu lesen: Wenn sich Sharon mit der jdischen Macht ber die USA brstet, ist das sicher nicht klug. Aber vielleicht nicht so schlimm wie wenn der EDU [Eidgenssisch-Demokratische Union] Unterstellungen betreffend Unbelehrbarkeit aus religisen Grnden macht. Wie Sie sich doch tuschen, Herr Christ! Sptestens, wenn im Nahen Osten ein dritter Weltkrieg beginnt, werden Sie erfahren, ob die jdische Macht ber die USA oder ein Zitat in schlimmer ist.

Grab des Knigs Kyros II., 529 v. Chr., in Pasargadea (Iran).

Um es vorweg zu nehmen: Ihr Vorwurf ist unberechtigt! Wir von haben die EDU nicht kritisiert. Wenn Sie unseren Beitrag richtig gelesen htten, htten Sie bemerkt, dass es sich um ein Zitat aus einer Rundschrift der PNOS handelt. Eingangs des Zitates haben wir ausdrcklich auf das Rundschreiben hingewiesen. Das gesamte Zitat ist daher in Kursivschrift gedruckt, wie es sich bei lngeren Zitaten gehrt. Dass Sie dies dennoch nicht bemerkt haben, zeigt, wie oberflchlich Sie an einen Text herangehen. Diese Falschbehauptung scheint fr Ihre zwei Seiten fllenden Aufzhlungen exemplarisch zu sein. Vieles, was Sie schreiben, sind Verdrehungen, Falschdarstellungen und Geschichtsklitterungen. Offenbar lassen Sie sich allzusehr von israelischen Propagandaschriften beeinflussen. Es wrde viel zu weit fhren, wenn wir hier einzelne Punkte widerlegen wollten. Wer sich dafr interessiert, kann dies in Dutzenden von Bchern, auch solche, die von Juden geschrieben sind, nachlesen. Nachfolgend drei dieser Werke.

Felicia Langer Die Zeit der Steine (Lamuv Verlag GmbH, D37073 Gttingen, 1990). Die Jdin Felicia Langer hat ihre Anwaltskanzlei, die auch Palstinenser verteidigt hat, demonstrativ geschlossen und Israel den Rcken gekehrt. Damit will sie gegen das israelische Unrechtssystem, das einem Volk jegliche Rechte verwehrt, protestieren. Besorgen Sie sich dieses bewegende Buch und lesen Sie es. Sie werden feststellen, dass Sie von den wirklichen Verhltnissen keine Ahnung haben.

Sumaya Farhat-Naser Thymian und Steine (Lenos Verlag, Basel). Die palstinensische Autorin (Professorin mit zweifachem Doktortitel) ist Dozentin an der Universitt Birzeit (Israel) und mit dem deutschen Friedenspreis ausgezeichnet. Sie beklagt die zionistischen Terrormethoden der Israeli vor aller Welt. Ihre Vortrge in Europa finden viel Beachtung. Im Juli 2001 erliess sie vor einem grossen Auditorium an der Universitt Zrich einen Notruf.

Israel Shahak Jdische Geschichte, Jdische Religion Brde von 3000 Jahren (Lhe-Verlag GmbH., Postf. 1249, D24390 Sderbrarup). Der 1933 in Polen geborene Israel Shahak emigrierte im Jahre 1945 nach Palstina, wo er 2001 starb. Er war Professor fr organische Chemie an der Hebrischen Universitt in Jerusalem. Als lebenslanger Kmpfer fr die Menschenrechte schrieb er mehrere Bcher in Hebrisch und Englisch ber die Aspekte des Judentums. In obigem Werk offenbart er, wie orthodoxe Rabbiner in den talmudischen und rabbinischen Gesetzen eine gehssige Haltung gegen Nichtjuden1 verbreiten und wie sie ihr eigenes Volk tyrannisieren2. Nach Shahak ist es eine irrefhrende Vorstellung, dass der Judaismus eine biblische Religion ist.3 Die Intoleranz und Neigung zu Grausamkeit gegen Nichtjuden4, die sie als ungeliebte Tierwelt einstufen5, werden durch Schriftzitate und anhand von Beispielen erlutert. Die Gesetze des Judaismus sind fr das klassische Judentum auch heute noch verbindlich. Die Gesetze gegen Amalekiten6 knnten eine Erklrung fr das Verhalten Israels gegen die Palstinenser sein. Nach Shahak ist die wirkliche Prfung, vor die sowohl die israelischen Juden als auch die in der Diaspora gestellt werden, deren Vermgen zur Selbstkritik, die auch eine Kritik der jdischen Vergangenheit einschliessen muss. Das Wichtigste in einer derartigen Kritik muss die eingehende und ehrliche Konfrontation der jdischen Haltung im ihrem Verhltnis zu den Nichtjuden sein.7

Ihr Hinweis Das erklrt auch die Haltung und Anschlge von Bin Laden zeigt, wie schlecht informiert Sie sind. Sie bernehmen einfach die amerikanischen Behauptungen, die zur Verschleierung der Hintergrnde von den Machthabern ber die Massenmedien verbreitet werden. Bis heute gibt es keinen einzigen Beweis, dass Osama Bin Laden irgend etwas mit den Anschlgen vom 11. September 2001 auf das WTC und das Pentagon zu tun hat. Die Untersuchungen weisen in eine ganz andere Richtung. Aus Platzgrnden knnen wir hier nicht weiter darauf eingehen. Unzutreffend ist sodann Ihre Bemerkung Die Juden sind bereits 4000 Jahre in Israel. Zu jener Zeit gab es keinen Staat Israel, er wurde erst am 14. Mai 1948 gegrndet. Heute ist es aber wichtig zu wissen, dass bereits 1895  453000 Araber aber nur 24000 Juden (5,3 %) auf den 26320 qkm Palstinas lebten. Auch hat die UNO keine Befugnis, Staaten zu grnden. Beim Teilungsplan der UNO konnte es sich daher nur um eine Empfehlung handeln, bei welcher man das vlkerrechtliche Selbstbestimmungsrecht der arabischen Bevlkerung nicht bergehen drfen htte.

Kyros
Kyros II. der Grosse in der Gestalt eines vierflgeligen Genius (Gottheit) mit dreifacher Krone. Stele der ostpersischen Ruinensttte Mesched-Murgab (Pasargadae). Vgl. Kunst der Welt, Alt Iran, S. 138/139.

Die Israeliten wissen sich in Israel nicht als in Palstina ureingesessen (authochthon). Sie sind erst in der zweiten Hlfte des 2. Jahrtausends v. Chr. von Sden und Osten her, wo sie in der Steppe als Nomaden lebten, in das von den Kanaanern besiedelte Kulturland Palstina vorgedrungen und ansssig geworden. Israel war nach der Teilung des Reiches Salomo 926 v. Chr. der Name fr das nrdliche Gebiet der 10 Stmme, im Unterschied zum sdlichen Judah. Soweit die allgemein verbreitete Doktrin. Die neuzeitliche Forschung kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis: Es gab nie ein vereinigtes Judah und Israel als Reich David/Salomo. Dieses genannte Reich Salomo ging aus einem Staatsstreich eines Persers, der als David bekannt ist, hervor. Die spten Bibelschreiber haben, um der Geschichte nachzuhelfen, einiges um 700 Jahre zurckdatiert: Der Auszug der Kinder Israels z.B. wurde auf das Jahr 1230 v. Chr. zurckverlegt, hatte sich aber in Wirklichkeit im Jahre 539 v. Chr. in Babylon abgespielt, usw. Der biblische Joseph, mit babylonischem Namen Daniel, war der letzte Knig von Judah und wurde von Knig Nebukadnezar (Pharaoh) nach Babylon in Gefangenschaft gebracht. Nach einem Staatsstreich wurde er Kanzler Babylons (nicht gyptens!). Zwei seiner Shne verlangten von Knig Nabonidus (auch er ein Pharaoh), Nachfolger Nebukadnezars, die Freigabe der Staatssklaven. Als dies scheiterte, nahmen die Isra-Eli8 Verbindung auf mit dem Persergrossknig Kyros II.9, der mit ihrer Hilfe das Babylonische Reich vernichtete. Unter Kyros II. (559 529 v. Chr.) wurde Persien zur Weltmacht. Und Kyros II. ist der biblische Yahweh (YHWH). Schliesslich war David kein Jude, sondern Assyrer und persischer Provinzstatthalter unter Alexander dem Grossen um 332 v. Chr. (auszugsweise nach Erich Bromme10).

Der uns zugestellte Bericht des EDU-Standpunkt 8/2002 Verzeiht mir bitte die Strung ist einseitig und tendenzis. Hier nur ein Beispiel: Der ukrainische Nationalheld Chmielnizkij (Bogdan Chmelnickij 1595 1657) leitete im Jahr 1648 den grossen Aufstand in der Ukraine, bei dem ein Massaker an den Juden stattfand. Der Aufstand begann als Meuterei der Kosakenoffiziere, der sich die schwer unterdrckten Leibeigenen anschlossen, um sich gegen ihre gnadenlosen Unterdrcker und unmittelbaren Ausbeuter11 zu wehren. Zu jener Zeit dienten die Juden dem polnischen Adel und den Gutsbesitzern als direkte berwacher und Unterdrcker der in die Leibeigenschaft abgesunkenen Bauern12 (Israel Shahak). Davon steht im EDU-Bericht kein Wort. In tendenziser Weise wurde das Geschehen auch noch um 200 Jahre in die Neuzeit (1848) vordatiert. Der Bericht ist brigens nicht von Kurt Sprri, sondern wie im Vortitel vermerkt, von einem anonymen Juden. Sprri hat ihn nur bearbeitet. Das Auslassen wesentlicher Tatsachen und Zeitverschiebungen dieser Grssenordnung sind nicht entschuldbar.

Nach dem Studium der oben erwhnten Bcher werden Sie feststellen, dass die PNOS mit ihrer Einschtzung der EDU nicht so Unrecht hat. Da mssen Sie sich natrlich auch an der eigenen Nase nehmen. Von einer genauen und sachlichen Errterung ist die EDU jedenfalls ein ganzes Stck weit entfernt. Kritik an Parteien ist brigens das bliche Mittel der demokratischen Auseinandersetzung.

Es bleibt noch festzustellen, dass Ihnen die Prioritten arg durcheinander geraten sind. Der Polizeiberfall auf die PNOS ist ein Riesenskandal und eines Rechtsstaates unwrdig. Wir wundern uns daher sehr, dass Sie ber diesen przedenzlosen krassen Rechtsbruch kein einziges Wort verlieren. Dieser wre doch Grund zu Besorgnis und fr einen Leserbrief, nicht aber die Lappalie einer sachlichen Parteikritik.

Ihre Vorhaltungen lsen sich vollkommen in Luft auf. Eine Entschuldigung Ihrerseits wre angebracht.

Mit freundlichen Grssen

gez.: E. Indlekofer


Fussnoten

*  Name gendert

1) Israel Shahak Jdische Geschichte, Jdische Religion Die Brde von 3000 Jahren, Lhe-Verlag GmbH 1998, Seite 169. Englischer Originaltitel: Jewish History, Jewish Religion The weight of Three Thousand Years, 2. Auflage, Pluto Press, London 1997. 2) ebd. S. 106, 113; 3) ebd. S. 75; 4) ebd. S. 176; 5) ebd. S. 59, 160; 6) ebd. S. 167; 7) ebd. S. 188; 8) Isra-Eli = Kmpfer des Herrn, Eli = Herr; 9) Kyros II. (559 529 v. Chr.) wird in Wrterbchern oft flschlich als Kyros I. (640 600 v. Chr.) bezeichnet; 10) Dr. Dr. Erich R. Bromme: Flschung und Irrtum in Geschichte und Theologie, 1976; 11) Shahak, a.a.O., S. 119; 12) ebd. S. 118.