Zuflliger Blick in Schweizer Presseerzeugnisse

Wie man bei der Zeitungslektre seine Weltsicht besttigt bekommt

Jrgen Graf

In der Basler Zeitung vom 9. Februar 1999 wurde (auf S. 9) über die unlängst durchgeführte Tagung der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Basel berichtet. Neben dem unvermeidlichen Hans Stutz war dort als Referent Prof. Georg Kreis aufgetreten, der Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Originalton Basler Zeitung:

Der Basler Historiker und Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus Georg Kreis unterschied die Reaktionen auf den im November vergangenen Jahres veröffentlichten Antisemitismusberichts in die Kategorien Einverständnis, Missverständnis und Unverständnis. Die Gruppe der Gleichgesinnten müsse man kaum belehren, sie sollte jedoch in ihrer Haltung bestätigt werden. Zur Gruppe der Gleichgesinnten gehörten übrigens die meisten Medienschaffenden. Unsere Kommission hat in ihnen, so Kreis, so etwas wie objektive Verbündete, die sich für die gleichen Zielsetzungen engagieren....

Für Anfänger: Bei der von Kreis geleiteten Kommission handelt es sich um eine Gedankenpolizei, deren Aufgabe im Aufspüren und Melden rassistischer Meinungsäusserungen besteht. Als Rassist gilt in ihrem Jargon jeder, der die zionistische Meinungsdiktatur sowie die Segnungen der multikulturellen Gesellschaft - d.h. der Verdrängung der angesessenen schweizerischen Bevölkerung durch Masseneinwanderung aus dem Balkan, Asien und Afrika - auch nur schüchtern kritisiert.

Dass diese Gedankenpolizei in den Medienschaffenden ihre objektiven Verbündeten hat, war mir auch schon aufgefallen, aber es freute mich, dies von so kompetenter Seite bestätigt zu bekommen. - Ich zitiere weiter:

Der Kampf gegen antisemitische Dogmatiker mit Aufklärung sei verlorene Zeit, denn sie seien Argumenten nicht zugänglich und liessen sich ihre auf die Bestätigung negativer Vorurteile programmierte Wahrnehmung nicht nehmen: Bei ihrer tglichen Zeitungslektre begegnen sie noch und noch evidenten Signalen, die sie in ihrer Weltsicht besttigen.

Die Vorstellung, aufgrund meiner eingestandenermassen kritischen Einstellung zum Zionismus ein antisemitischer Dogmatiker zu sein, der Argumenten nicht zugänglich ist und immer nur nach Bestätigung negativer Vorurteile sucht, hat mich zutiefst verstört, und ich gelobte alsbaldige Besserung. Deshalb kaufte ich mir nach dem Studium der Basler Zeitung gleich noch vier weitere Erzeugnisse unserer freiheitlich-demokratischen Medienwelt, nämlich den Tagesanzeiger, die 'Neue Zürcher Zeitung', die 'Weltwoche' sowie schliesslich die im Springerverlag erscheinende 'Welt'. Erwartungsfroh machte ich mich an die Lektüre; ich begann bei der Welt (9. 2. 1999) und stiess gleich auf Seite eins auf eine Meldung, die meine negativen Vorurteile leider nur schmerzlich bestätigte:

Begleitet von neuen Boykottdrohungen gegen deutsche Unternehmungen, hat Kanzleramtschef Bodo Hombach in Washington Gespräche über eine Entschädigungsregelung für ehemalige Zwangsarbeiter aufgenommen. Nach einem Treffen mit Anwälten, die die deutsche Seite vertreten, standen Verhandlungen mit einer Kommission der Jewish Claims Conference unter Leitung des Generalsekretärs des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Israel Singer, auf dem Programm. (...) Nach US-Presseberichten erwägt der Jüdische Weltkongress Sanktionen gegen die Deutsche Bank, falls nicht in Kürze eine Verständigung erreicht wird. Der mögliche Strafkatalog könne weit über die Blockade der Fusion mit der amerikanischen Bankers Trust hinausgehen, hiess es unter Berufung auf die Organisation.

Auf S. 6 folgt dann ein Kommentar zu dieser Meldung, der unter dem sinnigen Titel Zeichen der Versöhnung steht und in dem erwartungsgemäss die bevorstehende Totalkapitulation der deutschen Seite vor den Erpressern angekündigt wird. Wenn ein Erpressungsopfer vor den Geldforderungen eines Gangsters kapituliert, so heisst dies im Medienjargon Versöhnung. Eine solche - provisorische - Versöhnung wurde ja zwischen den Schweizer Banken und den Herren Singer und Konsorten im August letzten Jahres mit dem Kniefall der Schweiz (Buchtitel von Nationalrat Luzi Stamm) gegenüber den unverschämten Forderungen der Judenorganisationen erreicht.

Nein, dieser Artikel hatte mir die Überwindung meiner negativen Vorurteile nicht ermöglicht. Also blätterte ich weiter in der 'Welt'. Auf S. 9 erweckte die reisserische Überschrift Gift statt Blumen und Parfum meine Aufmerksamkeit; es ging da um den vor sechs Jahren erfolgten Absturz einer israelischen Maschine über Amsterdam:

Die Affäre um den israelischen Fracht-Jumbo, der am 4. Oktober 1992 auf ein Wohnviertel von Amsterdam stürzte und mindestens 43 Menschen in den Tod riss, weitet sich zu einer politischen Krise aus. Das Vertrauen in das Funktionieren der niederländischen Demokratie ist erschüttert, nachdem im Zug der nun laufenden parlamentarischen Untersuchung der Flugzeugkatastrophe bekannt wurde, dass fast die gesamte Führung wusste, dass die El-Al-Maschine Giftstoffe und Militärgüter geladen hatte. Ministerpräsident Wim Kok - Ich bin rasend - hat den Chef der Luftfahrtbehörde, Jan-Willem Weck, sowie drei weitere hohe Beamte bis auf weiteres vom Dienst suspendiert. (...) Es waren die nun suspendierten Spitzenbeamten, die sich während einer Pressekonferenz der damaligen Verkehrsministerin Hanja Maij-Weggen mit anhörten, wie diese nach dem Absturz der El-Al-Maschine bekanntgab: Die Maschine hatte Parfum, Blumen und Elektronik geladen. Sie aber wussten: Es war Gift, es war Munition an Bord der Unglücksmaschine. Wusste die damalige Ministerin wirklich nichts? Oder wurde einfach nur vertuscht? Denn die - bisherige - offizielle Version lautete: Die Beamten hätten untereinander abgesprochen, die Politik nicht über die Giftladung zu informieren, weil die Fluglinie El Al auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol seit dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 eine Sonderbehandlung genoss. Die Israelis, so gaben die Beamten aber auch zu Protokoll, konnten auf dem Flughafen schalten und walten, wie sie wollten. El-Al-Flugzeuge, die eine Mängelliste von 25 Seiten aufwiesen, durften dennoch starten.

Niederländische El-Al-Techniker, die sich weigerten, die für den Start notwendigen Unterschriften zu leisten, wurden von der El Al unter Druck gesetzt nach dem Motto Unterschreib oder du verlierst deinen Job. Der Sonderstatus der El Al war zweifelsohne auch den Politikern bekannt. Schliesslich waren es die Innen- und Verkehrsministerien, die dazu die Anweisung gegeben hatten. Ich gehe davon aus, dass das gesamte Kabinett von Ruud Lubbers, also auch Wim Kok, über die Giftladung informiert war, sagte ein ranghoher niederländischer Diplomat, der seinen Namen nicht preisgeben will. Die Sache sei verschwiegen worden, weil Den Haag vor der Weltöffentlichkeit nicht zugeben wollte, dass Schiphol seit Jahrzehnten eine Drehscheibe für israelische Rüstungstransporte ist.

Dass zwar alle Tiere gleich sind, aber einige eben noch gleicher, weiss ich auch; schliesslich habe ich Orwells Animal Farm gelesen. Welche Tiere bei uns in der freiheitlich-demokratischen Schweiz und in unserem freiheitlich-demokratischen Nachbarland BRD gleicher sind als die anderen, war mir seit längerem bekannt. Ich hatte aber immer gehofft, anderswo sei es anders. Vielleicht waren es ja in anderen Ländern, in Holland beispielsweise, die Baptisten oder die Mormonen oder die Zeugen Jehovas, die, um mit der Welt zu sprechen, eine Sonderbehandlung genossen und schalten und walten konnten, wie sie wollten? Vielleicht wurden Beamte in Holland nicht von den Vertretern Israels, sondern von jenen eines anderen, flächen- und bevölkerungsmässig vergleichbar grossen Staates, sagen wir mal Nicaragua oder Togo oder Lesotho, nach dem Motto unterschreib oder du verlierst deinen Job unter Druck gesetzt? Meine Hoffnung hatte getrogen - jene Tiere, die gleicher sind als die anderen und für welche die gängigen Gesetze nicht gelten, gehören in Holland offenbar derselben Spezies an wie bei uns. Also war es wiederum nichts mit der Überwindung meiner negativen Vorurteile!

Traurig legte ich die Welt weg und griff zur 'Neuen Zürcher Zeitung' (NZZ) vom 9.2.; auf Seite 2 las ich dort:

Später Prozess gegen einen Kriegsverbrecher. - Nach 57 Jahren muss sich ein gebürtiger Pole in London wegen Beteiligung am Holocaust vor Gericht verantworten. Der 77jährige Rentner Andrei Sawionak soll 1942 als Polizist während der deutschen Besetzung Weissrusslands vier Juden ermordet haben. Der Richter kündigte am Montag an, dass das Gericht und die Geschworenen den Ort des Verbrechens in Weissrussland besuchen werden. Sawionak beteuert seine Unschuld. Er war 1946 nach England gekommen, hatte die britische Staatsbürgerschaft angenommen und arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei der britischen Bahn.

Aus dem Artikel geht klar hervor, dass der 77jährige Pole noch nicht verurteilt wurde, sondern erst verdächtigt wird. Gängigen Gepflogenheiten entsprechend müsste die NZZ also von einem späten Prozess gegen einen mutmasslichen Kriegsverbrecher oder so ähnlich sprechen. Doch was soll es; dem Mann wird die Erschiessung von Juden vorgeworfen, was heisst, dass er von vorne herein schuldig ist; Beweise braucht es da nicht mehr.

Ohne jeden Zweifel wird die Schuld Sawionaks ausschliesslich durch jüdische Zeugenaussagen belegt werden. Wie glaubhaft diese sind, erweist sich noch und noch: Beim Jerusalemer Demjanjuk-Prozess sagten beispielsweise fünf Juden unter Eid aus, der Ukrainer habe schwangeren Jüdinnen mit seinem Säbel die Bäuche aufgeschlitzt und Hunderttausende von Juden mit Abgasen aus dem Dieselmotor eines schrottreifen russischen Panzers ermordet. Da es bei jenem Prozess allzu viele genierliche Pannen gab, musste der Ukrainer schliesslich freigesprochen werden. Das Belastungsmaterial gegen Sawionak dürfte von ähnlicher Qualität sein wie das gegen Demjanjuk.

Nehmen wir aber einmal an, der Pole habe die ihm vorgeworfene Tat, die Erschiessung von vier Juden im Jahre 1942, tatsächlich begangen. Rechtfertigt dies dann seine Verfolgung 57 Jahre später? Stellt der alte Mann, der offenbar in England jahrzehntelang als unbescholtener Eisenbahnangestellter lebte, eine Gefahr für die Gesellschaft dar? Gewiss nicht - aber seine Opfer waren Juden. Wer vier Juden getötet hat, oder getötet haben soll, oder getötet haben könnte, wird auch mehr als ein halbes Jahrhundert später noch gehetzt. Bis ans Grab. Wer hingegen 1600 irakische Zivilisten tötet, wie die USA und Grossbritannien ihren eigenen Erklärungen zufolge bei ihrem jüngsten, vollkommen unprovozierten Überfall, erfüllt eine Friedensmission. Wer Hunderttausende arabischer Kinder verhungern lässt, wie die USA durch das gegen den Irak erzwungene Handelsembargo, dient dadurch der Humanität, weil er ja einen Feind Israels in Schach hält. Wer eine Medikamentenfabrik im Sudan mit Raketen zerstört und dabei eine ganze Menge Zivilisten ins Jenseits befördert, wie die USA im vergangenen Sommer, fördert dadurch die Völkerverständigung, weil mit den Medikamenten ja Araber geheilt worden wären, also Feinde Israels.

Nein, auch die NZZ hatte mir heute bei der Überwindung meiner negativen Vorurteile nicht geholfen. Angewidert legte ich sie beiseite; ob die 'Weltwoche' (Nr. 5 vom 4. Februar 1999) mich wohl auf den politisch korrekten Pfad bringen würde? Eine Schlagzeile auf Seite 5 stimmte mich hoffnungsfroh: Die Schonzeit für Kriegsverbrecher ist vorbei. Würden Clinton und Blair also für ihren Massenmord im Irak vor ein Tribunal gestellt werden? Gab es also doch noch so etwas wie Gerechtigkeit? Doch ach, meine Hoffnung trog; die Kriegsverbrecher, für welche die Schonzeit vorbei ist, waren Jugoslawen. Man beachte: Als die Jugoslawen noch De-facto-Verbündete der USA waren, konnten sie per definitionem keine Kriegsverbrechen begehen. Dass Tito nach dem Zweiten Weltkrieg Hunderttausende von Kroaten, Volksdeutschen und deutschen Kriegsgefangenen ermorden liess, hat bei der Führungsmacht der freien Welt nie auch nur ein Stirnrunzeln ausgelöst. Tito war ja ein Freund; Kriegsverbrecher waren damals einzig und allein die von Tito Ermordeten. Erst seitdem Belgrad eine den USA missliebige Politik betreibt, darf das Wort Kriegsverbrecher im Zusammenhang mit Serben verwendet werden.

Suche nach dem Sündenbock, titelte die 'Weltwoche' auf Seite 9. Diesmal bekamen die russischen Kommunisten ihr Fett ab, weil sie im Nazi-Stil gegen Juden hetzen, und das Leiden der Juden unter Stalin wurde wortreich beschworen:

Stalins Repressionspolitik erreichte 1953 mit der Verfolgung der jdischen rzteschaft ihren Hhepunkt. Wre der Diktator nicht im selben Jahr gestorben, htte den sowjetischen Juden wahrscheinlich eine Massendeportation gedroht.

Über die unzähligen Millionen Russen, Ukrainer etc., die unter Stalin ausgerottet wurden, verliert die Weltwoche kein Wort; die zwei oder drei verfolgten jüdischen Ärzte sind ihr wichtiger. Dass das sowjetische Konzentrationslagersystem von sechs Juden aufgebaut wurde, deren Photos uns Solschenizyn im zweiten Band seines Archipel Gulag präsentiert, wird selbstverständlich mit keinem Wort gestreift. Unter der zaristischen Herrschaft, welche der betreffende Weltwoche-Artikel in düsteren Worten schildert, wurde kein einziger Führer der bolschewistischen Partei hingerichtet; in den ersten Monate der roten Herrschaft belief sich die Zahl der Hingemordeten dann auf Zehntausende. Rund 80% der bolschewistischen Führer waren im ersten Sowjetjahrzehnt Juden - von Lenin, der eine jüdische Mutter hatte und jüdischer Definition gemäss folglich selbst als Jude galt, über den Schlächter Trotzki bis hin zum Genossen Sinonjew alias Apfelbaum, der persönlich Tausende von Mordurteilen auf dem Gewissen hatte und Ende der dreissiger Jahre dann erfreulicherweise selbst bei einer Säuberung an die Wand gestellt wurde. Doch davon kein Wort, denn Juden können definitionsgemäss keine Täter sein. Sie sind vom Tage ihrer Geburt an Opfer, sie werden immerfort ohne jede eigene Schuld unterdrückt, verfolgt und gepeinigt - von den Babyloniern, von den Kreuzrittern, von den Inquisitoren, von Stalin, von Hitler, von Saddam Hussein, von der Universalen Kirche und vom Tierschützer Erwin Kessler.

Da ich dumpf ahnte, dass auch der auf S. 47 der besagten Weltwoche-Ausgabe figuriende Beitrag über die schuldhafte Verstrickung der deutschen Vorkriegshistoriker in den Holocaust mir bei der Bewältigung meiner negativen Vorurteile wenig behilflich sein würde, las ich ihn schon gar nicht erst und warf die Weltwoche dorthin, wo sie hingehört. Ich hatte ja noch den 'Tagesanzeiger' vom 9. Februar, und was ich da zu Gesicht bekam, liess mein Herz höher schlagen. Unter Berufung auf einen (nicht näher beschriebenen) Kommentar zum Strafgesetzbuch fällte man da ein vernichtendes Urteil über Gesetze, welche die Meinungsfreiheit einschränken:

Das Anliegen solcher Maulkörbe dürfte vor der Europäischen Menschenrechtskonvention kaum standhalten, die seit 1974 auch für die Schweiz verbindliche Massstäbe setzt. So hat das Bundesgericht beispielsweise 1994 festgestellt, der verfassungsrechtliche Schutz der Meinungsfreiheit gelte auch für Äusserungen, welche den Staat verletzen, schockieren oder beunruhigen.

Na endlich! Endlich spricht eine namhafte Zeitung Klartext über den Gesinnungsterror und die Hexenjagd in unserem Land! Endlich prangert ein grösseres Blatt die Berufsverbote, die politisch motivierten Entlassungen, die Hetzkampagnen und die politischen Prozesse gegen unabhängige Geschichtsforscher, gegen Verleger, gegen Anhänger der Universalen Kirche und gegen Schächtgegner an! Endlich wird klipp und klar festgehalten, dass diese schändlichen Methoden eine schwere Verletzung der Meinungsfreiheit darstellen, weil diese eben auch für dem Staat missliebige Meinungen gilt. Endlich...

Denkste! Es ging nicht um den Terror gegen Menschen, denen ein Verstoss gegen das Antirassismusgesetz vorgeworfen wird, sondern um den Buchautor und Nationalrat Jean Ziegler, gegen den alt Nationalrat Martin Burckhardt aufgrund seines Buchs Die Schweiz, das Gold und die Toten Strafanzeige wegen Landesverrats eingereicht hatte. Anders gesagt: Verteidigt wurde da die Meinungsfreiheit eines Mannes, der ohnehin ungehindert sagen und schreiben kann, was er will, weil seine Meinung politisch korrekt, d.h. den Zionisten genehm ist. Man soll in der Schweiz auch künftig straflos mit den Wölfen heulen dürfen - das war die frohe Botschaft des Artikels im Tagesanzeiger.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Hoffnung bereits gänzlich aufgegeben, dank meinem Streifzug durch die freie Presse der freien Welt von meinen negativen Vorurteilen geheilt zu werden. Also wanderte auch der Tagesanzeiger dorthin, wo er hingehörte. Ich schickte mich eben an zu gehen, als mein Blick auf eine kleinformatige Zeitung fiel, die ihren Weg irgendwie auf meinen Schreibtisch gefunden hatte, aber meiner Aufmerksamkeit aus unerklärlichen Gründen entgangen war. Was ich da las, liess mir den Atem stocken. Ein scharfer Angriff auf die unkontrollierte Masseneinwanderung, eine deutliche Kritik an der amerikanisch-britischen Bombardierung des Irak, eine schneidende Attacke gegen die Repression in der Schweiz, nicht wie üblich nur in China, Burma und Kuba. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir lebten doch noch in einem freien Land! Wir durften den Machtmissbrauch der Herrschenden doch noch offen anprangern! Das freie Wort galt in unserem Lande doch noch etwas!

Wie hiess das Blatt doch gleich, das mit seiner blossen Existenz einen lebendigen Beweis für die ungebrochene Pressevielfalt in unserer Heimat lieferte?

Recht und Freiheit hiess das Blatt. Und da fiel mir plötzlich ein, dass sein Herausgeber Ernst Indlekofer wegen Rassendiskriminierung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist, dass man ihn im Sommer zwei Wochen lang widerrechtlich in Haft genommen, dass man ihm Computer, Druckmaschine und Kopiergerät widerrechtlich beschlagnahmt hat, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Die meisten Medienschaffenden, so hatte Prof. Kreis bei der Tagung der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft gesagt, seien für ihn und seine Kommission gegen Rassismus objektive Verbündete. Die meisten - nicht alle. Jene, die es nicht sind, riskieren Ärger. Wie in China, in Burma und in Kuba. Der Abschied vom Rechtsstaat, vor dem in einer von Indlekofer publizierten Broschüre gewarnt wurde, war also doch Wirklichkeit. In der Schweiz. Und in der BRD. Und in Holland. Und in immer mehr Staaten der westlichen Welt.

Ja, der Herr Professor Kreis hat ganz recht. Man bekommt bei der Zeitungslektüre seine Weltsicht bestätigt. Einen Fernsehapparat besitze ich übrigens nicht. Ich brauche keinen, denn eine zusätzliche Bestätigung meiner negativen Vorurteile, um mit Herrn Professor Kreis zu sprechen, ist ja nun wirklich nicht nötig.

Wir verdanken diesen Artikel der auf Befehl der Bundespolizei in der Schweiz gesperrten Site www.ety.com/tell. Lesen Sie dort auch den Vortrag: Das jüdische Schicksal während des 2. Weltkriegs: Wirklichkeit und Mythos, den Jürgen Graf am 21. November 1998 in Kopenhagen gehalten hat.